Fahrbericht von Opels Größtem Insignia - elegant und schnell

Düsseldorf · Er sieht gut aus, er fährt sich fabelhaft. Es ist ein Opel, und es ist Opels Größter. Innen geht es etwas eng zu.

Der Opel Insignia im Praxistest
11 Bilder

Der Opel Insignia im Praxistest

11 Bilder

Spontane Reaktion einer Sie beim ersten Blick auf Opels Obersten, den neuen Insignia: "Oh, der sieht aber schick aus." Ein Er pflichtet bei, will es dann aber genauer wissen. Er drückt sich fast die Nase platt an den auffallend kleinen Glasflächen, nimmt anschließend abwechselnd vorne und hinten Platz.

Er inspiziert, während sie weiter bewundernd Abstand hält, was der Elegant aus Rüsselsheim außer seinem schönen Blechkleid sonst zu bieten hat, denn: Wie es drinnen aussieht, geht jeden interessierten Autofreund schließlich auch etwas an. Tja, wie ist es, wie fühlt es sich an, wenn man im wirklich gut aussehenden Insignia, der Viertürer-Version, Platz nimmt? Antwort: "eher eng".

Der Wagen der guten Mittelklasse, dessen schön geschwungene Dachpartie sich früh zum Heck hin wölbt (Man möchte ausrufen: Sire, geben Sie mehr Kopffreiheit!) ist kein Raumwunder. Der Kofferraum (500 Liter) erscheint ausreichend dimensioniert, familienreisetauglich; aber im Innenraum herrscht, ganz besonders im Fond, Coupégefühl: Und vorne, na, da sitzt ein jeder wie in einer sehr komfortablen, körperangepassten Nussschale.

Sportiv mag das sein, auch aufgrund der tollen, viel Seitenhalt gebenden Sitze, allein, wo bleibt der ausreichende Freiraum zum Recken und Strecken? Von nun an jedoch ganz überwiegend Gutes: Heitere Stimmung beim geschmeidigen Losfahren, Begeisterung beim souveränen Spurten, Staunen über die Sicherheit vermittelnde Straßenlage, über den ohne Motorengebrüll vorwärts preschenden, bärenstarken Diesel mit seinen 195 PS.

Es ist zwar ein Slogan-Klau, dennoch möchte man spätestens, wenn nach etwa neun Sekunden die 100 km/h-Marke erreicht ist, in den Ruf ausbrechen: Aus Freude am Fahren - Insignia. Wer es ganz schnell mag, kann das Auto auf 230 km/h hochpushen.

Es versteht sich, dass in dem Fall die Verbrauchsangaben des Werks (von 4,9 l im Durchschnitt ist die Rede) kräftig überschritten werden. Auch bei kommoder Fahrweise, ohne Zuschalten der Zusatz-Sportversion und ohne Durchdrücken des Gasfußes wollte es im Test nicht gelingen, den Spritverbrauch unter 5 Litern zu halten. 6,5 Liter erscheinen realistisch. Und das ist doch gar nicht übel bei einem 2-Liter-Wagen mit knapp 200 PS unter der Haube.

Was macht den Dieselmotor des Insignia Bi Turbo so durchzugsstark, geschmeidig, ruckelfrei? Die Fans ausgefeilter automobiler Technik schnalzen mit ihren Zungen und sagen: Es ist vor allem der Knüller namens zweifacher Turboaufladung. In der Oberklasse überrascht so etwas weniger als bei einer Mittelklasse-Limousine. Opel ist stolz darauf, den kraftvollen Vierzylinder mit zwei unterschiedlich großen Ladeluftkühlern versehen zu haben.

Ein aufwendiges Kühlkonzept, wie es bei den stolzen Entwicklern heißt. Das maximale Drehmoment liegt bei 400 Newtonmetern; 320 davon stehen bereits bei 1250 Umdrehungen zur Verfügung. Adieu Turboloch! Die Verarbeitung ist zeitgemäß geschmackvoll. Hier und da hört man beim Kontrollklopfen dünnwandig klingende Plastikgeräusche. Schade, aber kein Drama unterhalb der Premium-Klasse. Und man schaut immer wieder grüblerisch auf das vertraute Opel-Signet im Lenkradzentrum und denkt beim Schwelgen über den hohen Fahrkomfort, das elegante Äußere an die vielfach geplagte Traditionsfirma Opel.

Auch dieser technisch und optisch gelungene Kraftprotz zum Preis ab etwa 34 000 Euro muss gegen den Marketing-Schaden anrollen, der in Rüsselsheim zu anderen Zeiten von anderen Konstrukteuren und Designern angerichtet wurde.

(anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort