Fahrbericht Jeep Grand Cherokee Häuptling im Gelände
Jeep Grand Cherokee / Baujahr 2010
Jeep Grand Cherokee / Baujahr 2010
Die Dame an der Rezeption schaut entgeistert. "Ist der nicht etwas groß geraten?", fragt sie mit Blick auf das Ungetüm, das die Hoteleinfahrt blockiert. Für den neuen Jeep Grand Cherokee muss man sich zunächst mal entschuldigen.
Ausstattung
Ohnehin ist der neue Jeep wohl in erster Linie für den Boulevard ausgelegt, das lässt zumindest das luxuriöse Interieur vermuten. Platz für die Ferienreise mit der Familie ist genug vorhanden, sowohl auf den hinteren Sitzen als auch im großzügigen Kofferraum.
Von den Ursprüngen hat sich der neue Jeep zumindest materialtechnisch weit entfernt — nicht nur, weil er unter dem Dach des Fiat-Konzerns gebaut wird. Statt robustem Holzfäller-Charme erwartet den Fahrer im Innenraum gediegener Leder-Luxus, bestens verarbeitet und geschmackvoll komponiert. Alles sieht nach Premium-Klasse aus und fühlt sich auch so an.
Fahrleistung
Bisher stehen hierzulande nur zwei Benzinmotoren zur Wahl, ein Diesel folgt. Die Benziner lassen wenig Wünsche offen — außer vielleicht dem nach einem eigenen Ölfeld im Garten. V 6 oder V 8 lautet die Gretchenfrage; Kraft satt bieten beide Maschinen.
Die kleinere holt 286 PS aus 3,6 Litern Hubraum (gegenüber 5,7 Litern und 352 PS) und verbraucht bei sparsamster Fahrweise rund zwölf Liter. In der Stadt sind es schnell 14. Allerdings müssen rund 2,4 Tonnen bewegt werden. Ökologisch korrekt ist das sicher nicht, aber das ist etwa ein Formel-1-Rennen ebenfalls nicht — trotzdem macht es offensichtlich vielen Spaß.
Fahrverhalten
Das hat natürlich auch mit dem hohen Nutzwert und der legendären Geländegängigkeit des Grand Cherokee zu tun. Der Jeep bietet nun rundum Luftfederung, was den Komfort deutlich verbessert, sowie eine je nach Untergrund per Drehschalter wählbare Kraftübertragung.
Außerdem lässt sich die ohnehin üppige Bodenfreiheit per Knopfdruck vergrößern. Damit sollte eigentlich jedes Terrain zu bewältigen sein.
Karosserie
Breiter als der Porsche Cayenne, länger als die M-Klasse (dessen Plattform er nutzt), wuchtiger als der BMW X 5 steht er da, mit einem Kühlergrill wie ein verchromter Lattenzaun.
So sind sie eben, die Amerikaner. Alles eine Nummer größer. Doch die vierte Generation des Grand Cherokee ist nicht nur äußerlich gewachsen, sie hat auch in puncto Qualität deutlich zugelegt. Der Jeep ist also groß und gut — sorry, folks.
Die Form der Karosse haben die Amerikaner nur behutsam weiterentwickelt, die Kanten abgerundet, die Lampen modifiziert. Schließlich geht es bei dem Grand Cherokee um einen Geländewagen-Klassiker, dessen Geist unbedingt erhalten bleiben muss.
Wirtschaftlichkeit
Die Größe des Grand Cherokee hat allerdings ihren Preis. Neben Benzinverbrauch und Preis (ab 52 000 Euro) beispielsweise akute Parkplatznot. Mit 4,82 Meter Länge und 1,94 Meter Breite (2,15 Meter mit Außenspiegeln) werden Parkhäuser zur Herausforderung.
Fazit
Stärken: Raumangebot, Verarbeitung, Geländegängigkeit
Schwächen: Verbrauch, Preis
Charme ++
Spaßfaktor ++++
Wohlgefühl ++++
Bewertung
Hinzu kommt der schwerlich in Zahlen zu messende Imageverlust. "Sie haben letzte Nacht einen sehr großen Wagen hier untergestellt", sagt eine Kollegin der ersten Rezeptionistin vorwurfsvoll nach einem Blick in den Computer. Was genau sie dort gesehen hat, bleibt ihr Geheimnis. Immerhin: Der Grand Cherokee hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Datenblatt
Hubraum | 3604 ccm |
Leistung | 210 kW/286 PS |
max. Geschwindigkeit | 206 km/h Vmax. |
Beschleunigung | 0-100 km/h 9,1 sec |
Länge/Breite/Höhe | 4,82 m/ 1,94 m/ 1,78 m |
Radstand | 2,91 m |
Kofferraum | 782 l |
Testverbrauch | 12,2 l im Test |
CO2-Ausstoß | 265 g/km |
Preis | 52.850 Euro |