Baujahr 1993 Ford Explorer V6
Ford Explorer V6 / Baujahr 1993
Ford Explorer V6 / Baujahr 1993
Ein typisch amerikanisch anmutendes Auto: Der Explorer besticht durch seine Geräumigkeit und die gute Serienausstattung. Er fällt jedoch auch auf durch seinen großen Durst: rund 16 Liter auf 100 Kilometern.
Ausstattung
Die Serienausstattung des Explorer läßt wenige Wünsche offen. Ab Werk gibt es u. a. ABS, elektrisch verstellbare Außenspiegel, Getriebe-Automatik, Dachgepäckträger, elektrische Fensterheber, Lederlenkrad, Leichtmetall-Räder, Zentralverriegelung, Metallic-Lack und elektrisch einstell- und beheizbare Vordersitze. Als Extra zu bezahlen sind lediglich Klimaanlage (2.970 DM) und Lederausstattung (1.660). Der Testwagen war tadellos verarbeitet.
Fahrleistung
Der V6 passt zur Optik - auch er ein "Ami": bärenstark, aber mit eher gedämpften Temperament. Die 165 PS (129 kW) stehen bei 4.400 U/min bereit, das Drehmoment-Maximum von 316 Nm liegt schon bei 2.400 Touren an. 12,2 sek braucht der Wagen für den Spurt auf 100 km/h, doch der Motor dreht unwillig hoch und erreicht auch nur mit Anlauf die Spitze von 170 km/h. Zur Charakteristik des Sechszylinders paßt eher geruhsames Dahinbummeln mit mittleren Drehzahlen. Zudem geht der V6 dann mit ordentlicher Laufkultur an die Arbeit und läßt lediglich ein eher gefälliges Brummen hören. Die weich schaltende Viergang-Automatik paßt gut zum Motor. Overdrive und Allradantrieb sind elektrisch zuschaltbar und machen den normalerweise heckgetriebenen Explorer fit fürs Gelände.
Fahrverhalten
Vorne hat das Auto eine aufwendige Einzelradaufhängung, doch die Hinterräder laufen an einer Starrachse mit Blattfedern. Das merkt man: Der bis zu 2,5 t schwere Geländegänger ist schon auf ebener Strecke kein Musterknabe an Geradeauslauf, beladen sind häufige Korrekturen nötig. Heftige Wankbewegungen bei Richtungswechseln werden Ängstliche verunsichern, doch in Kurven gibt sich der Explorer gutmütig-untersteuernd - allzu stark wird der Fahrer ihn dort wegen der starken Karosserie-Neigung ohnehin nicht fordern. 12 m Wendekreis sind für ein Auto dieser Bauart nicht ungewöhnlich. Daß die Servolenkung sehr indirekt ausgelegt ist und wenig Gefühl für die Straße vermittelt, entspricht amerikanischer Vorstellung von samtweichen Lenkungskomfort.
Karosserie
Der Explorer ist so, wie man sich einen Geländewagen vorstellt: hoch, breit, lang und geräumig. Platzprobleme können allenfalls Langbeinige auf den hinteren Sitzen haben, sonst ist Raum genug vorhanden für vier Personen mit reichlich Gepäck. Der Fahrer sitzt hoch über dem Verkehrsgeschehen und hat guten Blick auf Bug und Heck. Werden die hinteren Sitze umgelegt, entsteht ein gewaltiges Lastabteil, das 1.200 bis 2.400 l faßt und durch eine bis zur Stoßstange hinabreichende Klappe leicht zu beladen ist. Müssen kleinere Dinge verstaut werden, ist die von der Tür unabhängig zu öffnende Scheibe im Heck sehr praktisch. Am typischen, dem Ur-Jeep ähnlichen Design der Frontpartie ist der Wagen sofort als "Amerikaner" erkennbar.
Komfort
Die Blattfedern und Dämpfer der Hinterachse sind schlecht abgestimmt: Sie wippt über Hindernisse, neigt in Kurven zum Versetzen und schaukelt die Karosserie bei größeren Unebenheiten unangenehm auf. Diesen Nachteil können auch sehr gute Sitze mit befriedigender Seitenführung nicht wettmachen. Einige Bedienungsschalter sind amerikanisch-überholt: Der Ziehknopf fürs Licht ist von anno Tobak, das System der Zentralverriegelung gewöhnungsbedürftig und die Lenkradschaltung der Automatik etwas für Nostalgiker. Zum "american way of driving" passen die beiden Mulden für Getränkedosen in der Mittelkonsole. Wind- und Motorgeräusche fallen erst bei hoher Geschwindigkeit unangenehm auf.
Wirtschaftlichkeit
Mit 53.470 DM bewegt sich der Explorer in einem Preisbereich, den die Konkurrenz bereits fest belegt hat: Sowohl der Mitsubishi Pajero V6 (57. 400), der Opel Monterey (55.382) und der Jeep Grand Cherokee (59.500) sind in dieser Klasse fest etabliert. Zudem zeigt der Explorer mit einem Verbrauch von 15 bis 16,6 l/100 km Normalbenzin einen für alle Rauhbeine typischen Durst. Der Wertverlust wird wohl hoch sein. Die Versicherer stufen das Auto in die Typklassen 21 (Vollkasko) und 23 (Teilkasko) ein. Pro Jahr sind 343,20 DM Steuer fällig.
Fazit
Ford kommt spät um den deutschen Geländewagen-Markt zu erkunden. Der Explorer wird es daher schwer haben.
Bewertung
Karosserie: ++
Fahrleistung: +
Fahrverhalten: 0
Komfort/Bedienung: -
Ausstattung: ++
Wirtschaftlichkeit: 0