Citroen C4 Picasso im Test Ein Loft unter der Kuppel

Düsseldorf · Der Citroen C4 Picasso war immer schon der etwas andere Van. Auch in der neuen Generation bleibt das so – nun aber ohne übertriebene Exzentrik.

Der Citroen C4 Picasso im Test
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Foto: Hersteller

Der Citroen C4 Picasso war immer schon der etwas andere Van. Auch in der neuen Generation bleibt das so — nun aber ohne übertriebene Exzentrik.

Bei modebewussten Familienvätern und —müttern hat das SUV den Van abgelöst. Doch der Umstieg ist zumindest aus ästhetischen Gründen gar nicht nötig, denn der Citroen C4 Picasso ersetzt das lange Zeit übliche biedere Nutzwert-Design durch französischen Chic.

Dabei hängt sich Citroen aber auch nicht an den grassierenden Trend zur dynamischen Optik, sondern setzt auf einen eigenständigen Stil in einer Art Retro-Futurismus. Vor allem die fast filigran wirkende Passagierkanzel mit ihrer weit ins Dach gezogenen Windschutzscheibe, den großen seitlichen Fensterflächen und den dünnen Dachsäulchen wirkt, als wäre sie dem Geist eines Autodesigners der 60er-Jahre entsprungen, der den Pkw der Zukunft entwerfen wollte.

Verstärkt wird der Eindruck noch, wenn das optionale Panoramadach geordert wird, das das sogenannte Greenhouse im Wortsinne zum vollverglasten Gewächshaus macht. Im Kontrast dazu wirkt der Karosseriekörper monolithisch; seine Oberfläche wird nur von den winzigen Öffnungen für Scheinwerfer und Kühlergrill durchbrochen.

Mit Knautschkissen - der neue Citoen C4
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Erfreulicherweise haben die Designer ihre Kreativität auch auf dem Weg in den Innenraum nicht verbraucht. Der wirkt aufgeräumt und edel wie sonst nur in deutschen Premium-Limousinen, setzt dabei aber ganz eigene Akzente. Klassische Knöpfe und Tasten gibt es fast gar nicht, die Bedienung von Radio, Navi und Co. erfolgt stattdessen über einen Touchscreen in der Mittelkonsole.

Zusätzlich gibt es in den höheren Ausstattungslinien einen zweiten, sehr breiten und hoch auflösenden Monitor, der auf dem Armaturenbrett zwischen Fahrer und Beifahrer untergebracht ist und Analog-Tacho sowie -Drehzahlmesser ersetzt. Zusätzlich lassen sich auf ihm Informationen wie Routenanweisungen und Bordcomputerdaten einblenden.

Nun mag man einwenden, Design sei Geschmackssache und habe in dieser Ausführlichkeit in einem Fahrbericht nichts verloren. Beim C4 Picasso ist die Gestaltung aber integraler Bestandteil des Fahrzeugcharakters. Denn die transparente Glaskuppel des Daches und der kühl-moderne Innenraum sorgen für ein luzide-luftiges Raumgefühl, wie man es selbst in deutlich größeren Vans nicht hat.

Man fühlt sich weniger in einem Auto als in einem rollenden Wohnzimmer. Allerdings keinem mit Eiche-Rustikal-Schrankwand und Fliesentisch, sondern einem, das man in einem Großstadt-Loft erwarten würden. Mit viel Glas, Metall und Leder. Letzteres gibt es zwar im Picasso nicht, dafür finden sich - zumindest an den gut sichtbaren Stellen - optisch und haptisch angenehme Kunststoffe und edle Alu-Zierspangen.

Die etwas längere Eingewöhnungszeit bei der teilweise umständlichen Bedienung lässt sich da verschmerzen, denn wer sich erst einmal mit der Logik des Touchscreens und des Anzeigebildschirms vertraut gemacht hat, für den überwiegen die Vorteile. Etwa in Form des großen Staufachs in der Mittelkonsole — eben an dem Platz, wo üblicherweise Klima- oder Radioregelung sitzen würden.

Einstieg fällt leicht

Abgesehen vom Bedienkonzept leistet sich der C4 auch keine Exzentrik mehr. So gehört etwa die feste Lenkradnabe des Vorgängers der Vergangenheit an. Nun bewegt man nicht mehr nur den Lenkkranz, sondern das komplette Volant inklusive der Bedienelemente. Die teils etwas bemühte Originalität des Vorgängers ist einer fast nüchternen Praktikabilität gewichen. So leistet sich der Van auch bei den Kerntugenden seiner Klasse keine Schwächen.

Der Einstieg auf allen Plätzen fällt leicht, hinten ist genug Platz, um auf den längs verschiebbaren Einzelsitzen sogar drei Kindersitze nebeneinander unterzubringen. Und der Kofferraum ist gegenüber dem Vorgängermodell zwar geschrumpft, bietet aber immer noch überdurchschnittliche 537 Liter und bei umgeklappten Fondlehnen einen nahezu ebenen Ladeboden. Mit der umfassenden Variabilität eines Opel Zafira kann der Citroen zwar nicht ganz mithalten, für den Durchschnittsnutzer reicht es aber auf alle Fälle.

Wie in der Van-Klasse — und vor allem bei französischen Herstellern — üblich, ist der Picasso prinzipiell komfortabel abgestimmt. Das passt zu einer entspannten Gangart, sorgt aber für spürbare Karosseriebewegungen beim Bremsen und Beschleunigen sowie während der Fahrt durch Kurven.

Auch der 1,6-Liter-Diesel mit 85 kW/116 PS will kein Sportler sein, gönnt sich beim Anfahren eine kleine Schwächephase und schickt teils deutliche Vibrationen in den Innenraum. Dafür bietet er in Kombination mit dem manuellen Getriebe in den ersten fünf Gängen ausreichenden Durchzug und im sechsten ein ökonomisch niedriges Drehzahlniveau. Ein Verbrauch von knapp 5,5 Litern ist aller Ehren Wert, auch wenn der Durst bei längeren Autobahnetappen aufgrund der großen Stirnfläche eher in Richtung sechs Liter tendiert.

Als Designerstück unter den Kompakt-Vans ist der Citroen C4 Picasso allerdings auch nicht ganz billig. Für die Variante mit dem nicht übertrieben luxuriösen 116-PS-Diesel (weniger sollte es nicht sein) werden mindestens 23.990 Euro fällig. Dafür sind die Betriebskosten wegen des niedrigen Verbrauches gering. Und auch der Wiederverkaufswert dürfte aufgrund des auffälligen Designs und des guten Platzangebotes ordentlich ausfallen.

Wer also weder mit einem gesichtslosen Kasten-Van noch mit einem zwanghaft auf Dynamik gestylten Familien-Sportler unterwegs sein will, ist beim C4 Picasso an der richtigen Adresse. Denn bei aller Eigenwilligkeit vergisst er doch nicht die Kerntugenden seiner Klasse: Platz, Komfort und Variabilität.

Citroen C4 Picasso - Technische Daten

Fünfsitziger Kompakt-Van, Länge: 4,43 Meter, Breite: 1,83 Meter (2,12 Meter mit Außenspiegeln), Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,79 Meter, Kofferraumvolumen: 537/630 bis 1.709 Liter.

1,6-Liter-Diesel mit 85 kW/116 PS, maximales Drehmoment: 270 Nm bei 1.750 U/min, Vmax: 189 km/h, 0-100 km/h: 11,8 s, Durchschnittsverbrauch: 4,0 l/100 km, CO2-Ausstoß: 105 g/km Effizienzklasse: B, Testverbrauch 5,5 Liter; Preis: ab 23.990 Euro.

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