Fahrbericht im Optima 1.7 CRDi Der Passat-Jäger von Kia

Düsseldorf · Das neue Flaggschiff von Kia lässt Augenbrauen hüpfen. Am Straßenrand zum Beispiel. Weil der Optima ein echter Hingucker ist. Anders als die meisten anderen Asiaten hat er keine geklauten Formen, sondern ein markantes und individuelles Profil: aggressive Schnauze, coupe-artige Silhouette, trendiges Tagfahrlicht in LED-Optik und ein kräftiges Heck. Sein stimmiges Aussehen verdankt das koreanische Parademodell dem Ex-Audi- und VW-Designer Peter Schreyer.

2012: Das ist der Kia Optima
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2012: Das ist der Kia Optima

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Für hochgezogene Augenbrauen sorgt der Kia aber auch auf dem Fahrersitz: feines Leder, aufwändig gepolsterte Kunststoffe, geschmackvolle Holzeinlagen und nicht zuviel Chrom sorgen für jene Mischung von Sportlichkeit und Eleganz, auf die es im hart umkämpften Segment der gehobenen Mittelklasse ankommt.

Zehn Prozent Preisdifferenz

Am höchsten aber werden die Manager der Konkurrenz die Augenbrauen gezogen haben, als sie vom Verkaufspreis des Optima erfahren haben. Denn obwohl der Kia den Wettbewerbern von Volkswagen und Ford ziemlich dicht auf den Fersen ist und sie in einigen Disziplinen sogar überholt, kostet er deutlich weniger: Die Diesel-Version mit 136 PS ist 5000 Euro günstiger als ein vergleichbarer Mondeo; im Vergleich zum Passat sind es 3500 Euro. Rund zehn Prozent Preisdifferenz sind schon ein Wort. Da will man genauer hingucken. Was kann der Kia wirklich?

Noch vor dem Anlassen des Motors fällt die überraschend gute Verarbeitung auf: Die Spaltmaße stimmen, die Türen fallen satt in die Schlösser, auf ärgerliche Billiglösungen hat Kia beim Optima offenbar weitgehend verzichtet.

Auch die Grundausstattung ist üppiger als bei VW: Zwei-Zonen-Klimaautomatik und Tempomat gehören zum Beispiel zum Standard. Ab und an rasten die etwas zu zahlreichen Schalter auf dem Lenkrad nicht richtig ein. Auch die Hupe quäkt deutlich zu leise. Aber das sind Details, die noch keine 3500 Euro Preisabstand rechtfertigen.

Wirkliche Minuspunkte macht der Kia leider ausgerechnet beim Motor. Für seine 136 PS ist das Triebwerk etwas zu lahm und knattert vor allem zu laut. Letzteres ist besonders ärgerlich, weil Kia sich ansonsten sehr viel Mühe gegeben hat, keinen Krach in die Fahrgastzelle zu lassen. Dafür ist der Motor aber wenigstens sparsam: Auch bei ungeduldiger Fahrweise stieg unser Testverbrauch nicht über sieben Liter. Das sechsstufige Automatikgetriebe arbeitet ruckfrei, aber ein wenig behäbig.

Souveräner Autobahn-Cruiser

Das Fahrwerk ist - anders als die sportliche Optik vermuten lässt - eher komfortabel ausgelegt. Der lange Radstand sorgt für einen ruhigen Lauf und macht den Kia zu einem souveränen Autobahn-Cruiser. Bei Lastwechseln in Kurven übersteuert der Optima allerdings schnell.

In den Kerndisziplinen macht der Kia also überall eine akzeptable bis gute Figur. Bis auf eine Ausnahme: Die Bremsen sind schlecht. Kein klar definierter Druckpunkt, lange Bremswege und wenig Spurtreue - beim Tritt auf dieses Pedal bestätigt der Kia leider immer noch alle Vorurteile gegen asiatische Hersteller.

Aber so schlimm, dass der Optima deshalb zum Sicherheitsrisiko würde, sind die Bremsen nun auch wieder nicht. Wer sich damit arrangiert, bekommt ein solides Auto. Kia holt auf. Qualitativ ist der Abstand zu Ford kaum noch zu spüren, und auch die Herren in Wolfsburg können sich nicht mehr blind auf ihre tradierte Rolle als Platzhirsch verlassen.

(sgo/csr)
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