Hingucker mit Platz-Vorteil Der Mini Paceman im Test

Köln · Und noch ein Mini. Seit einem Jahr gibt es als weitere Variante aus der Lifestyle-Reihe den Paceman. Der enttäuschte in unserem Test in einem Bereich, der eigentlich eine Domäne des Fahrzeugs sein sollte, überraschte dafür aber positiv in anderer Hinsicht.

Der Mini Paceman im Test
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Was haben Mini und Porsche gemeinsam? Beide bauen emotionale Autos zu äußerst selbstbewussten Preisen? Mag sein, aber die Marken spielen ja letztlich doch in recht unterschiedlichen Ligen. Was aber beide beherrschen ist die Kunst, aus einem Grundprodukt eine scheinbar grenzenlose Variantenvielfalt abzuleiten. Was beim Porsche 911 dann Allrad, Cabrio, Turbo, Targa, GT3 und deren Kombinationen sind, heißt beim Mini Coupé, Roadster, Cabrio, Clubman, Countryman oder Paceman — mittlerweile sieben Varianten auf gleicher oder ähnlicher Basis. Wir baten das jüngste Mitglied der Mini-Familie zum Test, den seit knapp einem Jahr erhältlichen Paceman.

Tja, wie könnte man dieses Fahrzeug beschreiben? Am besten als Coupé, denn es erfüllt mit nur zwei Türen und der stark nach hinten abfallenden Dachlinie die wichtigsten definitorischen Voraussetzungen, um in diese Kategorie eingeordnet zu werden. Nun gibt es allerdings bei Mini schon ein Coupé, das optisch ähnlich auffällig ist, allerdings nur über zwei Sitzplätze verfügt. Der Paceman hat derer vier, was Mini vielleicht zum Anlass genommen hat, um das Fahrzeug in bestem schlechten Englisch als "Sports Activity Coupé" zu bezeichnen, was einen zunächst auch nicht wirklich schlauer macht.

Zwischen Lego und Kunsthochschule

Wie alle Mini spielt auch der Paceman das erfolgreicher Spiel vom Designer-Stück, mit weit in den äußeren Ecken platzierten Rädern, ergo kaum Überhängen, mutig-junger Linienführung und einem Innenraum, den man irgendwo zwischen Lego und Kunsthochschule einordnen kann — aber beileibe nicht muss. So darf man das wie stets bei Mini mittig angeordnete, bratpfannengroße und während der Fahrt praktisch unablesbare Tachometer getrost als nervig bezeichnen und vermutlich vergeblich auf Besserung in neuen Generationen hoffen. So lange begnügen wir uns mit dem Blick auf die Gott sei Dank im direkten Blickfeld liegende digitale Geschwindigkeitsanzeige.

Womit wir beim Antrieb angekommen wären. Wir fuhren den Paceman als Cooper, also mit dem Basismotor, der 90 kW/122 PS leistet. Was heutzutage nicht viel ist, aber immerhin kostet der Viersitzer schon mit dieser schwächsten Benziner-Motorisierung erstaunliche 23.800 Euro, plus viele Tausender für ein wenig dem Stil des Fahrzeugs angemessene Zusatzausstattung. Nicht vergessen: Wir reden hier über ein Fahrzeug, das in der Länge deutlich näher an einem VW Polo als einem Golf liegt.

Der Motor ist ein braver Geselle und als solcher in diesem Lifestyle-Gerät eine leise Enttäuschung. Er ist recht laut, kommt trotz hochmoderner vollvariabler Ventilsteuerung nur zäh auf Touren und benötigt für die angemessen zügige Fortbewegung dann Drehzahlen. Was wiederum den Verbrauch in unwirtliche Höhen treibt: 8,4 Liter im Schnitt, das sind exakt 40 Prozent mehr, als es Mini mit 6,0 Litern verspricht. Selbst wenn ein Teil davon unserer manchmal bemüht sportlichen Fahrweise geschuldet war, ist dieser Wert kaum akzeptabel. Da sollte man doch lieber gleich zum Cooper S greifen, der über 60 Pferde und mit 240 Newtonmetern gleich 50 Prozent mehr Drehmoment mobilisiert.

Ideales Auto für die flotte Fahrt

Positiv überrascht waren wir vom Platzangebot. Da der Paceman mit einer Länge von 4,11 Metern einen normalen Mini um fast 40 Zentimeter übertrifft, gibt es genug Raum. Vor allem für Gepäck, denn das Kofferraumabteil fasst mit 330 Litern doppelt so viel wie das des Mini und kann durch Umlegen der hinteren Sitze sogar auf fast 1100 Liter erweitert werden. Der Paceman ist damit das ideale Auto für die flotte Fahrt in den Urlaub, mit dem richtigen Motor natürlich und nur mit zwei Personen, denn hinten hat man zwar ausreichend Bein- aber nicht genügend Kopffreiheit, zudem ist der Einstieg auf die hinteren Plätze nun wirklich nur was für jüngere Menschen. Aber das ist ja auch die anvisierte Zielgruppe.

Jung, urban orientiert und mit einem guten Job oder reichen Eltern/Großeltern im Hintergrund: So sieht diese gemeinhin für Mini aus. Wer eine besondere, sagen wir besonders auffällige, Form mit mehr Platz für Gepäck sucht, ohne aber gleich zum Clubman greifen zu wollen, für den könnte der Paceman der richtige Mini sein.

(SP-X)
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