Fahrbericht Der Alfa Romeo Giulietta im Test

Düsseldorf · Wenn ein Auto den Namen einer Frau trägt, dann suggeriert das eine schnittige Linienführung. Bei der Alfa Romeo Giulietta muss man die sportlichen Kurven nicht lange suchen. Sie stecken in der Front mit dem dreieckigen Kühlergrill, in der Coupe-förmigen Seitenpartie und im knackigen Heck.

Betörende Schönheit: Alfa Romeo Giulietta
39 Bilder

Betörende Schönheit: Alfa Romeo Giulietta

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Die kompakte Dame hat zwar nicht mehr viel mit der Ur-Giulietta von 1954 gemein, eine Schönheit ist sie aber unbestritten. Die jüngste Variante der Golf-Konkurrentin führt zudem ein bedeutungsvolles Anhängsel im Namen: "QV". Die zwei Buchstaben stehen für Quadrifoglio Verde, das vierblättrige Kleeblatt, das Alfa Romeo vor 90 Jahren zum Sieg beim sizilianischen Straßenrennen Targa Florio verholfen haben soll.

Kleeblatt als Markenzeichen

Der erste Sieg in einer langen Reihe. Bis heute nutzt Alfa das Kleeblatt daher zu Marketingzwecken. Es ziert nun die Modellversionen, die für Sportlichkeit stehen. Die Giulietta QV jedenfalls hält, was das grüne Blatt an ihrer linken Vorderseite verspricht. Ob beim Überholmanöver in der Stadt oder Beschleunigen auf der Autobahn: Ein bisschen fühlt sich der Fahrer immer, als sei er selbst gerade Teilnehmer eines sizilianischen Rennens. Das 15 Millimeter tiefer gelegte Fahrwerk fühlt sich komfortabel an. Und die 235 Pferdestärken sind einfach zu verlockend. Die sportliche Leistung der QV erzielt der Motor durch seinen Turbolader.

Der drückt die Luft allerdings in einen vergleichsweise kleinen Motor mit 1,8 Litern Volumen - eine Kombination, die nicht unbedingt Langlebigkeit verspricht. Was sie ebenfalls nicht leisten kann, ist Sparsamkeit. In unserem Test verschlang das "Julchen" gute zehn Liter. Die Herstellerangaben von 7,6 Litern kombiniert bleiben ein Traum. Serienmäßig ist das manuelle Sechs-Gang-Getriebe. Die rot lackierten Sport-Bremsscheiben von Brembo sind nicht nur schick, sondern packen auch prompt zu. Zahlreiche Assistenzsysteme erhöhen die Sicherheit. Wann sie eingreifen, kann der Fahrer über einen Wippschalter regeln.

Von den drei Modi "Dynamic", "Natural" und "Allweather" macht der erste am meisten Spaß. Dabei zeigt sogar ein ausklappbarer Bildschirm die G-Kräfte an. So wird das Gefühl, wie stark der Fahrer gerade in den Sitz gedrückt wird, auch noch visuell untermalt - eine schöne Spielerei. Wenn der Bildschirm nicht die physikalischen Kräfte visualisiert, dient er als Bordcomputer oder als Navi. Die Bedienung über Knöpfe im Armaturenbrett ist etwas umständlich.

Schickes Leder

Diese wirken auch nicht so wertig, wie es bei dem Preis zu erwarten wäre. Einen Pluspunkt hingegen bekommen die Sitze, die wie das Lenkrad mit roten Ziernähten versehen sind: Sie sind automatisch verstellbar, und drei verschiedene Sitzpositionen lassen sich speichern. Das Leder ist nie lange kalt, dank Sitzheizung. Die Zweizonen-Klima-Automatik tut ihr Übriges fürs Wohlgefühl. Vorne ist ausreichend Platz, eng wird es hingegen auf der Rückbank. Menschen ab 1,75 Meter stoßen mit dem Kopf an den Himmel. Ein Nachteil der sportlichen Form. Ebenso wie die schlechte Sicht nach hinten: Die Heckscheibe ist sehr schmal, die C-Säule dafür breit.

Da ist Vertrauen in die Rückfahrsensoren gefragt. Der Kofferraum bietet ausreichend Platz, und wer hinten sitzt, kann über eine praktische Luke im Rücksitz hineingreifen. Weniger praktisch: Die Heckklappe hat außen keinen Griff. Wer also den Kofferraum öffnet, muss mit schmutzigen Fingern rechnen. Zusätzlich ist die Ladefläche sehr hoch. Fazit: Ein tolles Auto, das Fahrspaß garantiert. Nur die Alltagstauglichkeit könnte Alfa noch verbessern.

(anch)
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