Das Elektroauto im Fahrbericht Das kann der neue BMW i3

Amsterdam · Sechs Jahre Arbeit haben sie in dieses Projekt gesteckt, geschätzte drei Milliarden Euro investiert - und deshalb bei der Präsentation des i3 wahrscheinlich genauso unter (An-)Spannung gestanden wie das Fahrzeug selbst. Denn mit ihm soll im Hause BMW eine Art "elektrische Revolution", zumindest aber eine neue Zeitrechnung eingeläutet werden.

Der neue BMW i3 im Test
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Die Vorurteile sind bekannt: Ein Elektroauto ist teuer, seine Reichweite zu gering, die Alltagstauglichkeit eingeschränkt. Die Fakten lesen sich so: 34.500 Euro sind für ein Kompaktklasse-Modell sicher kein Schnäppchen. Aber ein fairer Preis für ein Auto wie den BMW i3. Vier vollwertige Sitze und ein Kofferraumvolumen von 260 bis 1130 Liter geben keinen Grund zur Klage und die etwa 160 Kilometer Reichweite sind im Alltag für fast alle Autofahrer mehr als genug. Und nicht mal unbedingt das Ende der Fahnenstange: Denn wer noch einmal 4500 Euro für einen Range Extender, den Reichweitenverlängerer, investiert, verdoppelt damit die mögliche Fahrstrecke und halbiert die an sich schon nicht unbedingt begründete Angst vor dem Liegenbleiben.

Elektroauto-Fahren ist aber selbstverständlich (noch) trotzdem immer ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Das lautlose Dahingleiten und die beeindruckende Beschleunigung beim Start dank des sofort zur Verfügung stehenden maximalen Drehmoments gehören genauso dazu wie die Planung der Strecke und die Suche nach einer Ladestation.

Navi zeigt Reichweiten-Umkreis

Letzteres hört sich schlimmer an, als es ist. Das Navigationsgerät des i3 zeigt den Reichweiten-Umkreis genauso an wie die möglichen "Tankstellen", von denen bereits sehr viele auch die BMW-Karte akzeptieren. Der i3-Fahrer fährt vor, verbindet mit dem Ladekabel die Stromquelle mit dem Fahrzeug, verriegelt das Ganze per Fernbedienung und sucht sich zum Beispiel ein nettes Plätzchen in einem Café. Dort verfolgt er über eine App auf seinem Smartphone den Ladezustand der Lithium-Ionen-Batterie. Deren Akkus sind an einer Schnell-Ladestation innerhalb von rund 30 Minuten wieder bei 80 Prozent ihrer Kapazität, die "Strom-Rechnung" wird vom Konto des Karten-Nutzers abgebucht.

Ob der i3 ein attraktives Auto ist, liegt im Auge des Betrachters. Für einen BMW ist er mit vier Metern Länge sehr kurz, mit 1,77 Metern eher schmal und mit 1,58 Metern recht hoch. Die Front trägt die markentypische Niere, die Außenhaut ist stets zweifarbig, da die Haube, das Dach und die Glasfläche der Heckklappe immer in Schwarz gehalten sind.

Ein Hingucker sind die unter diesem Glas eingebauten LED-Heckleuchten, ein Hingucker der ganz anderen Art die auf den geschmiedeten 19-Zoll-Felgen sitzenden Bridgestone-Reifen. Denn die sind schmal, sehr schmal für ein Auto im Jahr 2013. Dimension 155/70 - da haben sogar die meisten Motorräder der Marke BMW zumindest hinten breitere "Puschen" zu bieten.

Verzicht auf eine B-Säule

Kaum hat man sich an den Anblick gewöhnt, stutzt man ein zweites Mal, fehlen doch die Griffe für die beiden hinteren und gegenläufig angeschlagenen Türen. Denn die lassen sich lediglich von innen und auch nur dann öffnen, wenn zuvor die vorderen geöffnet wurden, was allerdings auch den Verzicht auf eine B-Säule ermöglicht. Dass sich in der zweiten Reihe die Fenster nicht öffnen lassen, wird sicherlich zu Diskussionen im Familienkreis führen.

Die sehr dünnen Sitze sind erfreulicherweise viel bequemer als sie aussehen, die Sitzposition ist sehr hoch, die Verstellung des Gestühls aber nur von Hand möglich. Der Blick fällt auf ein Display hinter dem Lenkrad und auf den Flatscreen-Monitor in Tablet-Größe. An der Lenksäule sitzt ein sehr wuchtiger Schaltknauf, mit dem man die Fahrtrichtung wählt. Das Armaturenbrett wirkt allerdings zerklüftet, was laut BMW aber den "Loft-Charakter" widerspiegeln soll.

Nicht jedermanns Geschmack dürfte auch die Optik der aus schnell nachwachsenden Rohstoffen gefertigten Armaturentafel und der Innentürenverkleidungen sein, erinnern diese mit ihrer Oberfläche doch schon ein wenig an Spanplatten.

Lithium-Ionen-Batterien 200 Kilo schwer

Da die Fahrtgastzelle aus karbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) besteht und die Türen aus Thermoplast gefertigt sind (Dellen sind damit kein Thema mehr) konnte BMW das Leergewicht trotz der 200 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterien (Energie-Kapazität 22,0 kWh) auf 1195 Kilogramm begrenzen, und durch die Lage der Akkus zwischen den beiden Rädern einen tiefen Fahrzeugschwerpunkt sowie eine harmonische Achslastverteilung verwirklichen.

Zusammen mit den 170 PS und 250 Nm Drehmoment sorgt das für jede Menge Fahrspaß, vor allem auf kurvigen Landstraßen macht auch der Elektrovertreter dem Motto des Hauses alle Ehre. In gerade einmal 7,6 Sekunden geht es aus dem Stand auf Tempo 100, bei 150 km/h wird abgeregelt. Aus gutem Grund, lassen doch schon gut 20 Kilometer flotter Fahrt die Reichweite unverhältnismäßig stark weil gleich um 40 bis 50 Kilometer schrumpfen.

(sp-x)
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