Fahrbericht: Mercedes S 500 Das Flaggschiff vom Flaggschiff

Toronto · S-Klasse ist nicht gleich S-Klasse. In den vollen Genuss von Technik und Prestige kommt nur, wer eines der Spitzenmodelle wählt. Zurzeit bildet das das V8-Modell S 500 das Familienoberhaupt. Es bietet neben viel Kraft auch ein spezielles Komfortprogramm.

Der Mercedes S 500 - das Flaggschiff vom Flaggschiff
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Wenn im Juli die neue S-Klasse beim Händler vorrollt, steht der S 500 an der Spitze der Modellhierarchie. Die Achtzylinder-Version der Oberklasselimousine ist weltweit gesehen das wichtigste Modell — und bis zum Start des Zwölfzylindermodells Anfang 2014 auch das teuerste. Mindestens 104.601 Euro muss der geneigte Kunde anlegen. Wer sich aus der langen Optionsliste bedient, ist schnell in der Nähe von 150.000 Euro. Dafür gibt es dann Sicherheit, Komfort und Sound satt.

Vergleichsweise unspektakulär ist da noch der Antrieb. Der 4,6 Liter große V8-Benziner mit 335 kW/455 PS ist im Prinzip bereits unter anderem aus SL und E-Klasse bekannt, ebenfalls keine Neuheit ist die Siebengangautomatik, die auch schon im Vorgänger zu haben war (die neue Neugangautomatik ist zur Markteinführung noch nicht fertig). Bemerkenswert ist lediglich der nun durchaus ordentliche Verbrauch von 8,6 Liter, der vor allem auf innermotorische Optimierungen sowie das gesunkene Gewicht und den deutlich geringeren Windwiderstand der Karosserie zurückgeht. Ähnliche Verbrauchswerte erreicht aber auch schon seit längerem die süddeutsche Konkurrenz von BMW.

Komfort pur

In einer anderen Disziplin hat der Mercedes aber den Kühlergrill vorn: beim Fahrkomfort. Vor allem, wenn der Kunde das optionale "Magic Body Control"-Fahrwerk gewählt hat. Weil eine Stereokamera hinter der Windschutzscheibe kontinuierlich die Straße nach Unebenheiten absucht, können sich Federn und Dämpfer frühzeitig auf Arbeit einstellen. Ein Hydraulikzylinder am Federbein eliminiert dann grobe Stöße komplett. Das klappt natürlich umso besser, je größer die Verwerfungen sind. Starke Bodenwellen oder Bahnübergänge werden komplett ohne Karosseriebewegungen überrollt, kleinere Fahrbahnschäden ignoriert das System eher. Auch auf richtig schlechten Straßen mit Schlaglöchern muss das hydraulische System kapitulieren. Gar nicht aktiv ist es bei starkem Regen oder Dunkelheit.

Luxuriöses Zubehör

Knapp 5.000 Euro verlangt Mercedes für das vollmundig als "magisch" angepriesene System. Bestellbar ist es aktuell einzig für den S 500. Bei den kleineren Motorversionen wäre ein Angebot zwar technisch möglich, wirtschaftlich aber nicht sehr sinnvoll. Denn europäische Autofahrer können auf den Zusatzkomfort durchaus verzichten — vor allem, da bereits die serienmäßige Luftfederung ein hohes Komfortniveau garantiert.

Generell wird das Wohlbefinden an Bord des S 500 groß geschrieben. Das fängt bei der hervorragenden Geräuschdämmung an, geht über die optionale Klimaautomatik mit Ionisierung und Beduftung bis zu den heiz- und kühlbaren Sitzen. Wer noch einige tausend Euro extra investiert, macht den Fond vollends zur Wellness-Oase mit Liegesitz und zahlreichen Massagefunktionen. Knackiges Kneten darf man aber nicht erwarten, durch die dicke Lederschicht und die eigene Bekleidung wird die Wirkung doch stark gefiltert.

Wer sich lieber das Trommelfell als den Rücken massieren lässt, sollte die Highend-Audioanlage von Burmester mitbestellen. Für rund 7.500 Euro bietet sie nicht nur herausragende Akustik, sondern macht mit ihren gelochten Metall-Lautsprechern auch optisch einiges her. Vor allem, wenn beim Motorstart die Hochtöner aus den an der A-Säule angebrachten Lautsprechern ausfahren. Ansonsten verzichtet Mercedes aber auf übertriebene Spielereien; selbst der volldigitale Bildschirm-Tacho bleibt dem alten Analog-Stil verhaftet, garniert die beiden Uhren für Geschwindigkeit und Drehzahl lediglich mit zurückhaltender Zusatz-Grafik, etwa Informationen des Navis oder der Assistenzsysteme.

Klassisches Design

Eine Ernsthaftigkeit, die auch zum Außen-Design passt. Im Gegensatz zu anderen zeitgenössischen Mercedes-Modellen gibt es bei der S-Klasse weniger Blech-Arabesken und Barock-Zierrat. Der breite Grill, die gestreckte Seitenlinie und das eher nüchterne Heck strahlen Präsenz und Seriosität aus - vor allem bei der Langversion, die erstmals das Grundmodell stellt, während die Kurzversion diesmal eine Ableitung ist.

Hintergrund ist natürlich der immer wichtiger werdende Markt in China, wo mit Chauffeur fährt, wer etwas auf sich hält. Aus dem gleichen Grund soll dort auch die geplante Extralang-Version einschlagen, die den eingestellten Maybach ablöst. Auf allzu große Anbiederungen an die Boom-Region verzichtet Mercedes aber ansonsten glücklicherweise. So dass auch die neue S-Klasse sich in die Tradition großer Limousinen mit Stern einpasst.

(SP-X)
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