Test: Nissan Juke Nismo 4x2 Crossover-Krokodil mit Beißhemmung

Köln · In Japan und unter Videospielern ist "Nismo" legendär. Dem normalen deutschen Autofahrer dürfte Nissans Motorsportabteilung, die sich auch der sportlichen Veredelung von Serien-Automobilen widmet, noch eher fremd sein. Der Nissan Juke Nismo versucht seit einigen Monaten, das zu ändern.

Test: Nissan Juke Nismo 4x2
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Wer bei der extrem populären Video-Rennspiel-Reihe "Gran Turismo" seine Gegner in Grund und Boden fahren will, wählt gerne einen Nissan in der extra scharfen Nismo-Variante. Vor allem die entsprechenden Ausführungen der Modelle Skyline und GT-R lassen sich per Controller im Höllentempo über die Rundstrecken prügeln. Seit kurzem können Nissans Sport-Modelle auch auf deutschen Straßen bewegt werden — zum Beispiel in Form des aufgemotzten Juke Nismo. Das Mini-SUV geht aber etwas verhaltener zur Sache als seine virtuelle Verwandtschaft.

Die Zurückhaltung betrifft allerdings nicht die Optik. Schon im Serien-Trim ist der Juke mit seinem Krokodilsgesicht und den gestauchten Proportionen ein polarisierender Hingucker. Als Nismo setzt er mit extra breiten Schwellern, aerodynamisch ausgefeilten Schürzen und mächtigen 18-Zoll-Felgen noch einen drauf. Darüber hinaus sorgen rote Zierleisten und rot lackierte Spiegel für Abgrenzung zu den Serienmodellen.

In Sachen Motorleistung fällt die Distanzierung aber deutlich dezenter aus. Lediglich 10 PS trennen den 147 kW/200 PS starken Nismo-Juke vom stärksten Standard-Modell. Und auch bei den Fahrleistungen gibt es nur geringe Unterschiede. Einzig bei der Beschleunigung von null auf Tempo 100 nimmt der Nismo (7,8 Sekunden) dem 140 kW/190-PS-Modell 0,2 Sekunden ab. Die Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h und der Normverbrauch von 6,9 Litern sind identisch. Neben der frontgetriebenen Variante gibt es noch eine Allradversion (3.000 Euro Aufpreis), die jedoch mit einem — hierzulande nicht sonderlich populären — stufenlosen Getriebe zwangsgekoppelt ist.

Als Kaufargument für die Nismo-Version taugt der leicht gestärkte Motor also kaum. Dabei macht er seine Sache durchaus ordentlich: der fulminante und gleichmäßige Durchzug des 1,6-Liter-Turbos wissen vor allem beim Überholen und Anfahren zu gefallen und wird nur vom seinem leichten Übergewicht (1.350 Kilogramm) und dem hohen Luftwiderstand eingefangen. Trotzdem bleibt der Testverbrauch mit 8,5 Litern in einem ordentlichen Bereich. Kritisieren kann man aber den zu schlappen Sound des Vierzylinders — während er sich im unteren Drehzahlbereich fast gar nicht hören lässt, fängt er bei höheren Touren leicht an zu dröhnen. Für ein dezidiertes Spaßmobil ist das eher enttäuschend.

Voll überzeugen kann hingegen das Fahrwerk unter der um 2 Zentimeter tiefer gelegten Karosserie. Straffer abgestimmt als bei der Standardversion reagiert es zwar bockig auf kurze Unebenheiten, kann aber mit geringer Seitenneigung und ausreichendem Restkomfort punkten. Da stört es auch nicht, dass zumindest beim frontgetriebenen Modell eine etwas altmodische Starrachse zum Einsatz kommt (nur beim Allrader gibt es Einzelradaufhängung). In das agile und kaum hochbeinige Fahrgefühl fügen sich auch die verbindliche Lenkung und die knackige Schaltbox sauber ein.

Das große Feuerwerk zur Einführung der Marke Nismo in Europa kann der Juke aber nicht liefern. Dafür unterscheidet er sich zu wenig vom fast gleich starken und schnellen Modell in der zivilen Ausstattung Tekna. Bis auf die sportlichen Anbauteile und das modifizierte Fahrwerk bietet die Ausstattung keine Differenzierungsmerkmale. Wem das trotzdem einen Preisaufschlag von knapp 4.000 Euro auf 26.660 Euro wert ist, erhält einen Juke, der sein von Hause aus schon fast cartoonhaftes Äußeres noch einmal auf die Spitze treibt. Wer vor allem einen kleinen Sportler sucht, fährt mit der Konkurrenz günstiger. Modelle wie VW Polo GTI (132 kW/180 PS, 22.925 Euro) oder Ford Fiesta ST (134 kW/182 PS, 19.990 Euro) sind zudem geräumiger als der vor allem im Fond und beim Kofferraumvolumen recht knapp geschnittene Japaner. Bei der Playstation-Generation kann man mit den beiden Deutschen aber wohl weniger Eindruck schinden.

(ham)
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