Baujahr 1994 Citroen Jumper 1.9TD
Citroen Jumper 1.9TD / Baujahr 1994
Citroen Jumper 1.9TD / Baujahr 1994
Wie bei der Entwicklung ihrer Großraum-Limousine haben sich der italienische Fiat- und der französische PSA-Konzern auch auf dem Transporter- und Kleinbus-Sektor zu einer Gemeinschaftslösung zusammengetan. Das spart Kosten - aber erhöht es auch die Marktchancen gegen die mächtigen Konkurrenten aus Wolfsburg und Köln? Wir fuhren die (technisch mit dem Fiat Ducato und Peugeot Boxer weitgehend identische) Citroen-Version namens Jumper als Turbodiesel.
Ausstattung
Seinem kleinsten Nutzfahrzeug hat Citroen alles mitgegeben, was Pkw-Standard ist - den meisten Modellen jedoch nicht mehr. Elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel (330 DM) kosten ebenso Aufpreis wie Fensterheber-Elektrik samt Zentralverriegelung (620), Beifahrer-Doppelsitzbank (300), linke Schiebetür (720) und Metallic-Lack; auch bei den teureren Modellen schlagen ABS (2.500) und Klimaanlage (3.800) kräftig zu Buch. Der Testwagen war absolut klapperfrei verarbeitet.
Fahrleistung
Drei der fünf angebotenen Motoren sind alte Bekannte (2-l-Benziner mit 109 PS/80 kW, 1,9-l-Saug- und Turbodiesel mit 69 PS/51 kW bzw. 92 PS/68 kW); hinzu kommen die beiden neuen 2,5-l-Selbstzünder mit Dreiventiltechnik der PSA-Gruppe (86 Saug-PS/63 kW bzw. 103 Turbo-PS/76 kW). Im Testwagen wirkte der 1,9-l-Turbodiesel (ohne Oxi-Kat) nicht ganz so laufruhig, wie man ihn aus den Citroen-Pkw schätzt -- auch warmgefahren blieb ein leichtes Dieselnageln hörbar. Doch die 92 Pferdestärken sorgen für bis zu 136 km/h und die bei 2250 U/min anliegenden 196 Nm Drehmoment verleihen dem 2,8-Tonner bärenstarken Durchzug, dem auch die kurze Gesamtübersetzung (4,77) dient, so daß sich vierter 10,97) und fünfter Gang (0,73) lang und verbrauchssenkend auslegen ließen.
Fahrverhalten
Der Fronttriebler läuft unbeirrbar geradeaus, versetzt trotz hinterer Starrachse auf Bodenwellen kaum und bleibt im Kurvengrenzbereich auch bei voller Zuladung gutmütig untersteuernd, steckt Lastwechsel sicher weg. Die leichtgängige und genügend exakte Servolenkung ist leider nicht bei allen Modellen serienmäßig. Die gemischte Bremsanlage verzögert das bis zu 3,5 t schwere Auto sicher, sprach allerdings beim Testwagen sehr "giftig" an.
Karosserie
Mit Kastenwagen und Pritsche, Doppelkabiner, fahrerhauslosem Windlauf, zwei Busmodellen, jeweils drei Radständen und Dachhöhen deckt der Neuling die übliche Palette gewerblicher Einsatzmöglichkeiten ab. Vom Raumangebot her liegt er dabei jeweils beinahe eine Klasse höher als die VW-Lösungen, vor allem die Kastenversionen verfügen mit ihrem fast kubischen Laderaum (bis zu 12 Kubikmeter) und Nutzlasten zwischen 0,85 und 1,6 t über sehr viel Platz. Die Schiebetür rechts und die doppelflügelige Hecktür sind palettentauglich schon beim Grundmodell (2,85 m Radstand); dank nur 0,54 m Bodenabstand läßt es sich bequem beladen, zwischen den Radkästen bleiben innen 1,39 m Platz. Die Kombi genannten Busversionen haben die übliche Sitzaufteilung für 8 bis 9 Insassen, außerdem ein (variables) Gepäckabteil, das diese Bezeichnung verdient (1.200 - 1.800 l). Durch die gerundete Frontpartie mit flach angestellter Frontscheibe ergibt sich für diese Klasse bemerkenswerte Aerodynamik (cW-Wert = 0,35), dank der hohen Sitzposition ist die Übersichtlichkeit vorzüglich. Gurtstraffer und Flankenschutz dienen der passiven Sicherheit, ein Fahrer-Airbag kommt.
Komfort
Im Federungskomfort lassen sich an einen Wagen wie den Jumper naturgemäß keine Pkw-Maßstäbe anlegen, zumal nicht die bei Citroen gewohnten. Vor allem leer quittiert das Nutzfahrzeug kurze Wellen mit deutlichem Wippen, wird aber mit wachsender Zuladung ruhiger. Die Fahrersitzposition im Kastenwagen ist relativ steil, Großgewachsene müssen beim Zurückstellen des Sitzes Zugeständnisse an den Laderaum machen. In den Einzelsitzen des Kombi Club sitzt man dagegen tadellos. Gewöhnungsbedürftig ist die links vom Fahrersitz angebrachte Handbremse, doch schafft sie ebenso wie der mit kurzen Schaltwegen gefallende, ins Armaturenbrett integrierte Joystick-Ganghebel vorne Fuß- und Knieraum für einen in der Fahrzeugmitte Sitzenden. Der sehr rutschige Gummiboden des Fahrerhauses ist eine Unfallquelle. Der Motor bleibt klassengemäß stets hörbar.
Wirtschaftlichkeit
Wer Marktanteile erobern will, muß scharf kalkulieren: Auch mit dem l,9-l-Turbodiesel bleibt der kleinste Jumper-Kastenwagen unter 30.000 (29.330) DM; der Benziner steht mit 27.660, der Saugdiesel mit 27.930 DM in der Liste. Die Preise für die Busse liegen je nach Motorisierung, Radstand und Ausstattung zwischen 32.280 und 39.100 DM (für den aufgeladenen 2,5-l). Vor allem in Wolfsburg wird man sich also warm anziehen müssen! Mit dem kleineren Turbodiesel betrug der Verbrauch beim Testwagen zwischen 8,5 und - voll gefahren - 12,5, im Durchschnitt 10 l/100 km. Beim Wiederverkauf wird man Abstriche hinnehmen müssen.
Fazit
Wenn drei Großserien-Hersteller Erfahrungen und Entwicklungspotential in ein Projekt einbringen, kommt dabei "etwas heraus": Der Jumper beweist es.
Bewertung
Karosserie: +
Fahrleistung: +
Fahrverhalten: 0
Komfort/Bedienung: 0
Ausstattung: 0
Wirtschaftlichkeit: +