Fahrbericht Der neue BMW X5 im Test

Vancouver · Obwohl der BMW X5 ein Oberklasse-SUV ist, wie es im Buche steht, kann er noch überraschen. Dabei macht die neue Generation gar nicht so viel anders.

Fahrbericht: Der BMW X5 im Test
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Obwohl der BMW X5 ein Oberklasse-SUV ist, wie es im Buche steht, kann er noch überraschen. Dabei macht die neue Generation gar nicht so viel anders.

Das Leben ist bekanntlich kein Wunschkonzert. Genauso wenig ein Ponyhof, Kindergeburtstag, Streichelzoo oder Traumschiff. Dabei könnte es doch so einfach sein. Wenn man denn einen BMW X5 für mindestens 52.100 Euro sein eigen nennen könnte. Denn auch in der dritten Generation geriert sich "The Boss", wie der Fünftürer BMW-intern genannt wird, als Gefährt für alle Lebenslagen. Mit Platz für einen Streichelzoo im jetzt 650 Liter fassenden Kofferraum (1.870 Liter mit umgeklappten Sitzen) oder eine Kindergeburtstags-Gesellschaft, für die optional sieben Sitze zur Verfügung stehen. Wobei sich die siebte Sitzreihe im Ladeboden versenken lässt. Transporte von und zum Ponyhof sind bei 2,7 Tonnen Anhängelast genauso möglich wie traumhafte Reisebedingungen auf den komfortablen Sitzen des Dickschiffs.

Nach bisher 1,3 Millionen weltweit verkauften Exemplaren hat BMW beim neuen X5 die Kerntugenden seiner Vorgänger erhalten und schickt den Fünftürer vor allem zeitgemäß aufgerüstet in seinen nächsten Lebenszyklus — in Sachen Design, Assistenten und Motoren. Letztere sind verbrauchsoptimiert und gleichzeitig leistungsgesteigert, eine Variante ist gleich ganz neu.

Einstiegsmodell für 52.100 Euro

Denn erstmals bietet BMW im X5 einen Vierzylinder-Motor an und das auch noch — ebenfalls Premiere — ohne Allrad. Mit dem 160 kW/218 PS starken Dieselaggregat 25d wollen die Münchner den Nerv der Zeit treffen und den einer neuen Zielgruppe. Die schätzt die Annehmlichkeiten eines großen Autos, will aber keinen Spritfresser fahren und ist — typisch Diesel-Kunde — vor allem in Europa beheimatet. Sparsame 5,6 Liter (5,9 mit Allrad) soll der 2,0-Liter-Selbstzünder verbrauchen. Er bildet künftig für 52.100 Euro das Einstiegsmodell des X5-Baureihe, es gibt ihn allerdings erst ab Dezember. Gleichzeitig mit der Sparvariante kommen auch die beiden Sechszylinder 35i (225 kW/306 PS) und 40d (230 kW/313 PS).

Bei der Markteinführung im November stehen drei Motorisierungen zur Wahl. Die hierzulande voraussichtlich wieder beliebteste ist der Sechszylinder 30d, der jetzt 190 kW/258 PS leistet und 560 Nm Drehmoment an alle vier Räder schickt. Bei einer ersten Testfahrt stellte er sich durchzugsstark und kultiviert als das Aggregat der Wahl für den X5 heraus. Zumindest solange der geneigte Käufer ein wenig auch auf die Wirtschaftlichkeit schielt, wo der 30d sowohl beim Verbrauch als auch beim Blick auf das Preisschild (ab 59.400 Euro) überzeugt.

In anderen Sphären ist der ebenfalls ab November erhältlich V8-Biturbo 50i unterwegs: Zu mindestens 78.800 Euro Grundpreis gesellt sich ein vom Hersteller angegebener Verbrauch von 10,4 Litern auf 100 Kilometern. Das ist im Vergleich zum Vorgänger (12,5) richtig wenig, zumal die Ingenieure fast 50 PS Leistung drauf gelegt haben und der Benziner jetzt auf 330 kW/450 PS kommt. Damit prescht das SUV in 5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h (bei 250 km/h macht die Elektronik Schluss). Normverbrauch adé: Bei der ersten Testfahrt genehmigte sich der V8 knapp 12 Liter — bei nicht gerade sehr zügiger Fahrt, wohlgemerkt. Ebenfalls zur Markteinführung erhältlich ist der 280 kW/381 PS starke Diesel M50d (ab 84.800 Euro). In allen Motorversionen übersetzt eine Achtstufen-Automatik.

Dreidimensionale Anzeige im Display

Obwohl der X5 eher hochbeiniger 5er als Gelände-Wühler ist, darf man dem Allradler mehr zutrauen als eine größere Waldweg-Pfütze — ein bisschen mehr: einen matschigen Feldweg, eine steilere Schotterpiste oder Schlagloch-Gelände. Bis auf das Einschalten der Bergabfahrhilfe wird der Fahrer dabei wenig mit der Offroad-Thematik behelligt. Der, außer im Vierzylinder, serienmäßige Allradantrieb ist permanent aktiv und berechnet aus Geschwindigkeit, Raddrehzahlen, Lenkeinschlag und Gaspedalstellung, wie viel Kraft an welche Achse geschickt werden muss. Die neue dreidimensionale Anzeige im Mittelkonsolen-Display, die über die aktuelle Quer- und Längsneigung des Fahrzeugs informiert, eignet sich vor allem zum Entertainment des Beifahrers. Der kann dann die erreichten Bestmarken in Sachen Schrägfahrt notieren, während sich der Fahrer zumeist eher auf die Verhältnisse außerhalb seines Fahrzeugs konzentriert.

Äußerlich braucht es möglicherweise einen zweiten Blick, um die Veränderungen zu erkennen. Zum Beispiel die neu gestaltete Front, die dank jetzt aufrecht stehender BMW-Niere und größerer Xenon-Scheinwerfer (in fast allen Ausführungen serienmäßig) ausdrucksvoller wirkt. Innen bleibt es wohnlich-gediegen-luxuriös. Ein erweitertes Arsenal an Assistenten unterstützt den Fahrer am Arbeitsplatz: Die Nachtsichthilfe erkennt jetzt auch Tiere, der Parkhelfer stellt das SUV sowohl längs als auch quer weitgehend selbstständig in die Parkbucht und der Stauassistent gibt einen Ausblick auf das teilautomatisierte Fahren (ab Dezember).

Wer sich jetzt noch fragt, wo das Wunschkonzert bleibt — das ist 44 Seiten lang und nennt sich Preisliste, bei der zwischen zwei Warnwesten für 12,50 Euro und 5.100 Euro für das Fahrwerkspaket Professional quasi alles möglich ist, was das Herz begehrt.

(SP-X)
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