Wenn BMW ein Auto mit praktischer Ladefläche vorstellt, dann hat der Begriff "Kombi” ausgedient. Denn im "Touring” geht es nicht bieder, sondern sportlich zu. Das sorgt dafür, dass der Münchner die Konkurrenz von Mercedes und Audi zumindest in puncto Spritzigkeit glatt abhängt.

Ausstattung

Entschlackt und nun auch für Redakteure begreifbarpräsentiert sich das i-Drive-System, mit dem die Menüs gesteuert werden. Mit 35 Liter mehr Stauraum (jetzt 460 l) schließt der Touring knapp zum C-Mercedes (470 l) auf. Allerdings ist der Ladeboden nach Umklappen der Rücksitzbank nicht topfeben. Klasse dagegen dieseparat zu öffnende Heckscheibe mit automatischem Abdeckrollo: Da fliegen Anorak und Stiefel nach der Wattwanderung über die Heckkante.

Fahrleistung

Die Münchner wollen den sportlichen Fahrer ansprechen. Jenen, der auf langer Ladefläche nichtTapeziertische transportiert, sondern der Ski, Surfbrettern oder Golfbags Flügel verleiht. Der gerne in Kurven Gas gibt, wenn er zum Strand oder indie Berge fährt. Dem das kernige Röhren der beiden Auspuffrohre wie Muckibuden-Musik in den Ohren klingt. Und der ­ zumindest in der gefahrenen 2,5-Liter-Version ­ bei 6.500 Umdrehungen pro Minute 218 Pferdestärken aus dem Sechszylinder kitzelt: Dynamik überholt da Durchschnitt. Die Kraft liefert das V6-Triebwerk mit kultivierter Leistung. Mit vom Werk angegebenen 243 km/h Höchstgeschwindigkeit lässt der 325iTouring vergleichbare Rivalen mit vier Ringen (A4 Avant 2.0 TFSI) und mit Stern (C 230 T-Modell), die es auf je 235 km/h bringen, hinter sich. Allerdings: Es muss flott durch die sechs Gänge geschaltet werden, damitsich sportlicher Vorwärtsdrang mittels hoher Drehzahl aufbaut.

Fahrverhalten

Das Temperament wird spürbar, wenn der Bayer über die Pisten fegt. Die bei BMW gewohnt straffe Fahrwerksabstimmung lässt die Passagiere auf holprigen Strecken schlagartig erkennen, dass sie in einem sportlich ausgelegten Auto sitzen. Das durcheilt spursicher auch knifflige Kurven.

Karosserie

Spontane Reaktionen des Wohlgefallens: "Das ist aber ein schönes Auto”, lauten die Kommentare, weiblich. "Sieht verdammt gut aus”, klingt es alsZustimmung aus männlicher Sicht. Die Komplimente gelten einem Fahrzeug, das seit zwei Monaten bei den Händlern lockt und dort nicht nur optisch Furoremacht: dem neuen 3er BMW Touring. Er tritt in der Mittelklasse gegen den Audi A4 Kombi aus Ingolstadt (selbstbewusster Werbeslogan: "Schöne Kombisheißen Avant”) und gegen das T-Modell der Mercedes C-Baureihe an, das bei Metzgern und Malern immer noch als das solideste Transportmittel für Filets und Farben beliebt ist. In beiden Mitbewerbern kommt auch schon mal der Hut am Steuer ins Blickfeld.
Der 3er konzentriert, was die größerenBrüder aus der 7er- und 5er-Reihe ­ nicht immer vom Beifall der Klientelumrauscht ­ vorgemacht haben: eckige, kantige Formgebung an Front und Heck.In dieser kompakten Ausführung wirkt die Optik stimmiger als bei denlängeren Modellen. Besonders markant sind die wuchtigen Rückleuchten. Dablinkt Kraft auf.

Komfort

Das neue Längen- und Breitenmaß schafftendlich mehr Komfort für Kopf und Knie auch im Fond. Tadellos das funktionelle, aus der 3er Limousine bekannte Cockpit mit den in der Mittelkonsole konzentrierten Bedienelementen und dem großen Info-Display unter der Haube.

Wirtschaftlichkeit

Rund 34.000 Euro für Transport- und Fahrspaß mit2,5-Liter-Triebwerk, das ist auch finanziell gehobenes Niveau. Wer sich luxuriöser (Leder = 2.080 €), komfortabler (elektr. Sitzverstellung = 1.250 €)oder zielsicherer (Navi = 2.250 €) einrichten will, kann leicht die 40.000er Marke überspringen. Viele Käufer nutzen die "Wunschliste”, wie ein Verkäufer das Sortiment an Aufpreisausstattungen nennt. Wer (so) schön sein will, muss leiden.

Bewertung

Charme: +++
Spaßfaktor: ++++
Wohlgefühl: ++++Stärken: dynamische Optik, sportliche Fahrweise
Schwächen: hoher Anschaffungspreis, teure Unterhaltung

Datenblatt