Fahrbericht A7 Quattro: Neuer Diesel ist nix für Weicheier

Düsseldorf · Große Coupés sind in Mode. Weil man dafür viel Geld braucht, keine Kinder (mehr) haben sollte und einen (noch) funktionierenden Rücken, ist der Käuferkreis allerdings begrenzt. Der Audi A7 läuft trotzdem ganz ordentlich.

2012: Der neue Audi A7 im Test
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Wer ein schickes Fahrzeug auch für die ganz lange Strecke sucht, ist mit dem A7 — und mit seinen Wettbewerbern — gut bedient. Kinder aus dem Haus — warum dann vier Türen? Natürlich um die Samstags-Einkäufe komfortabel im Fußraum des Fonds unterbringen zu können. Soviel Luxus muss schon sein, auch wenn der A7 einen riesen Kofferraum von 535 Litern hat, aber da verliert sich das Tütchen mit Feinkost ja so leicht.

Genug der Klischees. Der 3,0-Liter-Diesel unseres Testwagens wirkt kernig und sehr durchzugsstark. Zudem ist der Allradantrieb Quattro mit an Bord. Da darf es also auch ruhig mal stark regnen oder matschig werden. Dieses Coupé gehört nicht in die Warmduscher-Ecke. Obwohl es mitreißend aussieht.

Wobei es, ganz subjektiv betrachtet, einen Blickwinkel gibt, aus dem uns der A7 nicht überzeugt hat: die Sicht aufs Heck. Die lange Heckklappe — lobenswert: sie kann serienmäßig immer auf Knopfdruck geschlossen werden, geöffnet sowieso — mündet über die Abrisskante in ein schmales Heck, das dadurch optisch nach unten gedrückt wird und eher schwächlich denn elegant wirkt.

Ansonsten überzeugt dieser Audi aus jeder Perspektive, was bei einem Fahrzeug von fast fünf Metern Länge eine große Leistung des Design-Teams darstellt. Selbst der zu Recht mittlerweile häufig kritisierte sogenannte Single-Frame-Kühlergrill gefällt hier, weil er nicht so dominant auftritt wie bei kleineren Modellen.

Es ist zwar schon viel darüber gesagt und geschrieben worden, man darf es aber trotzdem noch mal erwähnen: Der Innenraum des Audi ist eine wahre Pracht. In unserem Testwagen war eine Art Schichtholz im aktuell angesagten "Yacht-Look" verarbeitet. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, entfaltet aber zweifellos seine Wirkung.

Und wer so etwas nicht mag und auf Nummer sicher gehen will: Es gibt auch unauffällige und dunkle Töne für den gesetzten Coupé-Fahrer. Die Bedienung des A7, sein großer Monitor und die logischen Menüführungen mitsamt fast perfekt funktionierender Sprachsteuerung macht eine Navi-Eingabe oder die Suche nach dem richtigen Sender zum Vergnügen.

Hat er sich erst einmal in Bewegung gesetzt, fährt sich der A7 derart unspektakulär, dass man angesichts dieser Perfektion vielleicht sogar leise enttäuscht sein könnte. Es gibt übrigens auch noch stärkere Diesel, aber 204 PS reichen allemal aus, zumal knapp 8,5 Liter Testverbrauch ja auch kein Pappenstil sind. Dass man einen Diesel unter der Haube hat, merkt man nur bis kurz nach dem Start oder als Passant vor dem Fahrzeug. Denn der Innenraum ist sehr gut gekapselt — die schnöde Außenwelt darf draußen bleiben.

Was für ein Gerät man da bewegt, merkt man allerdings spätestens dann, wenn im engen Parkhaus Rangierkünste gefragt sind. Dann piepst es angesichts sich drohend dem Auto nähernden Mauervorsprünge, Poller oder gar namenloser Kleinwagen permanent. Und der Wendekreis von fast 12 Metern erleichtert ein schnelles Umdenken und Umlenken in die andere Richtung auch nicht gerade. Egal, wer einen A7 besitzt, der hat zuhause eine Garage und am Arbeitsplatz einen reservierten Parkplatz. Mit anderen Worten: Er verdient gutes Geld.

Das sei dem Fahrer nicht nur gegönnt, das ist auch bitter nötig. Zumindest, wenn man dieses Auto selbst bezahlen muss. Zwar sind im Grundpreis von 55.150 Euro schon durchaus viele schöne Dinge enthalten — Xenon-Licht etwa oder auch Klimaautomatik, ein relativ einfaches Radio, 18-Zoll-Alus oder die erwähnte elektrische Schließung des Kofferraums -, aber es bleibt natürlich viel Raum für Extras.

Wer will schon einen "nackten" A7 fahren. Ledersitze (ab 1930 Euro), Metallic-Lack (ab 950), Navigation (ab 2380) sind ein Muss für den Wiederverkauf, LED-Scheinwerfer (1800) dürften ebenfalls positiv wirken. Da ist die 60.000-Euro-Grenze schnell passiert und die 70.000er-Marke in nicht allzu weiter Ferne. Zumal wenn man sich noch etwas länger mit der viele Seiten umfassenden Aufpreisliste befasst.

(sp-x/nbe/rm)
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