Matthias Korte "Die Originalität bestimmt den Wert"

Matthias Korte sammelt Harley-Davidson-Motorräder. In 20 Jahren sind um die 40 Maschinen zusammen gekommen. Trotz moderner Suchtechnik via Internet bleibt das alte Problem bestehen: Originale sind höchst selten.

Anfang Februar 2014 kam eine Dyna Super Glide für 210 000 Euro unter den Hammer. Die Maschine gehörte dem Papst, das Auktionshaus rechnete mit 15 000 Euro. Der Käufer ist entweder ein Spekulant, ein Harley-Verrückter oder glaubensfanatisch. Warum sammeln Sie Harleys?

Matthias Korte Ich habe mich in Harley-Davidson im Film Easy Rider verliebt. In meiner Jugend waren die Begriffe Harley und Freiheit gleichbedeutend für mich. Als ich mich später mit den Motorrädern beschäftigt habe, stellte ich fest: Die Kisten sind interessant und die Technik faszinierend. Und was die Optik betrifft, hat sich gar nicht so viel getan. Modelle von heute ähneln denen aus den 1950er Jahren. So konnte ich problemlos meiner Jugendliebe treu bleiben.

Welches Modell war Ihr erstes?

KOrte Mein erstes Stück ist eine Hydra-Glide, mit demselben Baujahr wie ich: 1953. Die steht bei mir im Wohnzimmer. Sie stammt von der Canadian Mountain Police und ist fast im Originalzustand. Ich hab damals um die 20 000 Mark bezahlt, heute ist die Maschine das Doppelte in Euro wert.

Welches Bike ist Ihr wertvollstes in der Sammlung und wie sind Sie an die Maschine gekommen?

Korte Es ist eine 29JD, eine sogenannte Two Cammer mit zwei Nockenwellen und eine der seltensten Harleys überhaupt. Das Modell gab es von 1921 bis 1929, meine ist aus dem letzten Jahr. Einzigartig macht dieses Motorrad, dass es in Deutschland ausgeliefert wurde. Ich habe den Original Kfz-Brief. Es wurde 1928 als 1929er Modell nach Deutschland eingeführt, in Düsseldorf zugelassen, 1939 mit Hakenkreuz-Stempel abgemeldet und vom Besitzer eingemauert, damit es nicht im Krieg eingesetzt werden konnte. Ich habe es von einem Bekannten der Familie erworben.

Was ist Ihr Sammler-Ziel?

Korte Aus den für mich bezahlbaren Modellreihen immer ein erstes und letztes Fahrzeug dieser Baujahre zu besitzen, also 36er und 47er Knucklehead, 48er und 65er Panhead, 66er Early-Shovel und 84er Late-Shovel. Vor der Knucklehead habe ich das nicht durchgängig geschafft.

Wo haben Sie Ihre Stücke gefunden, wo suchen Sie heute: im Schuppen unterm Heu, in Deutschland, in den USA?

Korte Die Scheunenzeit ist vorbei. Heute findet man Sammlerstücke auf Motorradbörsen, im Internet und überwiegend im Herkunftsland Amerika. Doch auch dort wird das Angebot zunehmend spärlicher.

Sind Ihre Bikes Kapitalanlage und Spekulationsobjekte oder werden sie für alle Zeiten in der Familie Korte verbleiben?

Korte Die Kapitalanlage ist zwar ein schöner Beiwert, der Aspekt meines Sammelns aber ist, dass ich mit den unterschiedlichen Modellen ein rundes Bild von Harley in echtem Eisen habe. Ich habe vor, ein Museum aufzumachen, in dem die Maschinen ausgestellt werden nach Zeitepochen.

Kann man grundsätzlich sagen: Je älter und je weniger Maschinen es von einem Modell gegeben hat, umso begehrter und wertvoller ist das Bike?

Korte Ja und nein. Sicherlich wirkt sich bei Oldtimern aus, wie hoch die produzierte Stückzahl ist. Von der WLA wurden in den 1940er Jahren große Stückzahlen gebaut und es sind viele gut erhaltene Fahrzeuge vorhanden, was das Modell für Sammler wenig interessant macht.

Die Papst-Harley hat einen Rekord-Wert erzielt. Zu welchen Preisen werden welche Modelle gehandelt?

Korte Richtig wertbeständige Oldtimer sind Knuckleheads, insbesondere die frühen von 1936er, die sehr selten sind. Die 1947er Knuckle ist auch eine gute Investition, obwohl sie in wesentlich größeren Stückzahlen gebaut wurde. Eine 36er liegt zwischen 60 000 und über 100 000 Euro. Die 47er wird zwischen 40 000 und 70 000 Euro gehandelt.

Was unterscheidet ein Sammlermodell von einem anderen Bike?

Korte Der Wert bestimmt sich in erster Linie nach der Originalität. Und wenn man Unterlagen und Dokumente hat, was bei Harleys nur selten der Fall ist, hebt das den Wert spürbar. Ein originales Motorrad mit Original-Lack ist mehr wert als eine spitzenrestaurierte Maschine. Schon früher haben Harley-Besitzer ihre Maschinen nach ihrem Geschmack umlackiert und umgebaut. Deswegen sind Original-Fahrzeuge höchst selten.

DAS INTERVIEW FÜHRTE PETER ILG

(RP)
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