Der grüne Porsche

Äußerlich ähneln sich die beiden wie eineiige Zwillinge. Doch der große Unterschied zum Bruder mit konventionellem Verbrennungsmotor unter der Haube zeigt sich schnell. "Irgendetwas stimmt mit dem Wagen nicht", sagt der Mann, der sich wie ein kleiner Junge auf eine Testfahrt in dem Luxusauto gefreut hat: "Der springt nicht an!" Ein Porsche ohne kerniges Röhren – "das gibt's doch gar nicht". Doch, gibt's. Denn ist im Hybrid die Elektrobatterie rappelvoll, dann schaltet der Panamera automatisch beim Start auf den geräuschlosen E-Modus. Das ist gewöhnungsbedürftig – manchem Porschefahrer würde schon an dieser Stelle etwas fehlen.

Über den Sinn eines Sportwagen-Hybrids lässt sich lange diskutieren. Schließen sich Sportlichkeit und Vernunft nicht automatisch aus? Unsere einwöchige Testfahrt beweist klar: Ja. Denn will man den vom Hersteller hochgelobten Durchschnittsverbrauch von 7,1 Liter ("Er schlägt alle Vollhybrid-Serienfahrzeuge seiner Klasse um Längen") tatsächlich erreichen, dann muss man auf der Autobahn den Schleichgang einlegen und die Konkurrenz verwundert an sich vorbeiziehen lassen. Unser Testverbrauch lag bei zehn Liter auf 100 Kilometer. Das ist für einen Sportwagen ein durchaus respektabler Wert – auch vor dem Hintergrund, dass der Panamera Hybrid wegen des Akkus im Heck 170 Kilogramm schwerer ist als sein Bruder mit klassischem Benzinmotor. Dennoch: Wir sind defensiv gefahren und haben die Leistung von 380 PS nicht annähernd ausgeschöpft. Muss man deshalb Porsche fahren?

Der Faszination der neuen Antriebstechnik kann man sich hingegen kaum entziehen. Sie lädt zum Sprit sparenden Fahren ein. Vor allem in der Stadt schaltet der Hybrid zwischen Verbrennungs- und Elektromotor hin und her. Das hört man nicht nur, weil der Wagen immer mal wieder lautlos dahingleitet, man kann das Wechselspiel auch über eine Anzeige im Cockpit verfolgen. Die Stuttgarter Autobauer nennen den Moment, wenn der Hybrid ohne Last unterwegs ist und sich der Motor abschaltet, übrigens "Segeln" – funktioniert aber nur bei vorausschauender Fahrweise und schlägt sich dann positiv im Reichweiten-Gewinn nieder. 1000 Kilometer und mehr schafft der Panamera ohne Tankstopp – ein echter Langstreckler also. Die Überraschung gibt's allerdings an der Tankstellen-Kasse: SuperPlus schluckt der Sportwagen – macht 160 Euro und mehr für eine Füllung.

Doch wer sich einen Panamera Hybrid kauft, ist nicht nur vermögend, sondern auch ein grün-ambitionierter Technikfreak: 106 000 Euro kostet das Einstiegsmodell und damit 10 000 Euro mehr als der Panamera S. Da dürfte der Steuervorteil für den niedrigen CO2-Emissionswert von 204 Euro im Jahr kein wirklicher Anreiz sein. Experten gehen ohnehin davon aus, dass der Panamera bei den hybrid-affinen Amerikanern mehr Fans findet als im Porsche-Mutterland. Größere Chancen dürfte hierzulande der Panamera Dreiliter-V6-Turbo-Diesel haben, der seit Mitte des Jahres auf dem Markt ist.

(RP)
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