Hauptuntersuchung So verliert die HU ihren Schrecken

Vor allem für Besitzer älterer Autos schlägt bei der Fahrt zur Hauptuntersuchung oft die Stunde der Wahrheit: Schafft es der Wagen noch mal? Experten raten: Wer gut vorbereitet ist, kann die Untersuchung beruhigter angehen.

Verliert das Auto Öl oder blinken Kontrollleuchten, ist vor der HU ein Besuch in der Werkstatt sinnvoll.

Verliert das Auto Öl oder blinken Kontrollleuchten, ist vor der HU ein Besuch in der Werkstatt sinnvoll.

Foto: dpa-tmn/Uwe Anspach

Jedes Auto muss regelmäßig zum Tüv, wie es umgangssprachlich heißt. Gemeint ist die Hauptuntersuchung (HU). Die kann von verschiedenen Prüforganisationen wie Dekra, KÜS, GTÜ oder eben auch Tüv-Organisationen durchgeführt werden. Ein Neuwagen ist erstmals nach drei Jahren dran, danach steht die Überprüfung für Privat-Pkw alle zwei Jahre an. Mietautos müssen jährlich zum Check. Pflicht ist die HU seit Dezember 1951.

Die Hauptuntersuchungen sollen sicherstellen, dass kein verkehrsuntaugliches oder nicht vorschriftsgemäßes Kraftfahrzeug am Straßenverkehr teilnimmt, erläutert der ADAC. Dabei gehe es vor allem um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Zur HU gehört jedoch auch eine Abgasuntersuchung (AU), in der überprüft wird, ob das Fahrzeug nicht zu viele Abgase ausstößt.

Wer unsicher ist, ob sein Wagen die HU ohne Mängel überstehen wird, kann vorab selbst einige Punkte auf der Prüfliste abhaken. Dazu ist nicht gleich die Fahrt in eine Werkstatt notwendig. „Geprüft wird beispielsweise, ob die Nummernschilder gut sichtbar und sicher befestigt sind, ob Innen- und Außenspiegel funktionsfähig sind und ob das Reifenprofil noch bei mindestens 1,6 Millimeter liegt“, sagt Melanie Mikulla vom ADAC.

Was oft vergessen wird: Ein Fahrzeug muss mit allen eingetragenen Anbauteilen vorgestellt werden. Dazu zählen etwa auch eine abnehmbare Anhängerkupplung oder Zusatzsitze. „Wer mit einem E-Auto oder einem Plug-in-Hybriden zur Hauptuntersuchung fährt, muss auch das Ladekabel an Bord haben“, ergänzt Mikulla. Geld sparen kann auch, wer die komplette Beleuchtung vorab einem Check unterzieht. Alle lichttechnischen Einrichtungen am Fahrzeug müssen einwandfrei funktionieren. „Die Reflektoren im Scheinwerfergehäuse dürfen nicht blind, die Gehäuse nicht beschädigt sein“, beschreibt Thorsten Peter von der Prüforganisation KÜS. „Sind Birnchen kaputt, lassen die sich in der Regel schnell tauschen. Für eine gute Sicht sollte zudem die Scheibenwaschanlage funktionieren, darüber hinaus müssen die Wischer in gutem Zustand sein.“

Natürlich dürfen bestimmte Papiere beim Prüftermin nicht fehlen. „Mit dabei sein muss auf jeden Fall die Zulassungsbescheinigung Teil 1, also der frühere Fahrzeugschein, sowie der AU-Nachweis, falls die Abgasuntersuchung schon vorab in einer Werkstatt durchgeführt wurde“, sagt Wolfgang Sigloch von Dekra. Wurden Veränderungen am Fahrzeug durchgeführt, zum Beispiel Räder in Sondergrößen oder ein anderer Schalldämpfer montiert, müssen hierfür die entsprechenden Unterlagen vorgelegt werden.

Notiert der Prüfer Mängel auf dem Prüfbericht, sind manchmal eigentlich banale Dinge schuld: „Ein Klassiker sind das fehlende Warndreieck oder die nicht vorhandene Warnweste“, sagt Sigloch. Sehr schnell überprüfen könne jeder zudem, ob die Hupe funktioniert.

Keine Prüfplakette gibt es, wenn erhebliche Mängel festgestellt werden – dazu zählt etwa ein defekter Gurt. „Erhebliche Mängel gefährden potenziell die Verkehrssicherheit und müssen daher unbedingt sofort behoben werden“, sagt Sigloch. Auch eine defekte Frontscheibe gehöre dazu.

Während diese Dinge jeder Autofahrer durch eine einfache Sicht- und Funktionsprüfung vorab überprüfen kann, hilft bei versteckteren Fahrzeugmängeln nur die Werkstatt. „Probleme mit der Lenk­anlage oder der Bremse sind sicherlich ein Grund für einen Werkstattbesuch“, sagt Peter. Aber auch wenn das Fahrzeug Öl verliere oder eine wichtige Kontrollleuchte im Cockpit dauerhaft leuchte, sollte vor der HU ein Termin in der Werkstatt gebucht werden. Stellt der Prüfer erhebliche oder gefährliche Mängel fest, muss das Auto erneut vorgestellt werden. Wichtig ist, zu dieser Nachuntersuchung alle Papiere mitzubringen, sonst wird es noch teurer. „Dazu gehört auch der Bericht der vorangegangenen HU, denn ansonsten wird eine komplett neue Prüfung fällig“, sagt Sigloch.

Mit einer Euromünze lässt sich prüfen, ob noch genügend Profil auf dem Reifen ist.

Mit einer Euromünze lässt sich prüfen, ob noch genügend Profil auf dem Reifen ist.

Foto: dpa-tmn/Bodo Marks
 Stunde der Wahrheit: Hält das Auto den Anforderungen der HU stand?

Stunde der Wahrheit: Hält das Auto den Anforderungen der HU stand?

Foto: dpa-tmn/Jens Schierenbeck
Wer mit einem E-Auto oder Plug-in-Hybrid zum Prüftermin vorfährt, muss auch das Ladekabel dabeihaben.

Wer mit einem E-Auto oder Plug-in-Hybrid zum Prüftermin vorfährt, muss auch das Ladekabel dabeihaben.

Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer
ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Claudius Lüder vom 27. Oktober 2020: Erkundungsgang: Zu einer HU gehört auch der Nachweis einer bestandenen Abgasuntersuchung (AU), damit die Autos nicht zu viele Abgase herauspusten. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Claudius Lüder vom 27. Oktober 2020: Erkundungsgang: Zu einer HU gehört auch der Nachweis einer bestandenen Abgasuntersuchung (AU), damit die Autos nicht zu viele Abgase herauspusten. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

Foto: dpa-tmn/Patrick Pleul

Grundsätzlich müssen alle bei der HU festgestellten Mängel umgehend behoben werden. Das gelte sowohl für geringe Mängel, bei der man die Plakette trotzdem erhält, als auch für schwerwiegende Mängel, wegen derer das Prüfzeichen verweigert wurde. „Im letzteren Fall hat der Fahrzeughalter einen Monat Zeit, um die Behebung der Mängel im Rahmen der Nachuntersuchung zu belegen“, sagt Sigloch. Wobei viele Bundesländer diesen Zeitraum aktuell aufgrund der Corona-Pandemie auf zwei Monate ausgedehnt hätten.

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