Beim Tuning gibt es Grenzen

Lauter Auspuff und durchdrehende Reifen? Wer an Autotuning denkt, hat oft diese Bilder im Kopf. Doch gutes Tuning setzt auf eine Verbesserung der Technik, nicht auf Krach.

Tiefe Karosserien, verdunkelte Scheiben, Leichtmetallräder. Individualität und Optimierung des Serienzustandes ist den Tuningfans wichtig. Mit großen Räder wollen sie das Fahrverhalten sportlicher machen oder mit der Sportauspuffanlage die Leistung steigern und den Sound verbessern.

Derzeit liegen elektronische Fahrwerke mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten zwischen Komfort und Sport im Trend. Bei Aerodynamikteilen steigt die Nachfrage nach Voll- beziehungsweise Sichtcarbon. Leichtmetallräder und verstärkt leichte Schmiederäder sind nach wie vor beliebt. "Das individuelle Auto wird weiterhin eine wichtige Rolle für Autofahrer spielen", ist Harald Schmidtke vom Verband der Automobil Tuner (VDAT) überzeugt. Zwar bieten viele Hersteller ein umfangreiches Tuning-Programm ab Werk an, darunter Karosserieteile wie Spoiler und Unterfahrschutz, adaptive Fahrwerke, große Räder und Leistungssteigerungen. Aber: "Systembedingt sind diese Tuningmaßnahmen auf Mainstream-Kunden abgestimmt." Individualität biete nur der Zubehörmarkt. "Beim Hersteller bekommt der Kunde alles aus einer Hand", sagt Julius Arden, Vertriebsleiter beim gleichnamigen Automobilbauer in Krefeld, der sich auf Fahrzeuge von Range Rover, Jaguar und Mini spezialisiert hat. "Als Fahrzeugveredler können wir schneller auf Trends reagieren und noch besser auf Kundenwünsche eingehen."

Thomas Caasmann von der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) sieht einen Trend bei der optischen Veränderung. Mit einer Folierung ändere sich nicht nur die Farbe des Fahrzeugs. "Moderne Folierfolien lassen sich wie Papier bedrucken." Dadurch gebe es keine Grenzen bei der grafischen Gestaltung der Fahrzeuge.

Auch gibt es ein kleines Revival der Breitbaufahrzeuge aus den 1980er Jahren. Dieser Trend schwappe aus dem asiatischen Raum zurück nach Europa. Im Bereich der Lichttechnik setzen Fans vermehrt auf Scheinwerfer mit LED-Leuchtmitteln und Rückleuchten im Flächenleuchten-Design.

Wichtig bei allen Veränderungen: eine gültige Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) oder der Gang zum Kfz-Prüfer. "Änderungen an Fahrzeugen unterliegen vielfach gesetzlichen Regelungen. Werden diese nicht beachtet, kann es zum Erlöschen der Betriebserlaubnis (BE) kommen", sagt Schmidtke. Autos ohne BE sind auf öffentlichen Straßen verboten, der Versicherungsschutz kann entfallen und bei einer Kontrolle fallen Verwarnungsgelder oder Bußgelder und Punkte an.

Schmidtke rät, sich vor der Umrüstung über die Regeln und Gesetzgebungen zu informieren. "Seriöse Anbieter liefern die Produkte mit den notwendigen Gutachten und oder Genehmigungen, so dass Änderungsabnahmen in der Regel keine besondere Herausforderung bedeuten." Umfangreiche Begutachtungen wie nach Totalumbauten müssen amtlich anerkannte Sachverständige durchführen. Nach dem Tuning und der Eintragung in die Fahrzeugpapiere sollte man die Versicherung informieren, damit die Daten des versicherten Risikos gleichlautend sind und es im Schadensfall nicht zu Diskussionen kommt.

Bei der Gewährleistung und Garantie gebe es vielfach eine Fehlinformation. "Dass sämtliche Garantieansprüche bei Verbau von Aftermarket-Zubehör entfallen, stimmt so nicht", sagt Schmidtke. "Auch wenn die Garantie eine freiwillige Leistung des Herstellers oder Händlers ist, wogegen die Gewährleistung eine gesetzliche Grundlage hat." Es muss ein kausaler Zusammenhang zwischen verbautem Tuning und Defekt liegen. Allerdings kann die Fahrzeuggarantie durch Tuningmaßnahmen erlöschen, beispielsweise bei einem nachträglichen Motortuning auf Motor und Antriebseinheit. Der Automobilbauer Arden arbeitet seit Jahrzehnten mit dem TÜV Nord zusammen. So könne sicher gestellt werden, dass die Werksgarantie erhalten bleibe. Und sollte doch einmal Klärungsbedarf bestehen, sorge ein für Vertragshändler geltendes Prozedere mit Jaguar Land Rover dafür, dass es es zu einer reibungslosen Garantieabwicklung kommt.

Alles, was nicht Bestandteil der Betriebserlaubnis des Fahrzeuges ist, ist eine technische Änderung, also ein nachträgliches Tuning. Technische Änderungen am Auto müssen rechtskonform sein und sind häufig abnahme- und/oder eintragungspflichtig. "Autofahrer sollten dringend darauf achten, dass den Bauteilen entsprechende Prüfzeugnisse beiliegen", sagt Thorsten Rechtien vom TÜV Rheinland. Gültige Prüfzeugnisse sind ABE oder Teilegutachten. Dazu zähle aber auch, dass die Auflagen des Prüfzeugnisses eingehalten werden müssen und die Bauteile korrekt montiert wurden. Die Umbauten müssen generell zulässig sein und im Bereich der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) legal benutzt werden dürfen. Nur durch ein fachgerechtes Tuning und eine ordnungsgemäße Abnahme bleibt das Sicherheitsniveau unverändert, ansonsten wären Abnahme oder Eintragung nicht möglich.

Tuning ab Werk hat den Vorteil, dass alle Veränderungen schon legal sind, die Garantie bestehen bleibt und nichts mehr nachgetragen werden muss. "Zudem ist das Tuning auf das Fahrzeug speziell abgestimmt und standfest. Somit ist ein Verschlechtern des Fahrverhaltens nicht zu erwarten", sagt Caasmann.

(RP)
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