Alle Leben-Artikel vom 24. Januar 2004
Plastinator wusste von Hinrichtungsopfern

Von Hagens war wohl über Arbeit in chinesischer Firma informiertPlastinator wusste von Hinrichtungsopfern

Hamburg (rpo). Der umstrittene Plastinator Gunther von Hagens wusste von der Verwendung von Hinrichtungsopfern in seinem chinesischen Unternehmen. Der Macher der Leichen-Schau sei seit mindestens zwei Jahren ausdrücklich darüber informiert gewesen.Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Auf seine Bitte, ihm Vorschläge zur Optimierung der Arbeitsabläufe zu unterbreiten, habe im Februar 2002 ein Mitarbeiter aus der "Leichenmanufaktur" in Dalian empfohlen, für "Management und Lagerung von Körpern" ein "Verantwortlichkeits-System" einzuführen, berichtete das in Hamburg erscheinende Blatt am Samstag vorab. Eine "spezielle Behandlung" sei bei "speziellen Körpern" notwendig wie den "frisch gespendeten und den exekutierten Körpern". Bei seinem Versuch, den Vorwurf zu entkräften, in seiner Firma seien auch Hingerichtete verarbeitet worden, hatte Hagens in der Leichenschau "Körperwelten" am Donnerstag erklärt, er selbst habe solche Leichen nie präpariert. Er könne aber nicht ausschließen, dass dies ohne sein Wissen in seinem chinesischen Präparationsbetrieb geschehen sei.

Wächst Vogelgrippe zu Jahrhundert-Epidemie heran?

Angst vor Überspringen des Erregers auf MenschenWächst Vogelgrippe zu Jahrhundert-Epidemie heran?

Boston (rpo). Die Geflügelpest könnte zu einer Jahrhundert-Epedemie heranwachsen. Noch beschränkt sich der Schaden auf den Verlust einiger Millionen Hühner. In Vietnam kamen aber schon mindestens sechs Menschen ums Leben. Fachleute befürchten jetzt die Möglichkeit einer neuen tödlichen über weite Teile der Welt gleichzeitig auftretenden Epidemie. Drei bis vier Mal pro Jahrhundert treten solche Grippewellen normalerweise auf. Die Spanische Grippe von 1918/19 kostete schätzungsweise 40 bis 50 Millionen Menschen das Leben. Dass irgendwann wieder eine Grippe-Pandemie die Welt überrollt, lässt sich nach Ansicht von Experten nicht vermeiden. "Jeder stellt sich die Frage: Ist dies der Vorläufer einer Pandemie?", sagt Gregory Poland, Leiter der Impfforschung an der Mayo-Klinik in Rochester, mit Blick auf die Vogelgrippe in Südost- und Ostasien. Das Horrorszenario, das Fachleute ausmalen, wäre ein großflächiges Übergreifen des Vogelvirus auf den Menschen - und eine Ansteckung von Mensch zu Mensch. Dafür gibt es bislang keine Hinweise, ausgeschlossen ist es aber nicht. Wenn sich der derzeit in Asien grassierende Geflügelpest-Erreger H5N1 an ein menschliches Virus ankoppelt, könnte er sich schnell und über alle Grenzen hinweg in der Bevölkerung ausbreiten. Diese Gefahr besteht, wenn sich ein an Grippe erkrankter Mensch zusätzlich mit dem tierischen Erreger infiziert. Bei den bisher in Vietnam und Thailand erkrankten und verstorbenen Personen wurde eine genetische Vermischung der Viren nicht nachgewiesen. Zusammen mit der erschreckenden Mutationsfähigkeit des H5N1-Virus - einem von 15 bekannten Untertypen der Vogelgrippe-Erreger - wäre dies der Albtraum der Mediziner. "Extrem beängstigend" nennt das Fachmagazin "The Lancet" die Vorstellung. "Wir machen uns vor allem deshalb Sorgen über die Vogelgrippe, weil sich ganz neue Pandemie-Erreger entwickeln können", fasst Steve Ostroff vom amerikanischen Nationalen Zentrum für Infektionskrankheiten die Befürchtungen zusammen. Neben dem Wiederauftauchen eines längst ad acta gelegten Virenstammes, der schon einmal beim Menschen auftrat und gegen den das Immunsystem nicht mehr gewappnet ist, könnte eben auch ein für das menschliche Abwehrsystem unbekannter Erreger aus dem Tierreich eine neue Pandemie auslösen. Je mehr Kontakt Menschen mit infizierten Vögeln haben, desto wahrscheinlicher schätzen die Experten das Auftauchen eines neuen tierisch-menschlichen Mutanten des H5N1-Erregers ein. In einem solchen Fall "müssen wir uns Sorgen machen, dass dies der Beginn der großen Pandemie sein könnte", sagt Arnold Monto von der Universität Michigan. Erstmals wurde ein Übergreifen des Geflügelpest-Erregers auf Menschen 1997 in Hongkong bekannt. 18 Personen erkrankten, sechs von ihnen starben. Dass die Geflügelpest sich damals nicht weiter ausbreitete, führen Fachleute auf die Massenschlachtungen von Hühnern zurück. Innerhalb von drei Tagen wurden rund 1,5 Tiere getötet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Tötung der betroffenen Tiere als absolut dringlich angemahnt. Mit diesem Ansatz dürften die Behörden des neuen Ausbruchs der Geflügelpest aber nicht Herr werden. Zwar wurden bereits Millionen Hühner vor allem in Vietnam getötet. Doch mindestens sechs Länder sind bereits betroffen, die Seuche breitet sich seit Wochen aus. Sollten die schlimmsten Befürchtungen eintreten und der Geflügelpest-Erreger eine neue Grippewelle auslösen, hätte die Bevölkerung dem nur wenig entgegenzusetzen. Grippe breitet sich so schnell aus, dass eine Quarantäne für die ersten Kranken wirkungslos wäre. Medikamente gegen menschliche Grippe-Viren könnten möglicherweise helfen, wären aber bei einer Pandemie nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Eine Impfung, an der die WHO bereits arbeitet, wäre vermutlich nicht schnell genug zur Hand - und es dauert viel Zeit, bis die Fragen der Sicherheit, Wirksamkeit und Dosierung geklärt sind.

Fiat setzt neuen Mann hinters Firmen-Steuer

Vorstandschef der deutschen Fiat Werke AG Fricke steigt ausFiat setzt neuen Mann hinters Firmen-Steuer

Frankfurt/Main (rpo). Der Vorstandschef der deutschen Fiat Werke AG, Klaus Fricke, steigt nach nur einem Jahr beim Autobauer aus. Nach Angaben des Unternehmens soll der bisherige Geschäftsführer der Fiat-Gruppe (Fiat, Alfa, Lancia) in Österreich und der Schweiz, Stephan Winkelmann, den Autobauer künftig steuern. Fricke habe sein Amt auf eigenen Wunsch niedergelegt. Fiat befindet sich in Deutschland auf gutem Kurs. Auch wenn die Neuzulassungen im vergangenen Jahr um rund 15 Prozent auf 89 000 gesunken sind, fuhr die deutsche Gesellschaft seit langer Zeit wieder Gewinn ein. Laut Fricke wurde für das abgelaufene Geschäftsjahr im operativen Geschäft ein Plus von rund 35 Millionen Euro erwartet, nach einem entsprechenden Verlust von 28 Millionen Euro im Jahr davor. In diesem Jahr will Fiat nach eignen Angaben seine Zulassungen um gut 26 Prozent auf insgesamt 143 000 steigern. Allerdings drücken deutliche Haldenbestände die Absatzprognosen. Derzeit stehen bei Fiat-Händlern mehr als 17 000 unverkaufte Neu-Fahrzeuge, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Kreisen des Fiat-Managements. Zudem gebe es deutliche Lücken im Vertrieb. So mangele es derzeit in 44 Städten der Größe zwischen 25 000 und 150 000 Einwohnern an einer Präsenz von Alfa Romeo, Fiat oder Lancia. Das bedeutet nach einer internen Unternehmensauflistung den Verlust von beinahe 20 000 Zulassungen.