Alle Leben-Artikel vom 13. Januar 2004
"Hier ist Tony Blair auf 97,3"

Blair versucht sich erstmals als Radiomoderator"Hier ist Tony Blair auf 97,3"

London (rpo). Großbritanniens Premier Tony Blair hat sich erstmals als Radiomoderator versucht. Ziel der "Operation": eine größere Nähe zu den Wählern. Die brachten den Hobby-Talker ganz schön ins Schwitzen. "So, hier haben wir Kate aus Wimbledon", begrüßte der Regierungschef eine Hörerin des Londoner Rundfunksenders LBC 97,3 FM, die ihm sogleich die Einrichtung eines "Friedensministeriums" vorschlug. "Hm, ich finde, das ist eine interessante Idee", antwortete Blair. "Ich würde aber selber nicht sagen, dass wir dafür ein eigenes Ministerium brauchen, weil das am Ende Verwirrung stiften könnte." Eine weitere Hörerin begrüßte der Premier bereits ganz professionell: "So, hier ist Tony Blair auf 97,3. Ich nehme Ihre Anrufe entgegen - und der nächste Anruf kommt von Kate in Holloway, da habe ich einmal in der Nähe gewohnt." Ein Anrufer namens Barry war von Blairs Talent so angetan, dass er ihm vorschlug, für LBC als Moderator zu arbeiten, "wenn Sie die Regierung irgendwann an jemand anderen abgeben". Der Premierminister reagierte darauf mit einem nervösen Lachen: "Vielen Dank, Barry. Ich bin froh, dass sie noch 'irgendwann' dazu gesagt haben. Sonst würde es sich anhören, als sollte ich das bald einmal tun." Nach einer Stunde verabschiedete sich Blair schließlich von seinen Hörern: "Sie hören Tony Blair, und ich glaube, ich muss Ihnen jetzt Danke sagen, dass sie meine erste Sendung angehört haben." Blairs einstündiges Moderatorendebüt war Teil einer Regierungkampagne mit dem Titel "Großes Gespräch", das den Premier näher an die britischen Wähler heranbringen soll.

Autofahrer mit Kaskoschutz müssen Sturmschäden nicht fürchten

Schadenfreiheitsrabatt bleibt erhaltenAutofahrer mit Kaskoschutz müssen Sturmschäden nicht fürchten

Stuttgart (rpo). Sturmtiefs sind über Deutschland hinweggefegt und haben vielerorts für Schäden an Häusern oder Autos gesorgt. Autobesitzer, die eine Kaskoversicherung haben, brauchen sich allerdings kaum Sorgen machen. Sie müssen eventuelle Schäden nur schnell ihrer Versicherung melden.Wie der Versicherungskonzern AXA erläutert, kommt für abgedeckte Dächer, eingeschlagene Fensterscheiben und abgebrochene Schornsteine die Wohngebäudeversicherung auf, mit abgedeckt sind auch Folgeschäden wegen eindringenden Niederschlags. Die Hausratversicherung ersetzt Schäden am Wohnungsinventar. Beschädigungen an Autos und Motorrädern deckt die Kasko-Versicherung ab. Von einem Sturm verursachte Schäden am Auto werden ersetzt, wenn Pkw-Besitzer über eine Teil- oder Vollkaskoversicherung verfügen. Nach den Grundsätzen der Schadensregulierung werden laut Auto Club Europa (ACE) nicht nur Schäden ersetzt, die ein Sturm ab Windstärke 8 (etwa 70 Stundenkilometer) direkt am Wagen verursacht. Auch für indirekte Schäden durch umherfliegende Gegenstände, wie Baumäste und Dachziegel, komme die Versicherung auf. Der Schadenfreiheitsrabatt bleibe durch die Inanspruchnahme der Kaskoversicherung erhalten. Teilkaskoschäden werden im Zuge der Regulierung mit der vereinbarten Selbstbeteiligung verrechnet. Der ACE empfahl Auto-Besitzern Schadensprävention zu betreiben. Demzufolge sollte das Auto am besten in einer Garage sicher abgestellt werden, wenn sich Sturm- und Hagelgewitter ankündigt. Ungebremste Sturmstöße können Autos und Anhänger regelrecht versetzen. Im schlimmsten Fall gerate der Wagen wegen Seitenwind in den Gegenverkehrsbereich oder in die Flanke eines vorbeifahrenden Fahrzeugs. Das komme vor allem auf Brücken, bei Straßenunterführungen, Tunnelausfahrten und beim Verlassen von Waldschneisen vor. An diesen Stellen kann der Wind mit ganzer Macht auf das Fahrzeug wirken. In solchen Situationen sei es wichtig, die Geschwindigkeit vorsorglich zu reduzieren und beim Überholen anderer Fahrzeuge unbedingt mehr seitlichen Sicherheitsabstand als gewöhnlich einzuhalten. Außerdem sollte die sichere Fixierung von Dachträgern und Skiboxen unbedingt geprüft werden. Gegebenenfalls müssten Verschraubungen und Riemen noch einmal nachgezogen werden.Sturm beginnt ab Windstärke 9Sturm beginnt nach der so genannten Beaufort-Skala ab Windstärke 9. Versicherungen zeigen sich bei der Anerkennung von Sturmschäden nach AXA-Angaben kundenfreundlicher: Sie zahlen bereits bei "stürmischem Wind" der Stärke 8. Das entspricht Windgeschwindigkeiten von mehr als 62 Kilometern pro Stunde. Vor solchen Schäden kann sich jeder schützen. "Man sollte bei der Wohngebäudeversicherung überprüfen, ob auch Gebäudezubehör wie Antennen, Satellitenschüsseln oder Markisen enthalten sind." Bei undichten Dächer und eingeschlagene Fensterscheiben komme es schnell zu Folgeschäden. Beschädigt eindringende Nässe zum Beispiel teure Teppiche oder wertvolle Möbel, kommt dafür die Hausratsversicherung auf. Dabei sollte der Versicherte die Folgeschäden möglichst gering halten. Deshalb Beschädigungen unmittelbar nach dem Sturm zumindest provisorisch abdichten.

Importautos erobern den deutschen Markt

Marktanteil erreicht neuen HöchststandImportautos erobern den deutschen Markt

Frankfurt/Main (rpo). Die deutschen Autobauer müssen auf dem heimischen Markt Acht geben, denn auf Deutschlands Straßen fahren immer mehr Importautos. Ihre Zahl hat im Jahr 2003 einen neuen Rekordstand erreicht. Besonders erfolgreich waren die Franzosen.Insgesamt erkämpfte die ausländische Konkurrenz im vergangenen Jahr den Rekord-Marktanteil von 35,4 Prozent aller Neuzulassungen. Ganz vorn in der Käufergunst lagen dabei Pkw aus Frankreich (12,1 Prozent) und Japan (11,2 Prozent), wie der Importeur-Branchenverband VDIK am Dienstag mitteilte. Angesichts der neuen Golf- und Astra-Modelle ihrer deutschen Konkurrenz glauben die Importeure aber nicht, ihren Marktanteil in diesem Jahr halten zu können. Doch alles in allem werden sich die ausländischen Marken auf dem "härtesten Markt in Europa" aber gut behaupten, wie VDIK-Präsident Volker Lange vor Journalisten in Frankfurt am Main betonte. Angesichts des harten Konkurrenzkampfes werden sich die Kunden von Wagen aus Fernost in diesem Jahr wohl über weitere Rabatte und Kaufanreize freuen können, wie Vertreter japanischer und koreanischer Marken signalisierten. Laut VDIK steigerten die Importeure ihren Absatz in Deutschland von 1,105 Millionen im Jahr 2002 auf 1,145 Millionen im vergangenen Jahr. Insgesamt ging die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im vergangenen Jahr um etwa 0,5 Prozent auf rund 3,24 Millionen zurück. In den neuen Bundesländern erzielten die Importeure sogar einen Marktanteil von 51 Prozent. "Zum einen überzeugt die attraktive Modellpalette gepaart mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis, zum anderen schätzen die Bürger das große Angebot moderner Dieselfahrzeuge der Importmarken", nennt Lange Gründe für den Erfolg.Rückschläge im mittleren SegmentAußer bei Dieselautos (plus 11,6 Prozent) konnten die Importeure besonders große Zuwächse bei Vans (37,8 Prozent), Geländewagen (22,2 Prozent) und Cabrios (16,4 Prozent) feiern. Größere Rückschläge gab es dagegen in den Segmenten Mittelklasse (minus 9,3 Prozent), untere Mittelklasse (minus 8,7 Prozent) und die Minis (minus 24,2 Prozent). Die Entwicklung einzelner Importeure verlief dabei durchaus unterschiedlich. So konnten die Pkw aus Japan, Südkorea und Frankreich ihre Marktanteile ausbauen, während italienische, schwedische und amerikanische Importeure Einbußen hinnehmen mussten. Für 2004 geht Lange von einem nur verhaltenen wachsenden Automarkt aus. "Wir erwarten 3,35 Millionen Neuzulassungen, dies entspräche einem Wachstum von 3,6 Prozent", erklärte er. Die potenzielle Nachfrage werde sich erst allmählich im Kauf neuer Fahrzeuge niederschlagen. Dem Verband der Importeure von Kraftfahrzeugen (VDIK) gehören 32 Mitgliedsfirmen an, darunter Schwergewichte wie Toyota, Fiat, Renault.

BBC überträgt vierminütige Stille live

US-Komponist John Cage wird durch Sendung gewürdigtBBC überträgt vierminütige Stille live

London (rpo). Eine eher unkonventionelle Musikdarbietung des US-Komponisten John Cage überträgt der britische Sender BBC am Freitag live: Das Stück "4 Minuten 33" besteht aus absoluter Stille. Damit ehrt der britische Sender BBC am Freitag den US-Komponisten John Cage. Das Werk des 1992 verstorbenen amerikanischen Minimalisten aus dem Jahr 1953 besteht aus vier Minuten und 33 Sekunden vollkommener Stille. Es werde das erste Mal von einen Symphonie-Orchester interpretiert, hieß es dazu in London. Und es sei eine absolute Premiere für die BBC, die die "Interpretation der Stille" live auf in ihrem dritten Programm überträgt und später auch über den TV-Sender BBC 4 ausstrahlt. Um den reibungslosen Ablauf der Aufführung zu garantieren, müssen die Briten sogar die Sicherheitssysteme des Senders aushebeln, damit dieses die Stille nicht als Sendeausfall interpretiert und den Kunstgenuss jäh durch ein Alarmgeräusch unterbricht. "4 Minuten 33" wird im Rahmen eines Konzertes aufgeführt, das mehreren zeitgenössischen amerikanischen Komponisten gewidmet ist. Der 1996 verstorbene Pianist David Tudor hatte das Cage-Stück einmal als "eine der intensivsten akkustischen Erfahrungen" gewürdigt, die ein Mensch haben könne.

Vitamin D senkt das Risiko von Arthritis und MS

Täglich bei Tageslicht an die frische LuftVitamin D senkt das Risiko von Arthritis und MS

London (rpo). Eine Vitamin D-reiche Erhährung senkt das Risiko, an Arthritis und Multipler Sklerose zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kamen zwei Studien mit 20.000 Amerikanerinnen.Das berichtet das britische Fachblatt Nature heute in seiner Onlineausgabe. Konsumierten die Frauen die empfohlene Tagesdosis Vitamin D oder mehr, sank ihr Risiko an Arthritis zu erkranken um 30 Prozent. Bei der Multiplen Sklerose konnte die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung sogar um 40 Prozent gesenkt werden. Zurückgeführt wird das Ergebnis auf die beruhigende Wirkung, die Vitamin D auf das Immunsystem hat.Weltweit leiden etwa zwei Personen von Hundert an Arthritis. Rund 0,04 Prozent bekommen die unheilbaren Multiple Sklerose. Vitamin D kommt natürlich in Leber und fettem Fisch vor. Doch das meiste Vitamin D produziert der Körper mit Sonnenenergie selbst: Ein 15 minütiges Sonnenbad von Händen und Gesicht täglich reicht aus um den Bedarf an Vitamin D zu decken.

Tuning wird in Deutschland immer beliebter

Viel Geld fürs TieferlegenTuning wird in Deutschland immer beliebter

Essen (rpo). Tuning wird in Deutschland immer beliebter. Die Branche jedenfalls verbuchte im abgelaufenen Jahr ein kleines Plus von 0,5 Prozent. Doch das Tuning bringt im Alltag nicht nur Freude, wie ein Verkehrspsychologe zu berichten weiß. Trotz der vielfach miesen Stimmung - wenn es ums Auto geht, sitzt dem Deutschen der Euro offensichtlich lockerer als sonst. So wird munter angeschraubt und aufgemotzt. "Power meets Emotion" hieß nicht von ungefähr das Motto der diesjährigen Essener Motorshow.Die fahrzeugtechnische oder wenigstens optische Nähe zu Rennsportfahrzeugen verleitet erfahrungsgemäß dann manchen dazu, schneller und risikofreudiger zu fahren, weiß der Bamberger Verkehrspsychologe Martin Berger. Straßenverkehrssituationen würden tendenziell mehr als Wettkampfsituationen interpretiert, mit Folgen für mehr Kraftstoffverbrauch und mit den Risiken kostenträchtiger Crashs. Eine gefährliche Maxime, findet Berger. Denn: "Menschen mit einer problematischen Einstellung zum Straßenverkehr greifen tendenziell eher zu Tuningmaßnahmen", und diese wiederum "fördern und stabilisieren problematisches Fahrverhalten" wie risikoreiches Fahren, warnt er.Tuningfirmen werden sicher widersprechen. Ihnen hält der Verkehrspsychologe, der täglich mit Autofahrern arbeitet, die mit der Straßenverkehrsordnung in Konflikt geraten sind, die Frage entgegen: "Warum geben Menschen so viel Geld aus, um Autos zum Beispiel tiefer zu legen?" Nach seiner Ansicht verweist "die Tatsache, dass Autotuning nahezu ausschließlich ein männliches Phänomen und dabei überwiegende jüngerer Männer ist", auf einen Bereich, den er "mal grob mit Balzverhalten oder Imponiergehabe" umschreibt.Die technische Ausstattung eines Kfz solle einen Sozialstatus oder eine finanzielle Potenz anzeigen, analysiert er mögliche Hintergründe. Un- oder halbbewusst erhoffe sich der Besitzer, dass ein Betrachter vom Aussehen des Fahrerzeugs - ob bullig, chromglänzend oder extravagant - auf ähnliche oder analoge Persönlichkeitsmerkmale beim Fahrer schließt. "Ich will als potent, schillernd, kraftvoll, sportlich oder leistungsbereit erstrahlen", beschreibt der Psychologe solches Wunschdenken.Mit den meisten Tuningarbeiten werde versucht, eine fahrzeugtechnische oder wenigstens optische Nähe zu Rennsportfahrzeugen herzustellen, erläutert Berger. Der Fahrer umgebe sich mit Rennsportflair und wolle damit Leistungsfähigkeit, Risikofreude oder zumindest Leistungsbereitschaft demonstrieren - ein Zusammenhang, der auch in der Auto- und Reifenwerbung gerne benutzt werde. Auch Frauen legten zum Teil solch eine Art "Balzverhalten" an den Tag, sagt der Experte. Sie täten dies nur anders.Erwartungshaltung wird erzeugtNun kann man zu Recht einwenden, dass zu schnelles und risikoreicheres Fahren auch mit anderen Wagen geschehen kann. Nur: Wer in einem getunten Auto sitzt, erzeugt in den Köpfen anderer (Freunde, Bekannte, aber auch fremde, anonyme Verkehrsteilnehmer) eine Erwartungshaltung: "Schau Dir doch das Auto an, jetzt wollen wir doch mal sehen, was der drauf hat", sagte der Psychologe. Dieser Erwartungshaltung in den Köpfen anderer sei sich der Fahrer des getunten Kfz weitgehend bewusst - und er verhalte sich tendenziell entsprechend im Verkehr.Skeptisch? Versuchen Sie doch mal, in einem topgetunten 5er BMW auf der Autobahn Tempo 120 oder auf der Landstraße deutlich unter dem Tempolimit zu fahren. Die höhnischen Blicke der Überholenden halte nur jemand aus, der über derlei Denken steht, betont der Experte. Selbst wer keine spottenden Blicke sehe, werde oft auf solche Gedanken anderer schließen und "sein Fahrverhalten tendenziell den vermuteten oder tatsächlichen Erwartungen der anderen Verkehrsteilnehmer anpassen und Gas geben".

"Doktor Tod" erhängt in Zelle aufgefunden

Arzt soll mindestens 215 Patientinnen getötet haben"Doktor Tod" erhängt in Zelle aufgefunden

London (rpo). Harold Shipman, britischer Arzt und Serienmörder, ist im englischen Wakefield erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden. "Doktor Tod", wie der berüchtige Arzt genannt wurde, soll mindestens 215 Morde an Patienten verübt haben. Shipman benutzte einem Gefängnismitarbeiter zufolge ein Bettlaken, um sich - einen Tag vor seinem 58. Geburtstag - am Zellenfenster aufzuknüpfen. Der Mediziner war wegen Mordes an 15 Patientinnen vor vier Jahren zu 15-facher lebenslanger Haft verurteilt worden. Zudem wurden ihm 200 weitere Morde zwischen 1975 und 1998 nachgewiesen. Shipman hatte seine überwiegend älteren, weiblichen Opfer meist bei Hausbesuchen mit Morphiumspritzen getötet. Als mögliches Motiv gilt Mordlust. "Ich bin nicht traurig, dass er weg ist, aber es bringt noch einmal alles zurück und wühlt bei uns wieder alles auf", sagte Kathleen Wood, deren 83-jährige Mutter dem Arzt 1997 zum Opfer gefallen war. Sie hätte sich gewünscht, Shipmann sei "entgegenkommender" gewesen und hätte seine Taten gestanden, betonte die Frau: "Das hätte viele Leuten Ruhe gebracht." Das Gefängnis in Wakefield in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire teilte mit, Shipman sei um 06.20 Uhr (07.20 Uhr MEZ) erhängt aufgefunden worden. Mitarbeiter der Haftanstalt hätten vergeblich versucht, ihn wiederzubeleben, und ein Arzt habe ihn knapp zwei Stunden später für tot erklärt. Wie alle Todesfälle im Gefängnis werde der Fall untersucht. Den Angaben der Haftanstalt zufolge galt der frühere Arzt nicht als selbstmordgefährdet. Er habe daher nicht unter besonderer Beobachtung gestanden und eine normale Einzelzelle gehabt. Shipman wäre am Mittwoch 58 Jahre alt geworden. Bevor er unter Mordverdacht geriet, praktizierte Shipman 23 Jahre lang - von 1975 bis 1998 - als Arzt in Hyde bei Manchester. Aufgefallen war er zunächst nur wegen seiner Drogensucht. Seine erste Stelle musste er deswegen 1974 aufgeben, ein Jahr später wurden gegen ihn Bußgelder wegen 82 Drogendelikten verhängt. Dennoch durfte er weiter praktizieren und stieg 1977 in eine Gemeinschaftspraxis in Hyde ein. Erst nach mehr als zwanzig Jahren fielen den Behörden die sich häufenden plötzlichen Todesfälle seiner Patienten auf.Überdosis MorphiumBei den Opfern handelte es sich größtenteils um ältere Menschen, überwiegend Frauen, denen der Arzt Hausbesuche abstattete. "Doktor Tod" verabreichte den Patientinnen eine Überdosis Morphium und sah ihnen beim Sterben zu. Dabei soll der freundlich wirkende Mann häufig die Hand seines Opfers gehalten haben. Obwohl Kollegen sich bereits über die vielen Totenscheine gewundert hatten, die sie gegenzeichnen mussten, mordete Shipmann bis 1998 weiter. Erst als die Tochter eines Opfers die Polizei alarmierte, kamen seine Taten ans Licht. Shipman, der seine Taten niemals zugab, wurden zunächst 15 Morde nachgewiesen. In einer erneuten Untersuchung wurden dann noch einmal 887 Verdachtsfälle beleuchtet, wobei dem Mediziner 200 weitere Morde nachgewiesen wurden. In 45 zusätzlichen Fällen gab es laut Untersuchungsrichterin Janet Smith einen begründeten Verdacht. Auf einen neuen Prozess wurde verzichtet. Der britische Innenminister David Blunkett verfügte aber, dass Shipman bis zu seinem Tod hinter Gittern bleiben sollte. "Doktor Tod" war einer der schlimmsten Massenmörder der Geschichte. Die englische Presse nannte ihn einen "britischen Mengele" und "neuen Dr. Hyde".

Krebs: Metastasenbildung gleicht Wundheilung

Hoffnung auf bessere TherapieKrebs: Metastasenbildung gleicht Wundheilung

San Francisco (rpo). Krebsausbreitung und Wundheilung werden von dem gleichen genetischen Programm gesteuert. Amerikanische Forscher hoffen, mit dieser Erkenntnis das Risiko einer Metastasenbildung frühzeitig abschätzen zu können.Amerikanische Wissenschaftler entdeckten das besondere Genaktivitätsmuster sowohl bei Zellen im Labor, bei denen sie die Bedingungen der Wundheilung simuliert hatten, als auch bei aggressiven Krebszellen. Die Forscher beschreiben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Public Library of Science: Biology".Schon häufiger hatten Wissenschaftler die Ausbreitung und Metastasenbildung bei Krebs mit den Vorgängen verglichen, die durch eine Verletzung ausgelöst werden. Genau wie bei Krebs beginnen sich nämlich auch bei der Wundheilung fertige, spezialisierte Zellen schnell und häufig zu teilen und dringen dabei in das umliegende Bindegewebe ein. Andere Zellarten lösen sich von ihrem Zellverband und beginnen zu wandern. Zusätzlich bilden sich neue Blutgefäße. Ähnlichkeiten sind kein ZufallDiese Ähnlichkeiten sind kein Zufall, entdeckten nun Howard Chang und seine Kollegen von der Stanford-Universität in Kalifornien: Die gleichen Gene, die bei der Wundheilung eine wichtige Rolle spielen, sind auch in vielen Tumorzellen aktiv. Dieses genetische Programm bestimmt offensichtlich, wie aggressiv ein Tumor ist, denn genau die Krebszellen, bei denen die Forscher das genetische Wundheilungsmuster nachweisen konnten, bildeten am häufigsten Metastasen. Dazu gehörten neben Prostata- und Lebertumoren auch bestimmte Arten von Brust-, Lungen- und Magenkrebs. Das Aktivitätsmuster ist bereits in sehr frühen Stadien einer Krebserkrankung nachweisbar und verändert sich auch während der Therapie nicht. Ein genetischer Test könnte daher in Zukunft helfen, das Risiko einer Metastasenbildung schon sehr früh abzuschätzen. Ob jedoch die Aktivierung der entsprechenden Gene durch vom Tumor abgegebene Signalstoffe erfolgt oder ob sie eine Folge der Verletzung des umliegenden Gewebes durch das Tumorwachstum ist, können die Wissenschaftler noch nicht sagen. Sie hoffen aber, mit ihren Ergebnissen zur Entwicklung einer wirkungsvolleren Krebstherapie beitragen zu können.