Zurück aus der Zukunft

Fortsetzung Disneys "Tron: Legacy" in 3D

Wenn Männer älter werden und mehr Geld haben, kaufen sie die LPs, die sie einst besonders mochten, noch einmal als CD. Und die abgegriffenen Taschenbücher, die sie früher liebten, ersetzen sie durch gebundene Werkausgaben. Hören sie sich die CDs aber an und lesen sie in die neuen Bücher hinein, finden sie den Zauber von damals nicht mehr, und sie werden ein bisschen traurig. So geht es einem auch mit der Fortsetzung des Disney-Klassikers "Tron" von 1982: Sie sieht umwerfend aus, aber glücklich macht sie nicht.

Der erste Teil war ein Jungsfilm mit völlig unverständlicher Handlung: Der Programmierer Flynn versucht zu beweisen, dass sein Kollege mehrere Computerspiele von ihm gestohlen hat und dadurch zum Präsidenten der Firma Encom aufstieg. Flynn lässt sich also in sein Programm "Tron" beamen, um vor Ort Beweise zu finden. Das klingt zwar hanebüchen, sorgte vor 28 Jahren aber für Gänsehaut: Jeff Bridges spielte Flynn, der in der Cyberwelt auf irren Motorrädern herumfuhr, und die digitale Welt wurde mit analoger Unschuld hergestellt und wirkte trotz ihrer Einfachheit neu. Viel Schwarz, viel Neon, fertig war die Zukunft.

Für die Fortsetzung hatte man nun die Technik und mit 170 Millionen Dollar das Geld, die virtuelle Welt echt aussehen zu lassen. Bridges spielt wieder den Flynn, der Computer macht es möglich, dass er auch als junger Kerl auftritt, und statt Neon gibt es viel Kobaltblau. Die Handlung ist noch verquerer als zuvor, Flynns Sohn kommt auf Besuch, und gemeinsam erlebt man Abenteuer in Downtown Cyberspace. Die 3D-Bilder sind bis zum Überdruss schön, wenn man diese Elektro-Ästhetik mag, und dazu dröhnen unablässig die Synthesizer des House-Duos Daft Punk. Allein die Unschuld geht flöten in all dem Design, die Unmittelbarkeit, der Zauber des ersten Mals. Man verlässt das Kino seufzend. lll

(RP)
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