Rückblick auf die Kriwet-Ausstellung Spiel mit den Möglichkeiten der Kommunikation

Düsseldorf · Zum Abschluss der Kriwet-Ausstellung im Heine-Institut ging es noch einmal um die Frage der Einordnung dieses Düsseldorfer Multi-Talents.

 Portrait des Düsseldorfer Künstlers Ferdinand Kriwet.

Portrait des Düsseldorfer Künstlers Ferdinand Kriwet.

Foto: Angelika Platen / dpa

Drei Monate lang war Ferdinand Kriwet wieder sichtbar in seiner Heimatstadt Düsseldorf. Eine Sonderausstellung des Heinrich-Heine-Instituts widmete sich dem 1942 als Sohn eines Würstenchenbudenbesitzers („Kriwets Schnellimbiss“) geborenen Medien-Künstler, der durch seine Arbeiten in den 1960er- und 1970er Jahren weltbekannt wurde. Begleitend zur Ausstellung gab es Gespräche über Kriwets Bedeutung als Autor, ebenso wie über seine Rolle im Kreis der legendären Künstlerkneipe „Creamcheese“.

Anlässlich der Finissage dieser Ausstellung sprach der Kurator Enno Stahl mit Gregor Jansen über die Frage, wie man Ferdinand Kriwet kunsthistorisch einordnen sollte. Als Direktor der Kunsthalle hatte Jansen den ihm gut bekannten, damals in Dresden lebenden Künstler 2011 mit einer Retrospektive zumindest ideell wieder mit Düsseldorf verbunden. Kriwet so einfach in eine Schablone zu stecken, also Schriftsteller, Video-Aktivist oder Visual-Art-Grafiker, das alles ergibt für Jansen ein falsches Bild: „Wenn überhaupt eine Bezeichnung angemessen ist, dann ist Kriwet ein Mixed-Media-Künstler.“

Als frühzeitig Pubertierender verließ er sein Elternhaus und die Internatsschule, um die Welt zu erobern. Nicht dass ihm damals etwas fehlte: Er kannte sich mit 15 Jahren bereits aus mit Dada und Surrealismus und war selbstbewusst genug, Ende der fünfziger Jahre bei einer Ausstellung Max Ernst um ein Autogramm zu bitten. Immerhin gab es damals auch schon Eigenes, ein Buch zum Beispiel. „Rotor“, ein sogenanntes Rundbuch ohne Punkt und Komma, steckte voller Assoziationen auf seine Kindheit, sein Leben in Düsseldorf, den Alltag nach dem Krieg. Gregor Jansen, der beinahe den Begriff „Wunderkind“ bemüht hätte, nannte die später bei DuMont erschienene Publikation „eine experimentelle Seelenwanderung durch die Welt der Buchstaben.“

Kriwets Faszination für Semiotik und Form des Alphabets passt auch zum Signet der Ausstellung: Eine von Buchstaben umrandete Scheibe. Sie zeigt des Künstlers dadaistisches Spiel mit den Möglichkeiten der Kommunikation. Als ihm die propagandistischen Wurfzettel seiner Generation zu einfallslos schienen, hielt er mit großartigen Flyern dagegen. Insgesamt entstand bis zu seinem Tod vor drei Jahren ein großes, unglaublich vielfältiges Œuvre, das heute in Bremen als Nachlass von Bettina Brach betreut wird. Es hatte auch den ernsthaften Versuch gegeben, Kriwets Werk als Vorlass nach Düsseldorf zu holen. Die Sache scheiterte an den Schablonen. Keine der hiesigen Kulturinstitutionen, fühlte sich umfassend kompetent und somit zuständig. Doch in Düsseldorf bleibt Ferdinand Kriwet, der unter anderem im Plenarsaal des Landtags das Landeswappen schuf, weiterhin vielseitig präsent.

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