Zum heutigen Dreikönigstag Der schwere Fehler der heiligen Magier

Köln · Am heutigen Dreikönigstag stellen sich viele Fragen an die biblischen Sterndeuter, für deren Gebeine der Kölner Dom errichtet wurde. Im 12. Jahrhundert kamen sie als Kriegsbeute an den Rhein.

 Der Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom.

Der Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Heiligen Drei Könige kennt ja jeder. Dennoch bleibt die Frage, wer diese Könige eigentlich gewesen sind. Ob es überhaupt Könige waren? Und wie ist man auf die Zahl drei gekommen? Schließlich: Agierten sie tatsächlich so heilig und tadellos, wie wir so gerne annehmen?

Fragen über Fragen am Dreikönigstag, der an diesem Freitag das Hochfest der Erscheinung des Herrn (Epiphanie) etwas in den Hintergrund treten lässt und in Köln ein volkstümlicher Feiertag ist. Schließlich liegen dort die mutmaßlichen Überreste der biblischen Gestalten, im opulenten Dreikönigsschrein des Doms. Doch die Geschichte ihrer Reliquien beginnt nicht in der gotischen Kathedrale – die es übrigens ohne die Gebeine gar nicht geben würde –, sondern im italienischen Mailand: Wir schreiben das Jahr 1162, als Kaiser Friedrich Barbarossa zum Sturm auf die oberitalienische Stadt bläst. Sehr hilfreich ist ihm dabei Rainald von Dassel, der Kanzler des Heiligen Römischen Reiches und nebenbei auch Kölner Erzbischof ist. Die Schlacht endet siegreich, und der Lohn ist durchaus üppig: Von Dassel werden die Dreikönigsreliquien übergeben, die bis dahin in einer Mailänder Kapelle aufbewahrt wurden.

Und der Kölner Erzbischof versteht es, die berühmten Gebeine weltberühmt zu machen: Auf seinem Rückweg ins Rheinland legt er diverse Pausen ein und soll sogar Stofffetzen der Königsgewänder verschenkt haben. Als er in Köln ankommt, ist seine Kriegsbeute ein Schatz, aber seine Kirche für den Ansturm der Pilger zu mickrig. 1248 wird der Bau einer richtig großen Kathedrale beschlossen. Dass diese erst nach 632 Jahren fertig wird, ist eine andere Geschichte, eine kölsche.

Die Heiligen Drei Könige machen ihrem Namen keine Ehre, da sie nach biblischer Übersetzung und dem griechischen Wort „magoi“, Magier oder Sterndeuter gewesen sind. Aber Könige machen mehr her, mit ihnen huldigt die weltliche Macht Gottes Sohn. Genau da wird es problematisch, weil sie nicht ganz so clever agierten und zunächst König Herodes davon in Kenntnis setzten, dass sie auf dem Weg zum neugeborenen König der Juden sind. Ein furchtbarer Fehler der Magier, auch wenn sie nach der Anbetung nicht mehr zum Herrscher zurückkehren, wie eigentlich versprochen. Denn Herodes lässt in Bethlehem alle männlichen Säuglinge morden, um einen künftigen Konkurrenten aus dem Weg zu räumen.

Ungeklärt bleibt für immer, wie viele Magier schließlich zur berühmten Krippe kamen. Im maßgeblichen Matthäus-Evangelium ist jedenfalls von keiner Zahl die Rede, nur von den Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe. Drei Geschenke, drei Magier? Eine offenbar einfache Rechnung, die man allerdings ohne die biblische Quellenlage gemacht hat.

Aber auch ihre Namen verschweigt der Evangelist. Sie wurden erst im 6. Jahrhundert hinzugedichtet und folgten der legendenhaften Dreierlogik: Caspar, Melchior und Balthasar. Und viele glauben heute, dass deren Namen auch die Haustüre zieren, wenn die Sternsinger „20 C+M+B 23“ darauf schreiben. Doch das ist kein Namenszug, sondern einfach nur Latein: „Christus mansionem benedicat“, Christus segne dieses Haus.

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