Bochum Zum Despoten verdammt: Bochum zeigt "Richard III."

Bochum · Ein uralter Theaterwitz: Jemand hat keine Lust, sich "Richard III." von William Shakespeare anzuschauen, weil er die ersten beiden Teile nicht gesehen hat. Doch dahinter steckt Wahrheit. Denn das Stück um einen der fiesesten Schurken der Theatergeschichte ist das Finale einer Reihe von Dramen um die "Rosenkriege", blutige Bürgerkriege im England des 15. Jahrhunderts. Roger Vontobel hat nun im Bochumer Schauspielhaus "König Richard der Dritte" mit Vorgeschichte inszeniert. Ein grandioser, packender Vier-Stunden-Abend.

Richard ist ein Kind des Krieges. Er kennt nichts als Gewalt. Im Bochumer Schauspielhaus sieht man, wie Richard wurde, was er ist. Zwei Adelshäuser kämpfen um die englische Krone. In Shakespeares "Heinrich VI." werden all die Handlungsfäden, die in "Richard III." nur kurz aufgenommen werden, ausführlich entfaltet. Außerdem bekommt der gewissenlose Serienkiller in dieser Fassung eine ebenbürtige Gegenspielerin, Margaret, die Frau Heinrichs VI. Richard tötet ihren Mann und ihren Sohn. Daraufhin wird die Exkönigin zur Guerillakriegerin, die stets auf ihre Chance lauert, Richards Pläne zu zerstören.

Die Aufführung ist hervorragendes Ensembletheater – und ebenso das Duell zweier herausragender Schauspieler: Jana Schulz und Paul Herwig. Roger Vontobel rückt das Stück an die Gegenwart heran, ohne aufdringlich zu aktualisieren. Dass es auch heute Richards gibt, wird auch so deutlich. Ein kluger, spannender Theaterabend.

Termine und Karten: 0234 / 3333 5555

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort