Umstrittene Aktion in Berlin Zentralrat der Juden sagt Gespräch mit Zentrum für politische Schönheit ab

Düsseldorf · Die neue Aktion des „Zentrums für politische Schönheit“ nahe dem Berliner Reichstagsgebäude mit angeblicher Asche und anderen Überresten ermordeter NS-Opfer stößt auf heftige Kritik.

 Säule des Zentrums für politische Schönheit nahe dem Reichstagsgebäudes.

Säule des Zentrums für politische Schönheit nahe dem Reichstagsgebäudes.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat ein vereinbartes Gespräch mit der Künstlergruppe Zentrum für politische Schönheit (ZPS) abgesagt. Ein Sprecher des ZPS hatte gegenüber unserer Redaktion angegeben, dass das weitere Vorgehen bei einer umstrittenen Aktion in Berlin mit dem Zentralrat abgestimmt werde. Dem widersprach die Organisation. Das ZPS hatte am Montag in Berlin eine temporäre Gedenkstätte für Opfer des Nationalsozialismus errichtet. Teil der Aktion ist eine Stahlsäule, die nach Angaben der Gruppe Asche von Opfern der Massenmorde der Nazis enthält. Der Zentralrat der Juden in Deutschland nannte die Aktion auf Twitter „problematisch“. „Sollte es sich tatsächlich um Asche von Schoa-Opfern handeln, dann wurde die Totenruhe gestört.“ Die Aktion war von zahlreichen jüdischen Organisationen kritisiert worden, auch die Bundesregierung schaltete sich ein.

Als Reaktion auf die massive Kritik sagte ein Sprecher des ZPS, dass das gesamte weitere Vorgehen der Aktion „nur in enger Absprache“ mit dem Zentralrat der Juden weiterentwickelt werde. „Wir führen diesbezüglich Gespräche mit den Verantwortlichen.“ Dem widersprach Josef Schuster, Präsident des Zentralrats.

Es entspreche nicht der Wahrheit, dass das weitere Vorgehen in Abstimmung mit dem Zentralrat stattfinde, sagte Schuster. „Das Künstlerkollektiv hatte um ein Gespräch gebeten, was aber noch nicht stattgefunden hat. In diesem Gespräch wollten sie ihre Aktion näher erläutern.“ Die Vorgehensweise des ZPS nannte Schuster unseriös. Sie diene offensichtlich ausschließlich dazu, Aufmerksamkeit zu erregen. „Das geplante Telefonat wurde daher von unserer Seite abgesagt.“

Unterdessen haben ZPS-Mitglieder am Dienstag offenbar den Grabstein Franz von Papens von einem Friedhof im Saarland gestohlen. „Franz von Papen ist auf dem Weg nach Berlin, um die historische Schuld des deutschen Konservatismus aufzuarbeiten“, teilte die Gruppe mit. Von Papen hatte mit Adolf Hitler über eine Regierung aus konservativen und nationalsozialistischen Kräften verhandelt und Hitler 1933 zur Macht verholfen. Die Aktion des ZPS in Berlin soll vor einer Zusammenarbeit von CDU und CSU mit der AfD warnen.

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