Gesammelt Zehn Lesetipps zum Beginn der Buchmesse
Marja-Liisa Vartio, Männer wie Männer, Frauen wie Frauen: Dieser Roman aus den 60ern über eine junge Finnin vom Lande, die ihr Kind (der Vater ist anderswo verheiratet) einsam in Helsinki austrägt, birst vor Kraft. Die kommt aus der Lakonie, nicht aus der Sentimentalität. Vartios Sprache knarrt grandios und ungehobelt. Vartio (1924–1966) ist fraglos die Patin der finnischen Literatur-Moderne.
Marja-Liisa Vartio: "Männer wie Männer, Frauen wie Frauen", 268 S., Suhrkamp, 22,95 Euro
Ulla Hahn, Spiel der Zeit: Endlich der dritte Band der Lebensgeschichte von Hilla Palm, in der die Autorin erneut Biografisches verarbeitet hat. Das Arbeiterkind vom Rhein erlebt als Studentin in Köln die 68er Revolution und eine große Liebe. Familie und Vergangenheit kann sie trotzdem nicht ablegen. Wieder ein großer rheinischer Bildungsroman. Lommer jon!
Ulla Hahn: "Spiel der Zeit", DVA, 608 S., 24,99 Euro
Lydia Davis, Kanns nicht und will nicht: Man darf ja niemanden zum Lesen zwingen, aber wenn man es dürfte, müssten alle Lydia Davis lesen. Die Amerikanerin schreibt die klügsten Short Stories. Manchmal braucht sie wie in „Lokale Nachrufe“ nur einen Satz, um ein Leben auszubreiten. Hierzulande kennen viel zu wenige diese Autorin, aber man sollte sie lesen. Man muss!
Lydia Davis: "Kanns nicht und will nicht", 304 S., Droschl, 23 Euro
Martin Suter, Alles im Griff - eine Business Soap: Das Böse kommt wie immer aus der Schweiz – natürlich von Martin Suter, dem fröhlichen Satiriker, der das Wohl und Wehe einer Firma und ihres Personals mit diesmal fortlaufenden Geschichten skizziert. Die Pointe steckt stets im letzten Satz, und obwohl man Suter zu kennen glaubt, erahnt man sie doch nie. Flotte, leichte Unterhaltung.
Martin Suter: "Alles im Griff - eine Business Soap", 108 S., Diogenes, 12,90 Euro
Thorsten Legat, Wenn das Leben Foul spielt: In seiner Zeit als Fußballprofi galt Thorsten Legat als Rüpel und Raubein – aber auch als ehrlicher Arbeiter. Wie er zu dem Menschen wurde, der er heute ist, erklärt der Ex-Bundesligaspieler in seiner Biografie. Schonungslos und offen arbeitet Legat mit Hilfe des Sportjournalisten Hubert Meyer dabei traumatische Kindheitserfahrungen auf.
Thorsten Legat: "Wenn das Leben Foul spielt", 224 S., Die Werkstatt, 19,90 Euro
Meg Wolitzer, Die Interessanten: Julie Jacobsen stammt aus der Provinz und nimmt an einem Sommercamp an der Ostküste teil. Dort begegnet sie einer Gruppe Gleichaltriger, die sie viel interessanter als sich selbst findet. Meg Wollitzer begleitet die Freunde durch 40 Jahre und entwirft ein Panorama der Gegenwart. Großer Gesellschaftsroman, wie es ihn nur in den USA gibt.
Meg Wolitzer: "Die Interessanten", 608 S., DuMont Buchverlag, 22,99 Euro