„Zdenek Adamec“ Handke macht Suizid zum Thema für neues Theaterstück

Prag · Was steckt hinter dem neuesten Theaterstück des österreichischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Peter Handke? „Zdenek Adamec“ wird am 2. August bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt und nimmt sich einen realen Suizid vor.

 Peter Handke, Archivbild aus dem Jahr 2019.

Peter Handke, Archivbild aus dem Jahr 2019.

Foto: dpa/Herbert Neubauer

Ein Überblick über die historischen Geschehnisse:

DIE SELBSTVERBRENNUNG: Am 6. März 2003 übergoss sich der junge Zdenek Adamec auf dem Prager Wenzelsplatz vor dem Nationalmuseum mit Benzin und zündete sich selbst an. Zwei Polizisten löschten die Flammen. Der Rettungsdienst traf innerhalb von Minuten ein. Der Student erlitt Verbrennungen zweiten und dritten Grades am gesamten Körper und starb 40 Minuten später auf dem Weg ins Krankenhaus.

DER ABSCHIEDSBRIEF: Der 1984 geborene Tscheche trug einen dreiseitigen Text mit dem Titel „Aktion Fackel 2003“ bei sich. Darin beklagte er sich über weltweite Probleme wie Kriege und Umweltverschmutzung. „Ich bin ein weiteres Opfer des sogenannten demokratischen Systems, in dem aber nicht die Menschen entscheiden, sondern Geld und Macht“, hieß es darin.

ERMITTLUNGEN: Die Behörden sprachen von „persönlichen Problemen“ des Studenten aus Humpolec. Wie Medien berichteten, ermittelte die Polizei gegen ihn wegen mutmaßlicher Anstiftung zur Sachbeschädigung. Es ging um den Vorwurf, er habe im Internet Anleitungen zum Unterbrechen von Stromleitungen verbreitet. Ein Polizeisprecher wollte sich auf Anfrage nicht zu den damaligen Geschehnissen äußern.

NACHAHMUNGSTÄTER: In der Folge gab es mehrere Nachahmer. Innerhalb von vier Monaten starben mindestens fünf Menschen, drei wurden schwer verletzt. Der damals neu gewählte Präsident Vaclav Klaus appellierte an die Vernunft: „Ich bitte euch, tut es nicht. Ihr fügt damit vielen weiteren Menschen Schaden zu. Lasst uns andere Wege finden.“ Die Suizide bezeichnete er als „schlechthin unglücklich, unangemessen und vor allem unnötig“.

JAN PALACH: Die Tat traf in Tschechien einen empfindlichen Nerv, denn sie erinnerte an den Selbstmord des Studenten Jan Palach im Januar 1969. Der 19-Jährige hatte sich aus Protest gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen ebenfalls auf dem Wenzelsplatz selbst verbrannt. Palach berief sich auf den böhmischen Kirchenreformator Jan Hus, der am 6. Juli 1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden war.

Kreisen Ihre Gedanken darum, sich das Leben zu nehmen? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222.

(felt/dpa)
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