Düsseldorf Wim Wenders hilft dem Nachwuchs

Düsseldorf · Zusammen mit der Film- und Medienstiftung NRW vergibt er jetzt Stipendien.

Der Mann, der mit der Kamera Porträts malen kann, die etwas vom Wesen eines Menschen offenbaren, sitzt tief in einem grünen Ohrensessel und verteilt Urkunden. Wim Wenders ist nach Düsseldorf gekommen, um die ersten Stipendien zu vergeben, die seinen Namen tragen. Finanziert werden sie von der Film- und Medienstiftung NRW, die damit dem Filmkunst-Nachwuchs helfen will. 100 000 Euro aus Landesmitteln sind pro Jahr im Topf, bei der Premiere wurden 95 000 Euro an vier Teams vergeben.

Wenders hat vor zwei Jahren in Düsseldorf eine Stiftung gegründet, die sich um die Bewahrung seines Lebenswerkes kümmern soll - und um die Zukunft, um junge Filmschaffende. Und nun sitzt er im weiß getünchten Fabrikloft der Düsseldorfer Filmwerkstatt und befragt den Nachwuchs. Wie er das anfangen wolle, mit der Kamera nach der Seele der Stadt Berlin zu suchen, will er etwa vom frisch gekürten Stipendiaten Erik Schmitt wissen. Dabei lächelt Wenders, weil er selbst der Stadt doch zwei Engel geschenkt hat in "Der Himmel über Berlin". Und Fabian Driehorst und Frédéric Schuld fordert er auf, die Geschichte ihrer Stoffsuche zu erzählen. Mal zu verraten, wie sie auf die Biografie der jüdischen Brüder Wolf gestoßen sind, die als Sänger durch die halbe Welt zogen. Das bewegte Leben der Brüder wollen die beiden Jungregisseure als Animationsfilm inszenieren. "Das ist ja mal eine Ansage", sagt Wenders und fügt noch hinzu, dass die 40 000 Euro des Stipendiums nur ein kleiner Schritt seien. Und dann klopft er dem Nachwuchs auf die Schultern und sagt noch: "Haut rein".

Lässig wirkt das alles. Dabei hat der Mann, der da im Knuffelsakko im Großvatersessel sitzt, gerade noch Cannes verzückt - als einziger Deutscher. Mit seiner Dokumentation "The Salt of the Earth" über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado. Wieder ist ihm da so ein Porträt gelungen, das an etwas Wahrhaftiges rührt, an die Seele eines Künstlers. In Cannes bekam Wenders dafür einen Sonderpreis.

Doch das macht ihn nicht unnahbar. "Ich stehe Euch zur Verfügung", sagt er zu den ersten Wim-Wenders-Stipendiaten. Seine Professur in Hamburg hat er dafür aufgegeben. Er meint es ernst.

Dass sich Wenders entschieden hat, sein Lebenswerk in Düsseldorf unterzubringen und dort seine Stiftung zu gründen, hat biografische Gründe. Wenders ist in Düsseldorf geboren, hat noch immer viele Kontakte in die Stadt. Er sagt es so: "In Düsseldorf liegen meine Eltern begraben, ich werde eines Tages selbst dort auf dem Friedhof liegen, natürlich sollte meine Stiftung dort ihren Sitz haben."

Büros im Künstlerstadtteil Flingern sind inzwischen bezogen, die ersten Stipendien nun verteilt. Dass das so schnell gehen würde, berühre ihn sehr, sagt Wenders zur Begrüßung, seine Frau und er hätten das lange nicht für möglich gehalten. Da lächelt Donata Wenders ihrem Mann zu. Sie steht an eine Säule gelehnt, ihr roter Lippenstift leuchtet. Im Raum hatte sie noch ein paar aparte Feldblumensträuße verteilt. Nun kann die Feier mit den ersten Stipendiaten beginnen. Die Wenders sind angekommen in Düsseldorf.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort