Duisburg Willi Baumeister - der deutsche Miró

Duisburg · Zur Ausstellung eines der bedeutendsten Nachkriegsmaler im Duisburger Museum Küppersmühle.

Einen Künstler als den "deutschen Miró" zu bezeichnen, ist heikel, weil man ihm dadurch einen Platz im Schatten des Bekannteren zuweist. Im Falle von Willi Baumeister (1889-1955), dem ungegenständlichen Maler, dessen Werke jetzt in Duisburg zu sehen sind, könnte man jedoch eine Ausnahme machen, ohne ihn herabzusetzen. Denn der Vergleich bezieht sich nicht nur auf verblüffende, Farbwahl und formale Komposition betreffende Ähnlichkeiten. Es geht auch um die Stellung innerhalb des eigenen Kulturkreises.

Wurde Miró von Frankreich und Spanien ausgehend zu einem weltweit verehrten Maler und Bildhauer der Abstraktion, so zählt Baumeister zu den großen Ungegenständlichen in Deutschland. Früh suchte er den Kontakt zu Frankreich, erwarb sich dort Ruhm, ist aber fast 60 Jahre nach seinem Tod letztlich noch immer ein deutsches Phänomen.

Die Ausstellung im Museum Küppersmühle sucht nun ihren Helden schon allein durch ihren Titel - "Willi Baumeister international" - ins recht Licht und Umfeld zu rücken. Dabei wird rasch deutlich, dass Baumeisters Abstraktion trotz mancher Ähnlichkeit mit Miró aus anderen Quellen schöpft: nicht aus dem Surrealismus mit seinen sexuellen Anspielungen, sondern aus der Kultur Altägyptens und der Suche nach einer künstlerischen Urkraft, die sich in einer Fülle teilweise selbst erfundener Hieroglyphen und grafischen Kürzeln spiegelt.

Die Schau ist seltsam aufgebaut. Am besten, man beginnt am Ende. Der Weg führt vom "Jungen am Landungssteg" von 1909, einem Gemälde im Stil des Spätimpressionismus, über "Badende" von 1912 zügig zu Figuren, die als solche zwar noch erkennbar sind, aber wie gemalte Collagen wirken: "Apoll und der Maler" von 1921 etwa, abstrahierte Körper, die aus rechteckigen Schnipseln zu bestehen scheinen, oder "Drei gestaffelte Figuren" von 1920.

Bis in die 30er Jahre spiegelt sich in Baumeisters Bilder wiedererkennbare Wirklichkeit; dann wird es rätselhaft, geheimnisvoll, abstrakt. Schon bevor die Nationalsozialisten ihm 1941 Mal- und Ausstellungsverbot erteilt hatten, war er auf "Schwebende Formen mit Weiß" und ebenso ungegenständliche "Formlinge" umgeschwenkt. Als Werbe-Angestellter der Wuppertaler Lackfabrik von Kurt Herberts gelangte er durch die braune Zeit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam er eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in seiner Heimatstadt Stuttgart. Dort malte er einen Teil der Bilder, die in Duisburg zu sehen sind: großformatige Kompositionen mit Phantasie-Titeln wie "Owambo", "Bluxao" oder "Monturi".

"In jedem absoluten Bild muss es spuken", hat Baumeister gesagt. In diesem Sinne verdienen seine späten Werke tatsächlich das Prädikat "absolut". Sie sprechen in bizarren, undechiffrierbaren Kürzeln zu uns, bisweilen auf sandigem Grund. Manche tragen den Begriff "Landschaft" im Titel, doch scheint es sich eher um Kopfgeburten zu handeln. Im Zentrum dieser Rätsel findet sich jener "Dialog Rot-Blau" von 1951, der schon allein durch die Farbe seines Grundes an Miró erinnert.

Damals stand Baumeister im Zenit seines Schaffens und seines Ruhms. Etwa die Hälfte seines Lebens hatte er mit seiner Ehefrau Margrit in Stuttgart verbracht. Gerade erst hatte er an der ersten "documenta" in Kassel teilgenommen, als er 1955 mit dem Pinsel in der Hand in seinem Atelier starb. Zu einem Zeitpunkt, da andere Abstrakte zur Figürlichkeit zurückkehrten, war sein Lebenswerk vollendet.

Info Museum Küppersmühle, bis 5. Oktober. Öffnungszeiten: Mi 14-18 Uhr, Do / Fr / Sa / So 11-18 Uhr, feiertags 11-18 Uhr, Mo/Di geschlossen.

(RP)
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