Düsseldorf Sachverständige lehnen Kunstverkauf geschlossen ab

Düsseldorf · Das Votum der Sachverständigen war erwartbar: Alle sechs Experten, die gestern den Landtag im Umgang mit landeseigener Kunst berieten, warnten vor dem Verkauf öffentlich-rechtlicher Kunstschätze. Erwartbar deshalb, weil die Experten allesamt selbst aus der Kunstszene kommen.

Interessant war aber eine Botschaft von Barbara Welzel vom Verband Deutscher Kunsthistoriker. Verschwörerisch raunte sie den Abgeordneten zu: "Wir hören ja oft den Vorwurf, dass wir immer noch nicht im Detail wissen, was genau in der WestLB-Sammlung ist. Aber vielleicht wollen wir das ja gar nicht wissen."

So subtil, dass man sie nicht verstehen könnte, war diese Botschaft allerdings nicht. Die landeseigene Bank Portigon muss die Sammlung ihrer Vorgängerin WestLB verkaufen. Nach bundesweiten Protesten will die Landesregierung die Sammlung aber im Land halten. Dafür muss Portigon den Wert der Sammlung ersetzt bekommen: Laut NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) 28 Millionen Euro - das ist der Versicherungswert. "Jetzt wissen wir alle, dass Museen das mit den Versicherungswerten anders machen", sagte Welzel - mit anderen Worten: Natürlich ist der Wert der Sammlung höher als der Versicherungswert. Deshalb nannte sie die finanzministeriale Gleichsetzung von Marktwert und Versicherungswert eine "Ermöglichungskonstruktion": Sie soll ermöglichen, dass überhaupt genug Geld für die Rettung der Sammlung aufgetrieben werden kann. Welzels Kalkül: "Wenn die Sammlung im Detail bekannt wird, senkt das den Marktwert nicht."

Die Auflösung der versteckten Botschaft lautet: Das Land subventioniert die Rettung der Kunstsammlung jetzt schon, indem sie ihren Wert kleinrechnet und Portigon - und damit dem Steuerzahler - den tatsächlich möglichen Kaufpreis vorenthält.

(RP)
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