Ausstellung bei Kadel Willborn Jan Paul Evers und die Kunst der Gene

Düsseldorf · Der Purrmann-Preisträger stellt bei Kadel Willborn aus. Seine photografischen Kunstwerke kreisen akteuell um die Grundbausteine des Lebens.

 Fotokunst von Jan Paul Evers

Fotokunst von Jan Paul Evers

Foto: Jan Paul Evers

Jan Paul Evers ist ein fotografischer Handarbeiter, der das Schwarzweiß liebt. In den differenzierten Tonwerten erinnern die Bilder in der Galerie Kadel Willborn an Graphit-Zeichnungen. Er benutzt Originale aus dem Internet, die er reproduziert, auf dass das Reproduzierte wiederum zum Original wird. Sein Minimalismus hat nichts mit Konzeptkunst zu tun, denn die Realität ist nie ganz ausgeschaltet. Die Reduktionen haben ihre eigenartige Poesie, die real und abstrakt zugleich ist.

Das Fotopapier zeigt schwarze Flecken. Sie erinnern an das schwarze Loch von Beuys, auch an Magnetfelder, denn die klare Begrenzung fehlt. Falls sich medizinische Profis in der Galerie an der Birkenstraße einfinden sollten, wüssten sie sofort, dass sich da jemand mit der aktuelle Pandemie und der permanenten Neuentstehung genetischer Varianten auseinandersetzt, die zu neuen Infektionen mit tödlichem Ausgang führen können.

Der Künstler erzählt, wie er zu seinen Bildern kam: „Ich saß im ersten Lockdown nur zu Hause vor dem Fernseher. Da gab es eine Sendung über die Entdeckung der Gene, über Gen-Manipulationen und die Erkennung bestimmter Erbkrankheiten. Die Bilder waren ästhetisch ansprechend und erstaunlich vielfältig. Mich interessierte der visuelle Eindruck einer schwarzen Fläche auf grauem Grund, denn das erinnerte mich an Bilder aus der Kunst, etwa von Zero. Gleichzeitig schwirrten Themen wie Krebsdiagnostik, Welternährung, behinderte Kinder und Krankheiten jeder Art durch meinen Kopf.“

Die Wissenschaft macht über das Mikroskop derlei Sequenzen sichtbar. Jan Paul Evers fand es erstaunlich, wie er erzählt, dass diese DNA der kleinste gemeinsame Nenner für die Unterschiede zwischen Mensch, Tier und Pflanzen ist. „Es geht um die Frage, wer wir sind und wie unser Verhältnis zur belebten und unbelebten Natur ist. Das hat nichts mehr zu tun mit der Arroganz des Menschen gegenüber der Natur, auch nichts mit der Unterscheidung zwischen Geschlechtern und Herkunft. Ich hoffe, dass der Betrachter nun seine eigenen Spuren verfolgt.“

Evers hat sich längst von den Vorbildern im Fernsehen entfernt. Er nahm gleichsam seine eigene Gen-Manipulation vor, bearbeitete gefundene, anonyme Gen-Motive im Photoshop, druckte sie aus und fotografierte sie anschließend mit der analogen Kamera. „Ich habe Ausschnitte von DNA-Sequenzen genommen, Dinge hinzugefügt oder weggelassen, abgewedelt und abgedeckt, nachbelichtet oder Gradationssplittungen herausgearbeitet. Alles entstand in der Dunkelkammer und wurde groß abgezogen.“ Seine Handabzüge sind Unikate.

  Kadel Willborn, Birkenstraße 3, bis 22. Februar, Öffnung Mittwoch bis Freitag 13–18 Uhr, Samstag 11–16 Uhr.

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