Wenn Kinder keine Milch vertragen

Schon Kinder leiden nicht selten an Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten nach dem Verzehr von Frucht- oder Milchzucker. Symptome sind Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall. Tests geben Sicherheit bei der Diagnose. Oft muss das Essverhalten verändert werden.

Was unter dem Titel "Nahrungsmittelunverträglichkeiten" eher pauschal durch die Welt geistert, wird von Medizinern in mehrere Kategorien unterteilt: in die Fruktose-(Fruchtzucker)- oder Laktose- (Milchzucker-)unverträglichkeit sowie in die Nahrungsmittelallergie. Eine Sonderform ist die Zöliakie.

Häufig werden bei Kindern Bauchschmerzen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit angelastet, ohne dass der Arzt einen Zusammenhang beweisen kann. Unnötige Diäten sollten aber gerade bei Kindern unterbleiben, da sie leicht eine Mangelernährung auslösen. Andererseits kann eine Fehlernährung zu Beschwerden führen, ohne dass irgendeine Nahrungsmittelunverträglichkeit besteht.

Fehlernährung Jeder Mensch kann nur begrenzt viel Fruchtzucker oder Milchzucker aus dem Darm ins Blut aufnehmen. Vor allem bei übermäßigem Verzehr von Fruchtzucker (große Mengen Apfelsaft, Pflaumensaft, bestimmte Obstsorten oder auch Sorbit in zuckerfreien Süßigkeiten oder Getränken) gelangt nicht aufgenommener Zucker in den Dickdarm, wo Bakterien den Zucker vergären und Gas bilden. Es kommt zu Durchfall und Blähungen, in diesem Fall durch eine Fehlernährung, nicht durch eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit.

Fruktose-Unverträglichkeit Einige Kinder haben eine verminderte Aufnahmekapazität von Fruchtzucker, so dass schon bei normaler Zufuhr nur ein Teil aufgenommen und der Rest in den Dickdarm gelangt und Blähungen und Durchfall auslöst. Wie stark die Beschwerden sind, ist individuell verschieden. Blut- oder Atemtests zeigen nur, ob Fruchtzucker in den Dickdarm gelangt. Sinnvoll ist eine diätetische Austestung: Der Fruchtzuckerverzehr sollte nur so eingeschränkt werden, dass keine stärkeren Beschwerden auftreten. Oft reicht es, auf Fruchtsaft zu verzichten.

Laktose-Unverträglichkeit Hierbei handelt es sich zwar um eine angeborene Störung, doch ist bei Säuglingen die Milchzuckerverdauung normal, erst im Schulkindalter wird deutlich weniger Milchzucker vertragen. Nach Milchkonsum gelangt unverdauter Milchzucker wiederum in den Dickdarm und wird vergoren, was Blähungen und Durchfall verursacht.

Der Verzehr von Milchprodukten muss nur soweit eingeschränkt werden, dass Beschwerden nicht aufkommen. Während Gentests die Veranlagung zeigen und Atemtests prüfen, ob Milchzucker in den Dickdarm gelangt, kann nur die diätetische Austestung erweisen, ob Milch und Milchprodukte (Quark und Käse) zu Beschwerden führen. Oft reicht dann die Verwendung von Minus-L-Milch.

Anders als bei anderen Erkrankungen (wie beispielsweise bei Diabetes mellitus) sind Diätfehler bei Fruchtzucker- oder Laktoseunverträglichkeit allerdings nicht schädlich.

Test für Eltern Wer testen will, ob sein Kind auf Milchzucker oder Fruchtzucker reagiert, sollte an vier folgenden Tagen nach folgendem Schema die Verträglichkeit protokollieren:

Vier Tage keine Milch, keine Milchprodukte (Quark, Käse, Joghurt), keine Fertigprodukte, keine Medikamente, keine Süßigkeiten, die Milch oder Milchzucker enthalten.

Vier Tage normale Kost und täglich übliche Menge Milch- und Milchprodukte.

Vier Tage keine Säfte, keine Saftschorle, kein Obst, keine Diätgetränke und zuckerfreien Süßigkeiten mit Sorbit oder Xylit.

Vier Tage normale Kost und täglich ein Glas Apfelsaft.

Am Abend sollten die Eltern mit ihrem Kind in eine Tabelle auf einer Skala zwischen 1 und 10 eintragen, wie die Bauchschmerzen waren (keine oder leichte bis mittelschwere oder schwere Schmerzen). Außerdem sollten sie den Stuhlgang protokollieren (Häufigkeit und Konsistenz: hart, normal, Durchfall).

(RP)
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