Wenn die Liebe älter wird

Generationenporträt "Late Bloomers"

Mary und Adam sind seit 30 Jahren verheiratet, haben drei erwachsene Kinder, führen eine gute Ehe und haben noch, der Film zeigt es in einer dezent dämmrigen Szene, Spaß miteinander. Aber Mary konstatiert nun auch, dass sie beide alt werden, was Adam nicht akzeptieren will. Gerade hat er, der Architekt, noch einen Preis bekommen, jetzt lehnt er den Auftrag für ein Altersheim ab, schuftet dafür heimlich am Wettbewerbsentwurf junger Kollegen für einen prestigeträchtigen Museumsneubau mit. Er will's also noch mal wissen, während sie schon die Wohnung altersgerecht umrüstet, Telefone mit großen Tasten anschafft und im Bad Haltegriffe anbringt. Das gehe zu weit, sagt er mürrisch, als er zu ihr in die Wanne steigt. Er habe sich doch selber gerade festgehalten, kontert sie lächelnd.

Mary wird gespielt von einer warmherzigen Isabella Rossellini, Adam von einem empfindlichen William Hurt. Und es ist das gut harmonierende Spiel dieser beiden Altstars, das den Film auch über seine seichteren Momente hinweg rettet. Denn große Filmkunst ist von Julie Gavras' "Late Bloomers" nicht zu erwarten, die Regisseurin arbeitet das Thema "Älterwerden" ein bisschen zu didaktisch ab, spielt es auch durch in jeder Szene, so als müsse sich von der mangelnden Männeraufmerksamkeit über die Demenzangst bis hin zum künstlichen Hüftgelenk eine Art Kompendium ergeben.

Aber praktische Tipps fürs Älterwerden bietet der Film schon, und auch ein bisschen tröstenden Humor: Wie sich Adam eine Lederjacke überzieht, Energy Drinks probiert und die Bewunderung einer jungen Kollegin genießt. Oder wie auch Mary noch mal etwas ausprobieren will, einen Blusenknopf öffnet und sich an eine Bar setzt. So driften Adam und Mary auseinander, und er zieht schließlich aus. Die Kinder aber versuchen, ihre Eltern wieder zusammen zu bringen und werden dabei unterstützt von der Regisseurin, die ihren Film wohl auch als Paartherapie sieht und zu einem guten Ende führen möchte. Dafür nimmt sie Sentimentalitäten und Klischees in Kauf – und irgendwie will man ihr das nicht mal übelnehmen. lll

(RP)
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