Kolumne Eine Frage des Stils Wenn die Gorgonzola-Soße zu streng riecht

Was tun, wenn man zum Essen eingeladen ist und einen oder mehrere der Gänge nicht mag? Ehrlich sein oder im Wortsinne durchbeißen?

Knoblauchsuppe gab es zur Vor-, Karpfen zur Hauptspeise, als der Kollege jüngst bei Freunden zum Essen eingeladen war. Das Dumme: Der Kollege mag weder Knoblauchsuppe noch Karpfen. Er fackelte nicht lange, sondern entschied sich für die ehrliche Variante und sagte den Gastgebern, dass beides leider, leider nichts für ihn sei. Der Kollege hat dann die Beilagen gegessen, die Freunde haben das lediglich zur Kenntnis genommen, waren anscheinend nicht getroffen oder sauer. Die Frage aber ist: Hätte der Gast sich nicht durchbeißen oder wenigstens guten Willen zeigen müssen, wo er schon zum Essen eingeladen ist? Oder ist es in Ordnung, klipp und klar zu sagen, wenn man etwas nicht mag?

Einfach ist die Sache, wenn Dinge aufgetischt werden, die gesundheitlich problematisch sind. Wenn man allergisch gegen Nüsse oder bestimmte Früchte ist, wenn man Eiweiß nicht gut verträgt, wenn Gluten dem Körper nicht bekommt. Dann reden wir nicht von Geschmack, sondern von Gesundheit, und dann darf der Gastgeber nicht eingeschnappt sein.

Was - natürlich - nicht infrage kommt: seine Abneigung gegen das servierte Essen ausdrücken, indem man etwa sagt, dass Karpfen unfassbar ekelhaft ist, Algen schleimig sind und Gorgonzola-Soße stinkt oder gar derbe Brechgeräusche macht. Aber das sollte sich ja von selbst verstehen. Besser: freundlich und vorsichtig sagen, dass man es natürlich sehr zu schätzen weiß, dass die Gastgeber so lange in der Küche standen, dass man aber leider überhaupt kein Freund von Karpfen ist. Isst man in einer größeren Runde, könnte man die Komponente, die man nicht mag, auch einfach weglassen, sich den anderen widmen und so gar kein großes Thema aus sich und der Abneigung machen.

Der Gastgeber kann es seinen Gästen natürlich auch leicht machen. Er kann zu Beginn des Essens sagen, dass es kein Problem ist, wenn jemand etwas nicht mag und dass sich niemand gezwungen fühlen soll, das Gericht aufzuessen. Das dürfte den Druck rausnehmen.

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(RP)
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