München Weiße Rose: Darf Guillotine in Ausstellung gezeigt werden?

München · Eine mögliche Ausstellung der Guillotine, mit der wohl die Geschwister Scholl von den Nationalsozialisten ermordet wurden, hat eine lebhafte Debatte ausgelöst. Die Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung, Hildegard Kronawitter, sagte, eine Ausstellung des Fallbeils sei nur denkbar, wenn zugleich der historische Kontext des NS-Staatsterrors sorgfältig dargestellt werde. "Ja, man sollte das Mordinstrument sichtbar machen, aber in einem geeigneten Umfeld."

Strikt gegen eine Ausstellung sprach sich Franz Josef Müller aus, einer der letzten Lebenden der Widerstandsgruppe "Weißen Rose". "Mit dem gewaltsamen Tod sollte man keine Show machen", sagte Müller der "Bild"-Zeitung. Hans und Sophie Scholl gehörten wie Kurt Huber, Christoph Probst und andere zur "Weißen Rose". Die gleichnamige Stiftung will das Andenken an die jungen Widerstandskämpfer bewahren. Die Geschwister Scholl und Probst wurden am 22. Februar 1943 in der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim hingerichtet, weil sie auf Flugblättern gegen das Terrorregime der Nationalsozialisten protestiert hatten.

Am Freitag war bekanntgeworden, dass die Guillotine sich vermutlich seit Jahrzehnten weitgehend unbeachtet im Depot des Bayerischen Nationalmuseums in München befindet. Experten gehen davon aus, dass es sich dabei um das Fallbeil handelt, mit dem Hans und Sophie Scholl getötet wurden. Hundertprozentig sicher ist das aber noch nicht. Allein sieben Mitglieder der "Weißen Rose" seien mit der Guillotine ermordet, aber noch 1000 weitere Menschen getötet worden, sagte die frühere SPD-Landtagsabgeordnete Kronawitter. Sie sprach sich gegen Überlegungen aus, das Fallbeil im neuen Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu zeigen, das 2018 eröffnet werden soll. Sie könne sich nicht vorstellen, dass dort Raum für die nötigen Erläuterungen sei.

Der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, der CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller, mahnte größte Vorsicht und Sensibilität für den Fall einer Ausstellung des Fallbeils an. Nach seiner Auffassung sollte die Weiße Rose Stiftung eng in die weitere Planung eingebunden werden. Er regte zudem eine Prüfung an, ob eine Präsentation im künftigen Münchner NS-Dokumentationszentrum sinnvoll sein könne.

(dpa)
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