Weibliche Jagd auf bockigen Mann

"Silver Linings" mit Bradley Cooper, Jenniver Lawrence und Robert De Niro

Ein Leichtgewicht, diese "Silver Linings", nicht sonderlich um Originalität bemüht und einem vorhersehbar glücklichen Ende entgegensteuernd: Aber David O. Russell, der Autor-Regisseur schräger Komödien wie "Flirting with Disaster" und ungekämmter Dramen wie "The Fighter", hat daraus ein Meisterstück gefeilt. Er schrieb ein Drehbuch voll pointierter Dialoge (nach einem Roman von Matthew Quick) für ein Paar, bei dem erotische Funken umso heftiger sprühen, je mehr sich einer der beiden sträubt.

Bradley Cooper trabt als Pat in einer Art Büßergewand durch stille Vorort-Straßen hinter dem "Silver Lining" (Silberstreifen) seines Traums her, seine Frau zurück zu gewinnen. Sie ließ ihm per Gerichtsbeschluss jede Annäherung verbieten, nachdem er ihren Liebhaber so fürchterlich verprügelt hatte, dass er als gefährlicher Irrer in eine Anstalt eingewiesen wurde.

Pat wird jedoch verfolgt von der Nachbarin Tiffany, die ihm drastisch schildert, warum sie im Ruf einer "verrückten Schlampe mit einem toten Ehemann" steht: Die 21 Jahre junge Jennifer Lawrence, gerade noch als kriegerischer Teenager in so verschiedenartigen Filmen wie "Winter's Bone" und "Die Tribute von Panem" gefeiert, jagt den auserkorenen Pat mit einer Mischung aus rüder Energie und verletzlichem Charme, mit der einst Katherine Hepburn bockige Männer wie Cary Grant oder Spencer Tracy zur Strecke brachte.

"Silver Linings" verströmt den Übermut einer Screwball-Comedy der 1930er Jahre. Die Kamera umkreist das Paar mal aufgeregt tänzelnd, mal erwartungsvoll auf die nächste dramatische Wendung lauernd. Und rundum im stillen Vorort von Philadelphia blühen die Neurosen. Als Pats Vater steigert sich Robert De Niro so leidenschaftlich wie schon lange nicht mehr in der Rolle eines Fanatikers, dem das Wohl seiner Football-Mannschaft noch wichtiger ist als das seines Sohnes: Auch er darf sich wegen allzu rauflustiger Begeisterung dem Objekt seiner Begierde nicht mehr im Stadion nähern. Er brütet stattdessen daheim vor dem Fernseher immer verrücktere Manöver aus, die seinem Traum-Team endlich zur Meisterschaft verhelfen sollen. llll

(RP)
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