Was Karwoche und Osterfest bedeuten Das Drama der Karwoche
Düsseldorf · Mit dem Palmsonntag beginnt der Triumphzug Jesu, und er endet zu Ostern mit der Auferstehung. Dazwischen aber liegt die finstere Karwoche, mit Verrat, Folter und Kreuzigung.

Was ab Palmsonntag bis zur Osternacht geschieht
Die großen Kirchenfeste werden gerne mit schnellen Stichworten belegt: Weihnachten erzählt dann von der Geburt Jesu, Pfingsten vom heiligen Geist und Ostern von Kreuzigung und Auferstehung. Schon fertig. Doch biblische Begebenheiten sind Erzählungen, mit Vor- und Nachgeschichten. Ostern aber ist ein Roman. So viel ereignet sich in nur einer Woche, so viel Dramatik herrscht in diesen Tagen. Dass haben schon früh jene erkannt, deren Geschäft das Drama ist: die Filmemacher. Kein Hochfest liefert derart viel „Filmstoff“ wie die jetzt beginnende Karwoche mit dem abschließenden Osterfest.
Eine bewegte, aufwühlende Zeit, die mit dem Palmsonntag grenzenlos euphorisch beginnt: Was für ein Erfolg! Was für ein Triumphzug nach Jerusalem, den Jesus selbst inszeniert: Er schickt sogar zwei Jünger aus, ihm einen Esel zu holen. Auf dem wird Gottes Sohn in die Stadt einziehen. Und Leute gehen voraus und rufen „Hosianna, gesegnet sei der, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosianna in der Höhe!“ Alles scheint sich zu erfüllen, mit Palmenzweigen schmücke Menschen diesen Siegeszug.
Ein solcher Glanz ist irritierend, aber vielleicht ist er notwendig für die Fallhöhe, für den schrillen Kontrast zu dem, was in der Karwoche folgen wird. Denn das Blatt wendet sich, und es wendet sich schnell. Der Name dieser Woche ist seine Botschaft: Denn „Kar“ - aus dem Althochdeutschen stammend - bedeutet „Trauer“, „Klage“, „Kummer“.
Am sogenannten Gründonnerstag feiert Jesus noch mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl, doch es werden Verrat und Verhaftung folgen. Brot und Wein teilt Jesus mit seinen Jüngern und begründet damit die Eucharistie. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“, sagt Jesus in weiser Vorahnung des Kommenden. In jeder katholischen Messe erinnern die Wandlung und das Abendmahl daran, dass Jesus in den Zeichen von Brot und Wein den Gläubigen gegenwärtig ist.
Dass mancherorts traditionell an diesem Tag aber vornehmlich „grüne Speisen“ verzehrt werden, wie etwa Spinat und Brunnenkresse, ist bestenfalls christliche Folklore. Mit der Farbe Grün hat dieser Tag nämlich nichts gemein. Er leitet seinen Namen vom Althochdeutschen „greinen“ ab, das „Weinen“ bedeutet.
Und zu betrauern und zu beweinen gibt es reichlich. Jesus wird verurteilt und gekreuzigt, und sein Gedächtnistag ist der Karfreitag. Nach Triumph und Gemeinschaft scheint sich jetzt eine Art Schicksalswegs aufzutun, unaufhaltsam und im Schnelldurchlauf. So wird Jesus noch vor Tagesanbruch den Hohenpriestern vorgeführt, der römischen Gerichtsbarkeit überstellt und als politischer Aufrührer angeklagt. Das Urteil lautet: Tod durchs Kreuz. Noch im Palast wird Jesus gefoltert, ehe er um die Mittagszeit den Weg nach Golgatha antritt. Am Ende herrschen Todesangst und Einsamkeit: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, wird Jesus am Kreuz rufen.
Der Karsamstag ist der Tag der Grabesruhe. Es werden keine Gottesdienste gefeiert, keine Eucharistiefeiern . Auf den Altären stehen weder Kerzen noch Blumen. Es ist der stillste Tag im Kirchenjahr. Diese Kargheit ist in der Osternacht vorbei. Die Auferstehung Jesu findet in vielen Symbolen ihren Ausdruck: Das Osterfeuer gehört dazu wie auch die Osterkerze. Christus als Licht der Welt meint die Auferstehung Jesu.
Auch dies ist ein Triumphzug, aber ein viel leiserer. Er meint den Sieg des Lebens über den Tod. Doch diesmal werden keine Jünger vorausgeschickt, keine Palmenzweige und Kleider ausgelegt. Es wird nur eine einzige Zeugin geben – die Apostolin der Apostel, wie sie später genannt wird: Maria von Magdala.