Oscar-Gewinner Warum „Im Westen nichts Neues“ nicht im Kino läuft

Düsseldorf · Obwohl mit Oscars überhäuft, wird „Im Westen nichts Neues“ nur in wenigen Filmkunstkinos gezeigt. Große Ketten spielen den Film in der Regel auch nicht. Woran das liegt.

 Viele Kinos zeigen „Im Westen nichts Neues“ nicht.

Viele Kinos zeigen „Im Westen nichts Neues“ nicht.

Foto: dpa/Reiner Bajo

Es war ein historischer Abend für den deutschen Film, als am 13. März „Im Westen nichts Neues“ mit gleich vier Oscars bei den Academy Awards in Los Angeles ausgezeichnet wurde. Dennoch wird der Film hierzulande kaum in den Kinos gezeigt. Das hat einen Grund: Netflix ist Produzent des deutschen Achtungserfolges; aber auch von vielen anderen beliebten Produktionen. Dass der Streamer die hauseigenen Produktionen somit unter dem eigenen Dach halten möchte, klingt verständlich.

Das sagt auch Theaterleiter des Düsseldorfer Ufa-Palastes, Sebastian Riech: „Netflix will die Filme bei sich laufen lassen, ist ja klar.“ Laut Netflix gibt es keine generelle Strategie zur Ausstrahlung der eigenen Produktionen im Kino, als Streamer aber liege „der Fokus ja vor allem darauf, vielseitige Unterhaltungsformate für die eigenen Mitglieder auf Netflix zu entwickeln”, bestätigt eine Sprecherin.

Dennoch gibt es Ausnahmen, wenn etwa wie aktuell bei „Im Westen nichts Neues“ ein Film bedeutende Erfolge einfahren konnte. In solchen Fällen entscheide Netflix mit allen Beteiligten einzeln, welcher Film auf der großen Leinwand gezeigt wird und wie lange.

Die Kinobetreiber Kalle Somnitz von den Filmkunstkinos in Düsseldorf und Sebastian Riech finden, dass es für sie wenig Sinn mache, Netflix-Produktionen in ihren Häusern zu zeigen, da sie im Vorhinein kaum auf die Filme aufmerksam machen können, „die Filmverleihe machen normalerweise die Werbung“, sagt Riech, für Netflix-Produktionen gebe es aber keine Plakatwerbung oder Ähnliches.

Ein Werbeverbot oder andere spezielle Vorgaben für die Kinos seitens des Streaming-Dienstes soll es nicht geben, so Netflix. Von den seltenen Ausnahmen würden Kunstkinos hin und wieder Gebrauch machen – die Nachfrage der Zuschauer bleibe aber aus. „Wir versuchen, den Film ebenfalls anzubieten“, bestätigt Somnitz, „wir hatten vor zwei Wochen eine Vorstellung, da kamen dann aber nur rund 20 Leute“. Vereinzelt stehen weitere Aufführungen an. Großen Andrang erwartet Somnitz aber nicht.

Ein weiterer Grund also, warum „Im Westen nichts Neues“ nicht im Kino läuft: Das fehlende Publikum. Die Menschen haben den Film in der Regel schon in den heimischen vier Wänden geschaut. Zwar konnte man ihn schon in ausgewählten Kinos sehen, bevor der Film auf Netflix anlief – dort startete er am 29. September – das aber nur für kurze Zeit.

Das liegt daran, dass Filme für die eine Oscar-Nominierung bestimmte Bedingungen zu erfüllen haben: Um bei den Academy-Awards berücksichtigt zu werden, muss die entsprechende Produktionen zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember im Los-Angeles-County mindestens sieben Tage lang in einem öffentlichen Kino zu sehen sein. Oft bleibt es dabei.

(leom)
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