Vom Versuch einer kompromisslosen Liebe

Laurence und seine Freundin Fred sind ein Paar, das seine Originalität zelebriert. Zum Champagnertrinken fahren sie durch die Waschstraße, zu Partys putzen sie sich heraus. Doch dann kommt der Tag, da Laurence dieser Beziehung eine existenzielle Abkehr von gesellschaftlichen Normen zumutet: Er eröffnet seiner Freundin, dass er sich in seinem Körper nicht richtig fühlt, und schon bald trägt er Kostüm, Ohrclips zum Kurzhaarschnitt – und die Freundin bleibt bei ihm. Der kanadische Regisseur Xavier Dolan ist erst 24 und legt mit "Laurence Anyways" (Laurence wie auch immer) schon seinen dritten Spielfilm vor. Er besitzt das Selbstbewusstsein, seine Geschichten groß zu erzählen. Er tut das mit unverbrauchten Bildern und erzählt von Menschen, die anders leben als die Mehrheit, die auf Toleranz stoßen und auf Verachtung und doch keine Wahl haben, als zu leben, was sie fühlen.

Schon 2009, in seinem ersten Film "I killed my Mother", hat er von so einem Menschen erzählt und Hubert, der schwul ist und ein Teenager, der seine Mutter hasst, gleich selbst gespielt. Mit der Geschichte einer Geschlechterwandlung geht Dolan scheinbar noch einen Schritt weiter, doch erzählt er in "Laurence Anyways" wenig davon, welche psychischen Phasen seine Hauptfigur durchmacht. Er interessiert sich vielmehr dafür, wie ein Paar das Anderssein aushält und wie es reagiert, wenn der Druck zu hoch wird. Fred und Laurence stehen einander bei. Doch sie werden sich auch trennen. Dolan filmt mit Freude am Spiel mit Konventionen und deren Brechung. Der Zuschauer kann sich umsehen in dieser Welt der sexuellen Irritationen und die zutiefst menschliche Geschichte eines Paares verfolgen, das zu leben versucht, was kompromisslose Liebe bedeutet. llll

(RP)
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