Vielleicht wird ja doch alles gut

Sozialdrama "In einer besseren Welt" von Susanne Bier

Auge um Auge, Zahn um Zahn? Kann unsere heutige Welt noch so funktionieren? Wie verhält man sich, ohne seine Ideale zu verraten? Susanne Bier blickt in ihrem oscar-gekrönten Film (Bester ausländischer Film) durch die Augen zweier dänischer Familien auf eine Welt, in der die Gewalt eskaliert. Nach "Things we lost in the Fire", ihrem eher mittelmäßigen Ausflug nach Hollywood, hat man den Eindruck, dass die dänische Regisseurin mit "In einer besseren Welt" wieder ganz bei sich angekommen ist.

Ihr Protagonist Anton (Mikael Persbrandt, bekannt aus der Reihe "Kommissar Beck") hat als Arzt den Anspruch, für eine bessere Welt zu sorgen. Regelmäßig geht er nach Afrika, um die Armen in einem staubig improvisierten Krankenlager zu versorgen. Sein Sohn Elias (Markus Rygaard) vermisst den Vater sehr, zumal er Probleme in der Schule hat. Ein brutaler Mitschüler hänselt und drangsaliert ihn – bis er unerwartet Hilfe von Christian (William Johnk Nielsen) erhält. Eine Freundschaft zwischen den beiden ungleichen Außenseitern entsteht. Dabei erhält Elias immer tiefere Einsichten in Christians verwundete Seele: Der Junge ist traumatisiert durch den Krebstod der Mutter und gibt seinem Vater (Ulrich Thomsen) die Schuld daran.

Wieder daheim, gerät Anton bei einem Ausflug mit den beiden Jungen in einen Konflikt: Ein aufgebrachter Vater ohrfeigt den Arzt; dieser lässt es geschehen ohne Gegenwehr. Um den beiden verständnislosen Jungen seinen Standpunkt zu verdeutlichen, sucht er erneut die Konfrontation mit dem Fremden, lässt sich herumschubsen. Doch Antons Bemühungen bewirken das Gegenteil: Christian sinnt auf Rache und überredet Elias, mit ihm eine Bombe zu bauen.

Das intensive Drama um Rache und Gerechtigkeit, Vertrauen und Freundschaft erzeugt dank einer wackeligen Kamera, die immer ganz nah an den Figuren ist, eine unruhige, spannungsgeladene Atmosphäre. Susanne Biers eindringlichen Charakteren kann man sich kaum entziehen. Vor allem Mikael Persbrandts Anton: Wie Mads Mikkelsen in "Nach der Hochzeit" ist er weder in Dänemark noch in der Fremde zu Hause, zumal ihn in Kenia ähnliche Konflikte heimsuchen. Als ein von der Dorfgemeinschaft gefürchteter Killer in seinem Camp ärztliche Versorgung sucht, stürzt das den Arzt in starke Gewissenskonflikte. Wie soll er dem schwer verletzten Mann begegnen, der jungen Müttern die Babys aus dem Bauch schneidet? Wo endet seine Verpflichtung als Arzt?

Die Regisseurin stellt letztlich vielleicht zu viele moralische Fragen, die den Film zunehmend überfrachten. Die zahlreichen Fäden, welche die Handlung spinnt, finden am Ende nicht zusammen. Die Konflikte lösen sich etwas zu einfach in Wohlgefallen und schöner Bullerbü-Idylle auf. Wie eine bessere Welt aussehen könnte, diese Frage kann der Film nicht beantworten. Das wäre auch etwas vermessen. llll

(RP)
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