Rom kassiert deutsche Reformbeschlüsse Vatikan verbietet Predigten von Laien
Rom/Frankfurt · Die jüngsten Reformideen der katholischen Kirche in Deutschland geraten zunehmend in die Kritik des Vatikans. Die dreijährigen Beratungen des Synodalen Wegs verlieren dadurch immer mehr an Wirkung.
(los) Keine drei Wochen hat es gedauert, bis Rom damit beginnt, einige Reformbeschlüsse der katholischen Kirche in Deutschland offiziell zu kassieren. So erreichte den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, jetzt ein Schreiben aus dem Vatikan, wonach auch künftig Frauen sowie nicht geweihten Männern das Predigen in Gottesdiensten mit Eucharistiefeiern nicht gestattet bleibt. Zudem ließ der Leiter der zuständigen Gottesdienstbehörde, Kardinal Arthur Roche, verlauten, dass es auch gegen die regelmäßige Spendung des Taufsakraments durch Laien Vorbehalt gebe.
Beide Reformvorschläge gehörten zu einer Vielzahl von Beschlüssen, mit denen die Reforminitiative des Synodalen Wegs bei ihren dreijährigen Beratungen an die Weltkirche herangetreten ist. Auf ihrer letzten Synodalversammlung Anfang März hatten sowohl einzelne Bischöfe als auch Laienvertreter berichtet, dass Predigtdienste als auch Taufen unter besonderen Vorgaben in einzelnen Bistümern hierzulande bereits praktiziert werden.
Wenige Tage vor dem Schreiben aus Rom hatte schon der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller seine scharfe Kritik an den Reformideen aus Deutschland wiederholt und auch dem Vatikan vorgeworfen, nicht entschieden genug auf die von der Synodalversammlung verabschiedeten Beschlüsse reagiert zu haben. „Sie haben den ganzen Vorgang und den ‚Furor teutonicus‘ von Anfang an unterschätzt, sodass man historische Parallelen ziehen muss“, sagte Müller der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“. Dabei verwies er auf die Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert. Damals sei Rom durch sein Nichts- oder Zu-spät-Tun mitverantwortlich für den Abfall großer Teile der katholischen Kirche in Nordeuropa gewesen. Der 75-jährige Kardinal warf den deutschen Reformern vor, mit Grundlegendem der kirchlichen Lehre zu brechen. Danach sei auch die Entscheidung, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu erlauben, ungültig und „inhaltlich häretisch“. Dies widerspreche dem geoffenbarten Verständnis von Ehe und „auch der natürlichen, vernunftbasierten Anthropologie“, schreibt Müller.
Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ hingegen nannte das Votum aus Rom unverantwortlich. „Die ständigen Bevormundungsversuche des Vatikans für die Teilkirchen verwechseln Einheit mit Einförmigkeit. Doch mit Verboten kommt die Kirche nicht weiter, sondern es braucht ergebnisorientierte Dialoge und verantwortungsvolle Experimente als Antwort auf die grundsätzliche Kirchenkrise“, hieß es.
Zum Abschluss der fünften und letzten Synodalversammlung hatte sich die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, noch optimistisch gezeigt, dass der Synodale Weg jetzt richtig anfange. Zumal die Reformberatungen in Deutschland in diesem Jahr mit einem kleineren Synodalen Ausschuss mit Bischöfen und Laien fortgesetzt werden sollen. „Es ist ein großer Erfolg, dass nun alle großen Entscheidungsthemen offen auf dem Tisch liegen“, sagte sie. Diesen Tisch beginnt Rom gerade abzuräumen.