Düsseldorf US-Superstar Pink begeistert mit lässigem Pop-Zirkus

Düsseldorf · Ein Clown läuft durch die Reihen. Er leckt einem Mann die Glatze, einem anderen knöpft er das Hemd auf. "An diesem Abend geht es um Liebe" ruft er in den ausverkauften ISS-Dome. Er ist die etwas schmierige Klammer einesfröhlichen Pop-Spektakels, das wie ein Zirkus inszeniert ist. Plötzlich fixiert ein Scheinwerfer eine Frau im Publikum. Die Leinwand suggeriert, das Pink (33) scheinbar nichts ahnend auf ihrem Platz sitzt und vom Clown aufgefordert wird, aufzustehen.

 In Aktion in Düsseldorf: Hoch oben fühlt sich Pink am wohlsten.

In Aktion in Düsseldorf: Hoch oben fühlt sich Pink am wohlsten.

Foto: Peter Wafzig

Kurz darauf macht es einen lauten Knall, Freuer-Fontänen steigen auf, und Pink schießt buchstäblich aus dem Boden. Zum Hit "Raise Your Glass", einem angemessenen Eröffnungssong für eine knapp zweistündige, quietschbunte Konzert-Sause, wirbelt sie an Seilen befestigt durch die Luft und zeigt eine akrobatische Choreographie mit zwei Tänzern, die auch dem Cirque du Soleil gut zu Gesicht gestanden hätte.

Der furiose Auftakt erzeugt eine elektrisierte Atmosphäre, die über das gesamte Konzert anhält. Pink springt und tanzt über die Bühne wie ein ausgelassenes Kind, sie absolviert ein kräftezehrendes, körperlich extrem anspruchsvolles Programm und genießt jede Sekunde. Zwischen den Songs plaudert sie mit dem Publikum wie mit alten Kumpels. "Mein Gitarrist hat 75 Gitarren. Sie klingen alle gleich, aber zumindest die Farbe ist anders", sagt sie und lacht ihr heiseres Lachen, das gleichzeitig böse und warmherzig klingt.

Als ein Mann aus dem Publikum ihr eine Spur zu heftig "I love you!" entgegenbrüllt, sagt sie trocken, sie wünsche ihr Mann Carey würde ihr das mal so deutlich sagen. Obwohl die Choreographien präzise und ihre stimmliche Leistung makellos sind, wirkt sie dennoch nicht so, als sei sie bei der Arbeit. Die klinische Perfektion einer Beyoncé oder das übersexte Getue eine Rihanna gehen ihr völlig ab.

Stattdessen präsentiert sie sich als lässigen Star, der freudestrahlend von seiner kleinen Tochter erzählt. Pink fliegt zwar buchstäblich über die Zuschauer wie beim grandiosen Finale zum Song "So What", aber sie beseitigt durch ihre ausgelassen-offene Art gleichzeitig jede emotionale Barriere zwischen Star und Fan. Sie hat verstanden, was es heißt, ihr Publikum zu respektieren.

(RP)
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