Negativpreis für EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur „Sprachpanscherin 2021“ gekürt
Dortmund · Der Verein Deutsche Sprache verleiht der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum zweiten Mal den Negativpreis „Sprachpanscher“. 2014 hatte sie den unrühmlichen Titel bereits schon einmal inne. Platz zwei belegt das Kaufhaus KaDeWe.
Die Auszeichnung gehe an die CDU-Politikerin, weil sie nach Ansicht der Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache (VDS) im vergangenen Jahr besonders nachlässig mit der deutschen Sprache umgegangen sei, teilte der in Dortmund ansässige Verein am Freitag mit.
Laut dem VDS-Vorsitzenden und Hochschulprofessor Walter Krämer ist es das erste Mal, „dass jemand diesen unrühmlichen Titel gleich zweimal bekommt“. Kritisiert wird, dass von der Leyen bei Verhandlungen und Mitteilungen als EU-Kommissionspräsidentin vor allem die englische Sprache benutzt, obwohl sie als Nicht-Muttersprachler nicht alle feinen Nuancen dieser Sprache kenne. „Es gibt ausgebildete Übersetzer, die dafür bezahlt werden. Außerdem sollte es selbstverständlich sein, als Repräsentantin eines Staates der EU auch dessen Sprache ganz natürlich als Teil dieser Repräsentanz zu sehen“, betonte Krämer.
Platz zwei der diesjährigen Wahl geht an das Berliner Traditionskaufhaus Kaufhaus des Westens (KaDeWe), das bei seiner Werbung nach Ansicht des VDS auf „ein denglisches Kauderwelsch“ setzt: „Entdecken Sie unseren Department Store: Internationale Designermarken und lokale Brands, Events und Specials, exzellenter Service.“ Auf sieben Etagen erwarte die Kunden „alles von Fashion über Beauty und Home bis hin zu Food“. „Limited Editions, Kooperationen und exklusive Edits“ vervollständigten die Vielfalt.
An dritter Stelle wählten die VDS-Mitglieder Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD). Ihr Ministerium hatte einen ganzen Gesetzesentwurf nur für Frauen vorgelegt - von „Haftung der Schuldnerin“ und „Geschäftsleiterinnen“ war den Angaben zufolge darin die Rede. Das Bundesinnenministerium habe den entsprechenden Entwurf gestoppt. Zurück bleibe der „peinliche Versuch, Genderregeln durch die Hintertür zu verankern“, erklärte der Verein.
Der VDS setzt sich für die Bewahrung der deutschen Sprache ein und hat nach eigenen Angaben mehr als 36.000 Mitglieder. Er zeichnet jedes Jahr Institutionen oder Personen mit dem Negativpreis „Sprachpanscher“ aus, die sich aus seiner Sicht besonders wenig um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Preisträger sind unter anderem der ehemalige Bahnchef Hartmut Mehdorn, der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen und die Nachrichtenformate „Tagesschau“ und „heute“.