Stuttgart Unverwüstlich: Räuber Hotzenplotz 50

Stuttgart · Er wird nicht grau, der struppige schwarze Bart unter der "schrecklichen Hakennase". Seit 50 Jahren rauscht die Zeit an Räuber Hotzenplotz vorbei, während er Omas Kaffeemühle raubt oder andere Frechheiten ersinnt. Damals wie heute lieben Kinder die Scharmützel zwischen ihm und dem schlauen Kasperl. Chancen hat der Bösewicht nie. Das Gute siegt immer, das gehört sich so in einem Kasperletheaterstück. Das Jubiläum von Otfried Preußlers Erfolgswerk wird jetzt in Stuttgart gefeiert.

Die Bilanz von Hotzenplotz, der nach einem Städtchen in Mährisch-Schlesien benannt ist, lässt wenige Fragen offen. Erschienen war das erste Buch im August 1962 im Stuttgarter Thienemann-Verlag. Insgesamt gibt es drei Bände. Sie haben sich weltweit mehr als 7,5 Millionen Mal verkauft, davon allein fünf Millionen Mal in Deutschland. Das erste Buch wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Die 64. Auflage ist bereits gedruckt. Es gab einen Film mit Gert Fröbe als Titelheld, Theaterstücke, Schallplatten, Spiele, Kleidung und vieles mehr.

Dabei war Hotzenplotz zunächst nur ein Lückenfüller und Ablenkungsmanöver. Preußlers erster Erfolg "Der kleine Wassermann" war damals schon einige Jahre auf dem Markt, und der Autor hatte sich am düsteren Jugendbuch "Krabat" festgebissen. Also suchte er etwas Lustiges für zwischendurch. Plötzlich erinnerte er sich an seine Jugendliebe: das Kasperletheater.

Eine Fortsetzung zum ersten Hotzenplotz-Buch sollte es nicht geben. Doch das Publikum quengelte so lange, dass es am Ende sogar für einen dritten Band reichte. Wie weit der Autor zunächst gedanklich von einem zweiten Buch entfernt war, kann der 88-jährige Preußler im Jubiläumsheftchen sogar beweisen: "Sonst hätte ich nämlich den großen und bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann unter keinen Umständen bereits im ersten Band das Zeitliche segnen lassen." Es habe ihm später noch leid um den Magier getan.

Zwackelmann hat wie Hotzenplotz Profil und sorgt für Lacher. Sein Name eignet sich zum Verhunzen. Mal wird er zu "Zeprodilius Wackelzahn", mal zu "Spektrofilius Zaschelschwan", während er mit Hotzenplotz kollaboriert. Der hatte mit seiner Pfefferpistole und seinen sieben Messern nämlich die Oma beraubt. Damit nicht genug, bringt er auch noch Kasperl und Seppel in seine Gewalt. Sie müssen für die Bösewichte schuften. Die Quittung gibt es zum Schluss: Der Zauberer endet im Unkenpfuhl, während Hotzenplotz dem Wachtmeister Dimpfelmoser übergeben wird und hinter Gittern landet.

Preußler, der in Oberbayern lebt, mag seinen Räuber. "Denn er ist gar nicht wirklich böse, er ist ein polterndes Großmaul." Nun habe Hotzenplotz fünf Jahrzehnte auf dem Buckel, er selbst fast neun. Gelegentlich sei ihnen ganz schön der Wind um die Nase geweht. Doch: "All die Anwürfe an uns, wir seien verantwortungslose Heile-Welt-Beschwörer, all das hat uns nicht bekümmert."

(DPA)
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