Ratingen Unser Weg zur bewegten Gesellschaft

Ratingen · Oberschlesisches Landesmuseum Ratingen zeigt die Entdeckung der Mobilität.

Mobilität ist alles. Fast alles zumindest. Weil sie der Motor jeder wirtschaftlichen Entwicklung ist, zur Grundlage eines Austausches zwischen den Menschen wird und so auch zu einem Garanten unserer individuellen Freiheit. Das alles ist – wenigstens heutzutage – so selbstverständlich geworden, dass die Schau "Fahren, Gleiten, Reiten" im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen uns wieder das Staunen lehrt: darüber, wie lang der Weg zur mobilen Gesellschaft war – und natürlich auch, wie skurril. So wird uns Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) erinnerlich bleiben mit seiner unerschrockenen Prognose, dass er weiter an das Pferd glaube, da "das Automobil nur eine vorübergehende Erscheinung" bleiben werde. Nun, es kam anders.

Mit einem solchen Technik- und Gesellschaftsthema wären noch viel größere Häuser als das Ratinger Museum überfordert gewesen. Es gelingt also nur mit einer Beschränkung, und in diesem Fall ist es der Blick auf Oberschlesien. Diese große Kulturregion wird ab dem 18. Jahrhundert beispielhaft für unser Streben nach Bewegung und dem Überschreiten von Lebensräumen. Bereits 1842 wurde in Preußisch-Schlesien die erste Eisenbahnlinie eröffnet. Und plötzlich beginnt die vormals mit Pferd und Kutsche betriebene Mobilität regelrecht zu explodieren: das Bahnnetz wird schnell ausgebaut und zum geschätzten Massentransportmittel. Die Wirtschaft wächst, und Frühformen des Tourismus beginnen zu blühen. Die Eisenbahn – und selbstverständlich warnten Zeitgenossen auch davor – wurde zur Eintrittskarte in die Moderne. All das wird ausschnitthaft, aber dokumentarisch klug und liebevoll dargestellt.

Es gibt auch Spektakuläres zu sehen – mit einigen Großobjekten wie den bis zum Jahr 2000 in polnischer Lizenz gebauten Fiat 126p. "Bambino" hieß er bei uns, "Maluch" in Polen, und beides bedeutet Kleiner. Man staunt über den polnischen Lkw Nysa 522, der als formidabler Oldtimer durchgehen würde, aber bis 1992 gebaut wurde. Und schließlich der Kastenwagen mit einem Feldpostamt. Und damit war sogar die Briefstation mobil geworden.

Info noch bis 5. Oktober 2014; Ort: Bahnhofstr. 62 in Ratingen-Hösel, Telefon 02102-9650; www.oslm.de

(RP)
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