Römischer Grenzwall könnte Weltlkulturerbe werden Entscheidung über Limes verschoben

Fuzhou · Das Unesco-Komitee wählte jetzt auch drei deutsche Kurstädte zum Weltkulturerbe. Am Dienstag soll über den römischen Grenzwall am Niederrhein beraten werden.

 Der Hafentempel im Archäologischen Park in Xanten ist Teil der Bewerbung um Aufnahme in das Unesco-Weltkulturerbe.  

Der Hafentempel im Archäologischen Park in Xanten ist Teil der Bewerbung um Aufnahme in das Unesco-Weltkulturerbe.  

Foto: dpa/Oliver Berg

(dpa/los) Der Limes muss warten. Weil die Beratungen des Unesco-Welterbekomitees derzeit nur schleppend vorankommen, wurde die für Sonntag erwartete Entscheidung  auch über den sogenannten Donaulimes verschoben. Nun soll in der chinesischen Hafenstadt Fuzhou am Montag entschieden werden, ob auch die süddeutsche Grenzbefestigung des antiken Römischen Reiches in die Liste des Welterbes aufgenommen wird.

Das Votum der Experten dürfte wegweisend sein, weil nur einen Tag später auch die Entscheidung über den Niedergermanischen Limes fallen soll. Dieser Grenzabschnitt beginnt in Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz und endet an der Nordsee in den Niederlanden. Der größte Teil dieser Grenzbefestigung läuft durch Nordrhein-Wetsfalen: 220 Kilometer liegen zwischen Bonn und Kleve. Viele militärische Stützpunkte enlang des Limes waren zugleich die Ursprünge späterer Städte. Die Aufnahme des Niedergermanischen Limes ins Weltkulturerbe soll eine Lücke zwischen zwei bereits geschützten Abschnitten schließen – dem Obergermanisch-Raetischen Limes sowie dem Hadrianswall und einem weiteren in Großbritannien.

Unterdessen hat  das Unesco-Komitee die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt und elf bedeutende Kurstädte Europas ins Erbe der Menschheit aufgenommen. Dazu gehören in Deutschland  das rheinland-pfälzische Bad Ems, Baden-Baden in Baden-Württemberg und Bad Kissingen in Bayern. Dem Komitee lagen insgesamt fünf Bewerbungen mit deutscher Beteiligung vor.

Auf deutschem Boden liegen nach den Entscheidungen vom Wochenende fortan 48 Welterbestätten. Der Aachener und der Kölner Dom finden sich danach ebenso auf der Welt­erbeliste wie der Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen, das Kloster Lorsch sowie Abschnitte des Oberen Rheintals, die Berliner Museumsinsel und das Wattenmeer in der Nordsee. Weltweit stehen auf der Unesco-Welterbeliste mehr als 1100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern.

Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission in Bonn, Maria Böhmer, nannte die am Wochenende ausgezeichnete Darmstädter Mathildenhöhe „ein weltweit herausragendes Beispiel visionärer Gestaltungskunst“. „Künstlerinnen und Architekten haben hier an der Nahtstelle von Jugendstil und Neuem Bauen Pionierarbeit geleistet“, sagte sie. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Künstlerkolonie eines der wichtigsten Zentren moderner Kunst und Architektur in Europa und der Welt. Persönlichkeiten wie der Maler, Architekt und Designer Peter Behrens und Mies van der Rohe prägten den Ort.

Zu Beginn der Beratungen hatte das Welterbekomitee, das noch bis zum 31. Juli weitgehend digital tagt, der Hafenstadt Liverpool die Auszeichnung als Weltkulturerbe entzogen. Es ist erst das dritte Mal in der Geschichte der Welterbekonvention von 1972, dass einer Kultur- oder Naturstätte der angesehene Titel aberkannt wird.

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