Lernstrategien Abwechslung hält das Gehirn bei Laune

Berlin/Krefeld · Um Zeiten, in denen der Lernstoff sich stapelt, kommt kein Studierender herum. Lernstrategien helfen.

Vor der Prüfung ist nach der Prüfung: In der Klausurenphase oder kurz vor dem Abschluss kommen viele ins Schwitzen – egal ob Studierende, Azubis oder Berufsschüler. Dabei gilt es, besonders in diesem Zeitraum einen kühlen Kopf zu bewahren und sich nicht verrückt zu machen. In solchen Phasen hilft Studierenden und Azubis eine gute Lernstrategie. Wie die aussieht? Drei Experten geben Tipps.

Wie behält man die Nerven? Mit guten Lernstrategien. Dazu gehört, sich erstmal einen Überblick über den Stoff zu verschaffen. „Wer einfach daraufloslernt, bei dem besteht die große Gefahr, sich zu verzetteln“, sagt Martin Krengel, Lerncoach und Buchautor aus Berlin.

Grundsätzlich gilt: Dem Gehirn hilft es, wenn Verbindungen und Assoziationen hergestellt werden. Bereits Bekanntes lässt sich leichter erinnern und einprägen. Sehr wichtig sei es, den Lernstoff zunächst einmal logisch zu gliedern, optimalerweise mit möglichst vielen Verknüpfungen zu bereits bestehendem Wissen, erklärt Werner Heister. Er ist Professor an der Hochschule Niederrhein und hat ein Buch zum Thema geschrieben.

Wer einen Überblick über den Lernstoff hat, orientiert sein Lernen an einigen Leitfragen. Was wird verlangt und worin liegt das Ziel der Prüfung? Prüflinge sollten sich zudem fragen: Welche Methoden brauche ich, um mich dem jeweiligen Ziel zu nähern? „Die Lernschritte beim Vokabellernen sind ganz andere, als wenn sich ein Studierender auf eine Logik-Klausur vorbereitet“, sagt Lerncoach Krengel. Es kann sich lohnen, bereits im Vorhinein bei Kommilitonen oder anderen Azubis nachzufragen, wie Fragestellungen in den Prüfungen aufgebaut sind.

Wer das alles herausgefunden hat, teilt sich den Lernstoff am besten in Themenblöcke ein. Das ist nicht immer einfach, wenn die Prüfung ein ganzes Semester oder einen noch größeren Zeitraum umfasst. Es gilt: „Umfangreiche Stoffmengen sind leichter verdaulich, wenn sie in kleinere Portionen aufgeteilt werden“, sagt Sabine Köster, Leiterin der Psychotherapeutischen Beratungsstelle des Studierendenwerkes Karlsruhe. „Auch wenn es schwerfällt und die Prüfung noch in weiter Ferne liegt: Hilfreich ist insbesondere, sich frühzeitig einen Überblick über den Gesamtlernstoff zu verschaffen und sich regelmäßig aktiv damit zu beschäftigen.“

Dementsprechend sollten Schüler und Studierende immer am Ball bleiben, Vorlesungen oder den Unterricht zeitnah vor- und nachbereiten sowie offene Fragen gleich klären. Idealerweise markiert man sich relevante Texte und erstellt eigene Zusammenfassungen. Was zunächst nach viel Arbeit klinge, spare an anderer Stelle viel Frust und auch Zeit. „Denn Lernstoff, den man sich in eigenen Worten erarbeitet, steht einem sicherer zur Verfügung als noch so schöne Formulierungen in einem didaktisch durchdachten Lehrbuch“, erklärt Köster. In der Regel seien sie auch nachhaltiger.

Beim Lernen ist es zudem wichtig, verschiedene Methoden zu kombinieren. Nur über den Büchern sitzen und auswendig lernen – das wird auf lange Sicht monoton. „Das Gehirn ist von Hause aus sehr neugierig und eher gelangweilt, wenn man Lernstoff nur gebetsmühlenartig wiederholt“, so Werner Heister.

Das Gehirn lerne richtig gut, wenn die zu lernenden Aspekte von unterschiedlichen Seiten in unterschiedlicher Form und mit unterschiedlichen Medien beleuchtet würden. Demzufolge lässt sich zum Beispiel die Methode der Mindmap gut am PC nutzen, da man in Struktur Bilder, Audios oder auch Videos gut verlinken kann.

Wer die Prüfungsvorbereitung mal wieder vor sich hergeschoben hat und vor dem Problem steht, sich Lernstoff kurzfristig aneignen zu müssen, für den gibt es einige spezielle Lerntechniken. Eine Methode ist etwa die ABC-Technik: Hier notiert man alle wichtigen Begriffe mithilfe des Alphabets von A bis Z und stellt untereinander Verknüpfungen her. Auf ähnliche Weise funktionieren Lückentexte, die Berufsschüler und Studierenden sich selbst passend zum Lernstoff erstellen können. Gerade Schlussfolgerungen und Zusammenhänge lassen sich dabei gut einprägen.

Wer sich wochenlang auf Klausuren vorbereiten muss, dem kann nach Einschätzung von Martin Krengel ein Progress-o-Meter,  eine Art Fortschrittsdiagramm, das Lernen erleichtern. Lernthemen und Lernschritte werden dabei in Form einer Tabelle gegenübergestellt. Das hilft, die Inhalte voneinander getrennt einzuteilen. „In diesen Tabellen lassen sich Kernaussagen festhalten oder eigenes Feedback geben – insgesamt eine flexible Übersicht über den Lernfortschritt“, erklärt der Autor. Wichtig sei, die Übersicht regelmäßig zu überarbeiten.

Stressig wird es immer dann, wenn sich Studierende oder Berufsschüler auf mehrere Prüfungen gleichzeitig vorbereiten müssen. Am wichtigsten hierbei: vorausschauendes Zeitmanagement. „Bei anspruchsvollem und komplexem Lernstoff lassen sich Lücken meist nicht in einer nächtlichen Hauruckaktion schließen, auch wenn sich diese Strategie früher bei einfacherem Stoff bewährt hat“, so Sabine Köster.

Grundsätzlich hilft dann ebenfalls ein Lernplan mit konkreten Lernzielen und definierten Arbeitszeiten für die verschiedenen Prüfungen. Selbstgeschriebene Karteikarten mit Prüfungsfragen auf der Vorderseite und stichwortartigen Antworten auf der Rückseite können das regelmäßige Lernen unterstützen.

(dpa)
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