Überwältigend: Coldplay in Köln
Köln · Einer der Gründe, warum so viele Menschen Coldplay lieben, ist: Sie können so tröstlich sein. Die erste Ansage des Sängers Chris Martin im Kölner Stadion war Balsam für die Seelen aller, die sich mit dem Auto durch die schon weit vor der Stadtgrenze verstopften Straßen gekämpft hatten: "Ihr seid hergekommen durch all den Verkehr. Dafür danken wir euch und wollen versuchen, unser bestes Konzert aller Zeiten zu spielen."
Nun darf man vermuten, dass Coldplay öfters verkünden, ihr bestes Konzert zu spielen. Ihre Energie vor den mit 45 000 Besuchern ausverkauften Rängen war jedoch beeindruckend, ihre Show schon in den ersten Minuten absolut überwältigend — akustisch und visuell. Zum Breitwandsound des aktuellen Albums "Mylo Xyloto" explodiert Pyrotechnik, irrlichtern Laser durch das riesige Areal. Über Funk gesteuerte Leuchtarmbänder blinken an jedem Fan-Arm zur Musik. Chris Martin läuft durch bunten Konfettiregen auf einem Steg durch die Menge und singt: "Du benutzt dein Herz als Waffe — und es schmerzt wie der Himmel." Coldplay tun das, was Musik immer am besten konnte: Sie packen die Menschen bei ihren Gefühlen.
Spätestens bei den Hymnen "In My Place" oder "Yellow", in der der Sänger seiner Geliebten die Sterne vom Himmel singt, trällern viele mit. Sie erleben einen dieser außergewöhnlich erhebenden und überwältigenden Pop-Momente mit Schauern auf dem Rücken und Tränen in den Augen. Dass die Musiker zur Filmmusik aus "Zurück in die Zukunft" auf die Bühne kamen, ist ein stimmiges Detail einer großartigen Show: Denn vier Jungs aus England, die mittlerweile uneingeschränkt zu den größten Bands der Welt zählen — hatten wir das nicht schon einmal?
Natürlich klingen Coldplay mit ihren Brian-Eno-Klanglandschaften und den Hall-Gitarren, die viel bei U2's The Edge gelernt haben, moderner als die Beatles. Doch man merkt an den Publikumsreaktionen: Sie tun gut daran, wenn sie sich auf gutes Songwriting konzentrieren und nicht den Anschluss an HipHop und R'n'B suchen wie bei der Kollaboration mit Rihanna.
