Tuberkulose – sträflich vergessen

Für das Fieber, das der 16 Jahre alte Junge seit Wochen hatte, fand kein Arzt eine Erklärung. Erst eine gezielte Suche nach dem Bakterium Mycobacterium tuberculosis führte zur richtigen Diagnose: Es war Tuberkulose.

40 000 Tote in Europa Die Tuberkulose (TB) ist eine weltweit aktive Infektionserkrankung. Etwa eine von zehn Infektionen führt zum Ausbruch der Erkrankung, die unbehandelt oft tödlich ist. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern ist TB eine Volkskrankheit, wogegen sie in entwickelten Ländern für ausgestorben gehalten wird. Dabei wurden in Europa im Jahr 2009 über 40 000 Todesfälle an Tuberkulose registriert.

Ansteckung Der Erreger gelangt durchs Husten in Flüssigkeitströpfchen in die Luft; wer sie einatmet, befördert sie in die eigene Lunge. Dort kann sich das Bakterium, das nur in sauerstoffreicher Umgebung lebt, langsam vermehren und die Erkrankung auslösen. Der Verlauf der Tuberkulose ist aber oft nicht vorhersagbar. Eine TB kann symptomfrei ausheilen oder sich im Körper bis ins Gehirn ausbreiten und ein schweres Krankheitsbild hervorrufen.

Symptome Da die Lunge meist der erste Ort ist, an dem Mensch und Erreger gegeneinander kämpfen, sind es langer Husten und Fieber, die die Erkrankung begleiten. Die ständige Bekämpfung der Erkrankung führt zu Gewichtsabnahme, schneller Ermüdbarkeit, Nachtschweiß und Fieber über mehrere Wochen. Bei der Untersuchung fallen geschwollene Lymphknoten am Hals, unter den Achseln und in den Leisten auf. Die vergrößerten Lymphknoten im Körperinneren sind erst durch ein Röntgen der Lunge zu erkennen. Spezifische Haut- und Bluttests sowie die Anzüchtung des Erregers ergänzen die Diagnostik. Der Erreger selbst ist aber nicht leicht zu finden. Selbst wenn Proben entnommen werden, ist unter dem Mikroskop nicht immer direkt das Bakterium zu sehen; in Gewebeproben finden sich vielmehr die typischen Spuren der Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Erreger.

Therapie Die bislang existierende Impfung ist reich an Nebenwirkungen und bietet keinen extrem hohen Schutz, so dass in Ländern mit niedrigem Ansteckungsrisiko die allgemeine Empfehlung zur Impfung verlassen wurde. Der beste Schutz für Kinder ist eine frühe und konsequente Behandlung der infizierten Erwachsenen, mit denen sie Kontakt haben. Während einer sechsmonatigen Standardbehandlung müssen alle Betroffenen zwei bis vier Antibiotika gleichzeitig einnehmen, was für Kinder natürlich ein großes Hindernis ist. Die korrekte Gabe der Medikamente ist aber zur Heilung und Vermeidung von Resistenzen gegen die Antibiotika sehr wichtig.

(RP)
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