Überraschender Tod Trauer um "Sopranos"-Star Gandolfini

Rom · Der US-Schauspieler starb mit 51 Jahren in Rom an einem Herzinfarkt.

 James Gandolfini in seiner Parade-Rolle des Tony Soprano (1999).

James Gandolfini in seiner Parade-Rolle des Tony Soprano (1999).

Foto: ap

Als Schauspieler war James Gandolfini gesegnet. Nur einen Blick brauchte er, um vom liebevollen Familienvater zum nüchternen Geschäftsmann oder gnadenlosen Mafiaboss umzuschalten. Es war seine wuchtige Präsenz, die aus der TV-Serie "Die Sopranos" das vielleicht beste Fernsehdrama aller Zeiten machte. Ohne "Die Sopranos" wären erfolgreiche Serien wie "The Shield", "Breaking Bad", "Mad Men" oder "Boardwalk Empire" wohl niemals möglich gewesen — das Werk über einen Mobster-Clan aus New Jersey war der Auslöser für eine Qualitätsoffensive amerikanischer TV-Produktionen. James Gandolfini, der in der Figur des von Panikattacken heimgesuchten Gangsters Tony Soprano seine Lebensrolle gefunden hatte, ist im Alter von nur 51 Jahren in Rom an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

Gandolfini war schon von der Statur her ein Mensch, der andere an den Rand drängte — massig, raumfüllend, charismatisch. Dazu kam ein schauspielerisches Potenzial, neben dem selbst Top-Stars wie Brad Pitt, Robert Redford oder Denzel Washington schnell verblassten. Obwohl Gandolfini im Kino zumeist Nebenrollen spielte, zog er die Aufmerksamkeit auf sich. So auch bei den "Sopranos". Über sechs Staffeln mit 86 Episoden in acht Jahren, von 1999 bis 2007, war der Schauspieler als Pate von New Jersey der Mittelpunkt des Soprano-Universums. In dessen komplexem Charakter spiegelte sich der amerikanische Mittelstand — erfolgsorientiert, angstgeschüttelt, familientreu. Gandolfini gelang dabei das Kunststück, die Zuschauer mit einem Killer mitfiebern zu lassen, einen Mafiaboss gesellschaftsfähig zu machen.

Für "Sopranos"-Erfinder David Chase waren Gandolfinis traurige Augen dessen Geheimnis. Er habe ihm immer gesagt, dass er ein Genie wie Mozart sei, erzählte Chase, doch der privat sehr bescheidene Gandolfini habe das nie hören wollen. Drei Emmys und einen Golden Globe musste er aber annehmen für seinen schillernden Tony. Auf der anderen Seite drohte ihn der Erfolg auch festzulegen. Immer wieder wurde er gebucht für Männer, die spontan hin- und herschalten können zwischen Zärtlichkeit und Brutalität, hinter deren gemütlicher Fassade ein Monster lauert. "True Romance", "The Mexican" oder "Killing them softly" waren solche Filme. In Letzterem spielte Gandolfini einen gebrochenen, ältlichen Killer — überhaupt wirkte er stets viel älter, als er wirklich war, als würde ihn seine unbändige Lebensenergie schneller ausbrennen lassen.

Privat lebte der Star, Vater von zwei Kindern aus zwei Ehen, eher zurückgezogen, engagierte sich für die Krebsvorsorge und produzierte zwei Dokumentationen über die psychischen Folgen des Krieges für Soldaten. Gewalt verabscheute er, seinen Erfolg versuchte er genauso kleinzureden wie seinen Beruf. In Hollywood sieht man das anders, Kollegen wie Steve Carrell, Robin Williams oder Bette Midler reagierten gestern bestürzt auf die Todes-Nachricht. Gandolfini hielt sich in Italien auf, um ein Filmfestival zu besuchen. Ausgerechnet in Italien. Wie seine Figur Tony Soprano war auch der Schauspieler italienischer Abstammung. In der Serie ließen ihn die Autoren trotz seiner Taten aber am Ende überleben. Das wahre Leben hat ihm diese Gnade versagt. Bye, bye, James "Tony" Gandolfini.

(RP)
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